Willst Du Normal Sein Oder Gluecklich

Seminaren und Therapien versichern: Es ist eher untertrieben. Darum habe ich die Mutter der Kindheit die »größte Tür in deine Freiheit« genannt. Damit die Söhne und Töchter von heute nicht morgen noch als Fünfzigjährige mutterverstrickt durchs Leben laufen, und damit die Liebe zwischen Frau und Mann auch nach vielen Jahren noch frisch, lebendig und spannend bleibt, dürfen die Mütter jetzt umdenken und ihr Mutter-Dasein als vorübergehende Zeitarbeit betrachten.
    Eine Frau, die sich in erster Linie über ihr Mutter-Sein definiert, besitzt eine andere Ausstrahlung als diejenige, für die das Mutter-Sein nur ein Aspekt unter mehreren ihres Frauenlebens ist. Spüre selbst einmal in die Energie des Wortes »Mutter« und in die des Wortes »Frau« hinein. Eine »Mutter« definiert ihr Leben vor allem im Bezug auf ihre Kinder. Die meiste Zeit des Tages kreisen ihr Denken, Fühlen und Handeln automatisch um sie und nicht um das eigene Glück.
    Und der Mann wird ebenfalls schnell zum »Opfer« ihres Mutterwahns, auch wenn sich viele mutterverstrickte
Männer gern freiwillig als weiteres Kind unter ihre Gluckenfedern begeben. Hast du schon einmal die Frage gehört: »Mutter, haben wir gekocht?« Und am Abend geht’s dann mit Mutter ins Bett. Sehr prickelnd wird das nicht. Viele Männer beklagen, dass sich die Sexualität ihrer Frau schlagartig verändert hat, nachdem sie Mutter geworden war. Manche fühlen sich regelrecht betrogen und sagen: »Vorher war ich gefragt im Bett. Seitdem das Kind da ist, macht sie dicht und lässt mich abblitzen.« Ich werfe dieses Verhalten keiner Mutter vor, denn sie macht es unbewusst und glaubt, das Richtige zu tun. Wenn Mütter dies über viele Generationen gemacht haben, dann braucht es jetzt eine Zeit der Umstellung und Bewusstwerdung. Diese Zeit ist jetzt da. Nicht nur wir selbst dürfen uns jetzt konsequent aus den Verstrickungen mit Mutter und Vater der Kindheit lösen. Auch umgekehrt dürfen heutige Mütter und auch Väter sich die im Innern erzeugten Schnüre, Kabel und Ketten einmal anschauen, mit denen sie sich an ihre Kinder gekettet haben und diese an sich. In der Meditation » Eltern helfen ihrem Kind« kann jeder diese Verstrickungen sehen und spüren und sich selbst und seine Kinder daraus befreien.
     
    Ein Kind ist kein unfertiges Wesen, das von Erwachsenen bearbeitet (heißt: erzogen) werden muss, damit aus ihm ein »richtiger« Mensch wird. In jedem Baby steckt ein vollständiges, unschuldiges, geistiges Wesen mit mehr Liebe und Weisheit, als uns bewusst ist, und von dem sich Mütter und Väter eine Scheibe abschneiden könnten. Dieser Geist des Kindes, seine Seele,
wünscht sich Wertschätzung, Respekt, Ansprache und Liebe. Anstelle von »Erziehung« wünscht es sich Vorbilder, Menschen, die mit sich im Frieden sind und ein glückliches, liebevolles Leben leben. Es spürt mit tausend Antennen, wie es Mutter und Vater innerlich und miteinander geht und leidet mit ihnen, wenn es ihnen nicht gut geht.
    Dein Kind lernt von dir, keine Frage. Aber was lernt es? Und wodurch lernt es? Deine Ermahnungen, deine Ratschläge, deine Wünsche, deine Befehle, deine Kontrolle – durch diese Dinge lernt dein Kind nichts von dir. Dein Kind lernt von dir durch das, was du vorlebst, und vor allem, wie du es lebst. Dein Kind lernt durch dein Verhalten. Und von deinen Worten nur das, was mit deinem Verhalten übereinstimmt.
    Dein Kind lernt von dir, verlogen und heuchlerisch zu werden oder wahrhaftig und ehrlich zu bleiben. Dein Kind lernt von dir, zu sich selbst zu stehen oder bestimmte Seiten zu verstecken, die du an dir selbst nicht magst. Dein Kind lernt von dir, sich die Freude am Leben zu nehmen, so wie du es selbst tust oder sich Freude in großem Maße zu gönnen, denn von Natur aus ist große Freude in ihm. Dein Kind lernt von dir, sein Urvertrauen ins Leben immer mehr einzuschränken und durch seine Enttäuschungen dem Leben und den Menschen gegenüber misstrauisch zu werden. Dein Kind lernt von deiner Art, zu sein und zu leben und nicht von deinen Vor-Stellungen und den Regeln, die du ihm auferlegst. Jedes Kind spürt instinktiv, was deine Wahrheit ist. Und wenn du etwas anderes lebst als was du sagst, dann lernt es genau diese Doppelbödigkeit,
und es lernt, sich dir und seiner Situation anzupassen durch trickreiches Verhalten, durch das Ausspielen der Elternteile, durch Verstellen und Verstecken seines wahren Gesichtes und die Unterdrückung seiner wirklichen Gefühle.