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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Mann, aber etwas Zurückhaltendes in Strachans Ton warnte ihn, daß dies eine Lüge sei, und eine plötzliche Erleuchtung ließ ihn einen Bluff wagen.
    «Dann wären Sie bestimmt sehr überrascht, wenn ich Ihnen sagte, daß Ihr Wagen zwischen zwölf Uhr und halb eins auf der Straße zwischen Campbells Behausung und dem Anwoth Hotel gesehen worden ist?»
    Darauf war Strachan offensichtlich nicht vorbereitet.
    «Ja», sagte er, «das würde mich überraschen.»
    «Es ist auch überraschend», entgegnete der Polizeipräsident, «aber, wie Sie selbst sagen, irgendein Naseweis ist immer unterwegs. Und nachdem Sie nun darauf aufmerksam gemacht wurden, erinnern Sie sich jetzt vielleicht, daß Sie in diese Richtung gefahren sind?»
    «Hm, ja. Das hatte ich im Moment ganz vergessen; ich bin – ich dachte –»
    «Sie sind zu Campbells Haus gefahren, Mr. Strachan. Genauer gesagt, Sie sind dort gesehen worden. Warum waren Sie dort?»
    «Ich dachte, ich fände dort vielleicht Farren.»
    «Wieso?»
    «Ja nun, ja – er konnte Campbell nicht besonders gut leiden, und ich dachte – mir war so der Gedanke gekommen, daß er es sich vielleicht in den Kopf gesetzt haben könnte, sich von Campbell eine Erklärung oder dergleichen zu holen.»
    «War das nicht ein etwas komischer Gedanke, der Ihnen da gekommen ist?»
    «Nicht sehr. Schließlich hat’s ja keinen Zweck, so zu tun, als ob er und Campbell sich besonders gut verstanden hätten. Sie hatten an diesem Abend Streit gehabt –»
    «Schon, aber das wußten Sie um diese Zeit doch noch gar nicht, Mr. Strachan. Sie haben mir vorhin erzählt, Sie seien von Balmae direkt nach Tongland gefahren, ohne in Kirkcudbright anzuhalten oder mit jemandem zu sprechen.»
    «Gewiß, das stimmt. Aber wenn doch Farren sich umbringen wollte, schließlich kann ich zwei und zwei zusammenzählen.»
    «Ach so. Dann war das nur eine Vermutung. Mr. Farren hatte Ihnen in seiner Nachricht nichts davon mitgeteilt, daß er vielleicht noch zu Mr. Campbell wollte?»
    «Überhaupt nichts dergleichen.»
    «Mr. Strachan, ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie sich große Unannehmlichkeiten machen können, wenn Sie weiter wie bisher mit der Wahrheit zurückhalten. Wir wissen, was auf dem Zettel stand.»
    «Ach!» Strachan hob die Schultern. «Na bitte, wenn Sie’s wissen, warum fragen Sie mich?»
    «Wir wollen von Ihnen eine unabhängige Bestätigung haben, Mr. Strachan, und ich muß sagen, daß Sie es mit Ihrem Verhalten für Mr. Farren und für sich selbst sehr schwermachen.»
    «Na schön, wenn Farren es Ihnen gesagt hat – also gut, auf dem Zettel stand etwas von Campbell, und ich bin hingefahren, um zu sehen, ob Farren dort war, andernfalls, um Campbell zu warnen.»
    «Ihn zu warnen? Dann haben Sie also Mr. Farrens Drohungen sehr ernst genommen?»
    «Na ja, nicht sehr. Aber beide sind nun einmal sehr hitzig, und da dachte ich, wenn sie in dieser Stimmung aufeinandertreffen, kann das unerfreulich werden, eventuell sogar ernst ausgehen.»
    «Haben Sie Ihre Warnung an den Mann gebracht?»
    «Das Haus war leer. Ich habe ein paarmal geklopft, und als alles dunkel blieb, bin ich hineingegangen.»
    «Die Tür war also offen?»
    «Nein, aber ich wußte, wo ich den Schlüssel finden konnte.»
    «Wußte das jeder?»
    «Woher soll ich das denn wissen? Ich wußte nur, daß ich Campbell schon oft nach dem Abschließen den Schlüssel an einen bestimmten Nagel hinter der Regenrinne hatte hängen sehen.»
    «Verstehe. Sie sind also hineingegangen.»
    «Ja. Drinnen sah alles ganz sauber und aufgeräumt aus und machte nicht den Eindruck, als ob Campbell da gewesen wäre. Es stand kein Geschirr vom Abendessen und dergleichen herum, und im Bett war er auch nicht, denn ich bin hinaufgegangen, um nachzusehen. Da habe ich ihm einen Zettel auf den Tisch gelegt, bin wieder hinausgegangen, hab die Tür zugeschlossen und den Schlüssel wieder an seinen Nagel gehängt.»
    Der Polizeipräsident vermochte nur mit allergrößter Selbstbeherrschung zu verbergen, wie sehr ihn diese Neuigkeit vom Sockel riß. Es gelang ihm, in sachlichem Ton zu fragen: «Was haben Sie auf diesen Zettel geschrieben?» Und als Strachan zu zögern schien, fügte er selbstsicherer, als ihm zumute war, hinzu: «Versuchen Sie sich diesmal etwas genauer zu erinnern, Mr. Strachan. Wie Sie sehen, können wir solche Dinge manchmal nachprüfen.»
    «Ja», sagte Strachan. «Eigentlich habe ich mich ja schon gewundert, warum ich von dem Zettel nicht

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