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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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zum Dank für meine Mühe nur angemotzt, und da hab ich ihn eben gelassen. Na ja, nun hat er’s einmal zu oft getan, und aus.»
    «Bitte, sprich doch nicht so gefühllos», flehte Mrs. Strachan.
    «Der arme Mann ist tot, und wenn er auch kein besonders netter Mensch war, muß er einem doch leid tun.»
    Strachan ließ sich herab, sein Bedauern auszudrücken und zu betonen, er habe dem Mann ja nie etwas Schlechtes gewünscht. Er legte die Stirn in die Hand, als hätte er ganz schlimmes Kopfweh.
    «Sie sind ja anscheinend auch ein bißchen unter die Räder gekommen», bemerkte Wimsey.
    Strachan lachte. «Ja», sagte er, «das war vielleicht eine dämliche Geschichte. Ich war schon nach dem Frühstück auf der Golfbahn, da schlägt doch so ein Obertrottel den Ball ein paar Meilen weit aus der Richtung und mir, platsch, genau aufs Auge.»
    Wieder entfuhr Mrs. Strachan ein spitzer Schrei der Überraschung.
    «Oh!» machte sie, verstummte aber schnell, als Strachan sein buntschillerndes Auge warnend auf sie richtete.
    «Wie ärgerlich», fand Wimsey. «Wer war denn dieser Tölpel?»
    «Keine Ahnung», meinte Strachan wegwerfend. «Ich war im Augenblick vollkommen weg, und als ich wieder zu mir kam und mich etwas in der Gegend umschaute, hab ich nur noch ein paar Männer in der Ferne verschwinden sehen. Mir war noch viel zu schwummrig, als daß ich mich groß darum gekümmert hätte; ich wollte nur noch ins Clubhaus und einen Schluck trinken. Den Ball hab ich jedenfalls – ein Silver King. Wenn mal einer danach fragt, werde ich ihm schon heimleuchten.»
    «Ein böser Schlag», sagte Wimsey mitfühlend. «Das Veilchen ist ein Prachtexemplar, aber wahrscheinlich auch sehr schmerzhaft? Ganz schön geschwollen. Wann genau ist das denn passiert?»
    «Hm, ziemlich früh», antwortete Strachan. «Gegen neun, würde ich sagen. Ich bin im Clubhaus in mein Zimmer gegangen und hab mich für den Rest des Vormittags hingelegt, so elend war mir. Anschließend bin ich gleich nach Hause gekommen, daher hatte ich auch von der Geschichte mit Campbell noch nichts gehört. Hol’s der Henker, das gibt jetzt wohl auch noch eine Beerdigung. Reichlich peinlich. Normalerweise würden wir ja vom Club aus einen Kranz schicken, aber unter den gegebenen Umständen weiß ich nicht genau, was zu tun ist, denn als er das letzte Mal hier war, habe ich ihn aufgefordert, seinen Austritt zu erklären.»
    «Ein hübsches Problemchen», meinte Wimsey. «Aber ich meine, ich würde trotzdem einen schicken. Versöhnliche Geste und so. Heben Sie sich Ihre Rachegelüste für den auf, der Ihr Gesicht so zugerichtet hat. Mit wem haben Sie denn übrigens gespielt? Hätte er den Attentäter nicht identifizieren können?»
    Strachan schüttelte den Kopf. «Ich habe ja nur eine Übungsrunde für mich allein gespielt», sagte er. «Sogar meine Schläger habe ich selbst getragen, also mit Zeugen ist nichts.»
    «Ach so. Aber Ihre Hände sehen auch ziemlich zerschunden aus. Sie scheinen sich eine Zeitlang im dicksten Kampfgetümmel aufgehalten zu haben. Na ja, aber eigentlich war ich gekommen, um zu fragen, ob Sie morgen mit Waters, Bill Murray und mir einen Vierer spielen möchten, aber solange Ihr sicheres Auge sozusagen aus der Form ist …»
    «Kaum», sagte Strachan mit grimmigem Lächeln.
    «Dann mach ich mich jetzt mal wieder auf», sagte Wimsey und erhob sich. «Adieu, Mrs. Strachan, adieu, alter Knabe. Bitte bemühen Sie sich nicht, ich finde schon allein zur Tür.»
    Strachan ließ es sich jedoch nicht nehmen, ihn bis ans Gartentor zu begleiten.
    An der Straßenecke überholte Wimsey Miss Myra Strachan und ihr Kindermädchen auf dem Abendspaziergang. Er hielt an und fragte, ob sie nicht ein bißchen mitfahren möchten.
    Myra stimmte begeistert zu, und ihre Aufpasserin hatte nichts einzuwenden. Wimsey setzte die Kleine neben sich, das Kindermädchen packte er auf den Rücksitz, und dann ließ er seinen Daimler zeigen, was unter der Motorhaube steckte.
    Myra war außer sich vor Entzücken.
    «So schnell fährt Daddy nie», sagte sie, als sie die baumüberwachsene Kuppe bei Cally Lodge nahmen und wie ein Flugzeug ins freie Land hinuntersegelten.
    Wimsey warf einen Blick auf die Tachometernadel, die um die 85 Meilen spielte, und nahm die Kurve mit einem sehenswerten Schleudermanöver.
    «Das ist aber ein schönes Veilchen, das dein Daddy da auf dem Auge hat», meinte er.
    «Ja, nicht? Ich hab ihn gefragt, ob er sich geprügelt hat, und er hat gesagt, ich soll

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