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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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der Mitwisserschaft stellen. Sind Sie bereit, soweit zu gehen?»
    Der Polizeipräsident war keineswegs bereit, soweit zu gehen, dennoch erwiderte er knapp: «Dieses Risiko werden Sie eingehen müssen.»
    Strachan schwieg, seine Finger klopften nervös auf den Tisch. Die Uhr auf dem Kaminsims tickte laut, und aus dem Garten ertönte die Stimme Myras, die mit ihrer Mutter und dem Kindermädchen spielte.
    «Also gut», sagte Strachan endlich. «Was hat Farren von sich gegeben, das meiner Bestätigung bedarf?»
    Sir Maxwell Jamieson mußte sich von neuem ärgern über die Offensichtlichkeit dieser Falle.
    «So geht das nun leider nicht, Mr. Strachan», meinte er ein wenig bissig. «Ich glaube, es ist besser, wenn Sie mir alles von Anfang an erzählen und die Ereignisse aus Ihrer Sicht schildern.»
    «Was nennen Sie von Anfang an?»
    «Fangen Sie damit an, wo Sie am Montagnachmittag waren.»
    «Montag nachmittag? Da war ich draußen. Habe gemalt.»
    «Wo?»
    «Bei Balmae. Wollen Sie einen Beweis dafür? Ich kann Ihnen das Bild zeigen, aber dem sieht man natürlich nicht an, daß es am Montag gemalt worden ist. Allerdings hat bestimmt jemand den Wagen gesehen. Ich hab ihn auf einer Wiese abgestellt und bin zu Fuß bis zu den Klippen weitergegangen. Gegenstand des Gemäldes: die Insel Ross, Preis nach Fertigstellung: 50 Guineen.»
    «Wann sind Sie dort weggefahren?»
    «Ungefähr um halb acht.»
    «Hatten Sie bis dahin noch gutes Licht?»
    «Ach du liebes bißchen!» rief Strachan. «Besitzt die Polizei seit neuestem auch noch Kunstverstand? Nein, ich hatte bis dahin kein Licht mehr. Aber ich hatte mir mein Abendbrot mitgenommen, bestehend aus kaltem Braten, Brötchen, braunem Brot, Käse, Tomaten und einer Flasche Worthington. Um mir während dieser Orgie die Zeit zu vertreiben, hatte ich ein Buch bei mir – ein sehr hübsches Buch über einen Mord, der in dieser Gegend hier passiert ist. Sir John Magills letzte Reise , von einem gewissen Mr. Crofts. Sollten Sie mal lesen. In dem Buch läßt die Polizei ihre Probleme von Scotland Yard lösen.»
    Sir Maxwell nahm diese Information entgegen, ohne mit der Wimper zu zucken, und fragte lediglich: «Sind Sie dann nach Gatehouse zurückgefahren?»
    «Nein. Ich bin nach Tongland gefahren.»
    «Durch Kirkcudbright gekommen?»
    «Da ich kein Flugzeug hatte, mußte ich wohl oder übel durch Kirkcudbright.»
    «Ich meine, um wieviel Uhr?»
    «Etwa gegen acht.»
    «Hat Sie jemand gesehen?»
    «Das bezweifle ich kaum. Nach meiner Erfahrung kommt man nie durch Kirkcudbright oder irgendeinen anderen Ort, ohne wenigstens von einem halben Dutzend Menschen gesehen zu werden.»
    «Angehalten haben Sie nirgends?»
    «Nein.»
    «Sie sind also nach Tongland gefahren. Und dort?»
    «Dort habe ich geangelt. Gesamte Ausbeute: eine Forelle, dreiviertel Pfund schwer, noch eine Forelle, 200 Gramm, und drei, die noch zu klein waren, um ihre Heimat zu verlassen.»
    «Haben Sie dort jemanden gesehen?»
    «Nicht daß ich wüßte. Der Wirt kennt mich, aber er war nicht da. Irgendein Naseweis wird mich aber bestimmt gesehen haben.»
    «Wann sind Sie in Tongland weggefahren?»
    «Ich schätze, so ungefähr gegen elf. Die Fische schienen die rechte Lust verloren zu haben, und ich auch.»
    «Und dann?»
    «Dann bin ich als braves Bübchen nach Hause gefahren. Dort bin ich um Mitternacht herum angekommen.»
    «Dafür können Sie natürlich Zeugen aufbieten?»
    «Natürlich. Meine Frau und mein Dienstmädchen. Aber die beschwören selbstverständlich alles, was ich ihnen sage.»
    «Gewiß», sagte Sir Maxwell, von Strachans Sarkasmus völlig ungerührt. «Wann dann?»
    «Dann bin ich wieder mit dem Wagen weggefahren.»
    «Warum?»
    «Um Farren zu suchen.»
    «Wie kamen Sie dazu?»
    «Zu Hause lag für mich eine Nachricht von ihm.»
    «Haben Sie die Nachricht noch?»
    «Nein, ich habe den Zettel verbrannt.»
    «Was stand darauf?»
    «Daß er die Absicht habe, sich umzubringen. Ich hab gedacht, ich sollte ihm wohl nachfahren und ihn davon abhalten.»
    «Hat er denn gesagt, wohin er wollte?»
    «Nein, aber ich hab mir gedacht, daß er wahrscheinlich in die Berge bei Creetown fahren würde. Wir hatten verschiedene Male über das Problem des Selbstmords diskutiert, und die alten Bleiminen da oben schienen eine gewisse Anziehungskraft auf ihn auszuüben.»
    «Aha. Sie sind direkt nach Creetown gefahren?»
    «Ja.»
    «Sind Sie ganz sicher, Mr. Strachan?»
    «Aber natürlich.»
    Sir Maxwell war ein vorsichtiger

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