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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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nicht so frech sein. Ich finde Prügeln schön. Bobby Craig hat mir mal ein Veilchen geschlagen. Aber ich hab ihm die Nase blutig gehauen, und da haben sie seinen Anzug in die Reinigung geben müssen.»
    «Junge Damen sollten sich nicht prügeln», tadelte Wimsey.
    «Auch moderne junge Damen nicht.»
    «Warum nicht? Ich finde Prügeln schön. Oooh! Sieh mal, die Kühe!»
    Wimsey trat schnell auf die Bremse und brachte den Daimler auf ein sittsames Tempo herunter.
    «Ich glaub aber doch, daß er sich geprügelt hat», fuhr Myra fort. «Er ist die ganze Nacht nicht heimgekommen, und Mummy hat sich solche Sorgen gemacht. Sie hat nämlich Angst vor unserem Auto, weil es so schnell fährt, aber so schnell wie deins kann es nicht fahren. Will die Kuh uns vielleicht umschmeißen?»
    «Na klar», antwortete Wimsey. «Sie hält uns für einen Pfannkuchen und will uns auf die andere Seite drehen.»
    «Quatsch! Kühe essen doch keinen Pfannkuchen, die essen Ölkuchen. Ich hab auch mal davon gegessen, aber der war eklig; mir ist ganz schlecht geworden.»
    «Geschieht dir recht», sagte Wimsey. «Ich setze euch hier jetzt besser ab, sonst bist du zum Schlafengehen nicht rechtzeitig daheim. Oder ich fahre euch lieber ein Stückchen zurück.»
    «Au ja, bitte», sagte Myra. «Dann können wir die Kühe jagen, daß sie rennen wie verrückt.»
    «Das wäre aber sehr ungezogen», erwiderte Wimsey. «Es tut Kühen nicht gut, so schnell zu laufen. Du bist ein freches, blutdürstiges, gieriges und unfreundliches Persönchen und wirst eines Tages eine richtige Gefahr für die Gesellschaft sein.»
    «Prima! Dann hab ich eine Pistole und ein schickes Abendkleid und kann die Leute in Opiumhöhlen locken und abstechen. Dich sollte ich wohl besser heiraten, weil du so ein schnelles Auto hast. Das wäre nämlich sehr nützlich.»
    «Und ob», pflichtete Wimsey ernsthaft bei. «Ich werd’s mir mal vormerken. Aber am Ende magst du mich später gar nicht mehr heiraten, weißt du?»

Waters
    Es gefiel Lord Peter, hier in Kirkcudbright ein Leben der Schlichtheit zu führen. Sehr zum Leidwesen der Hoteliers hatte er es dieses Jahr vorgezogen, ein kleines Studio ganz am Ende eines schmalen, gepflasterten Hofs zu mieten, dessen leuchtendblaues Gartentor es zur High Street hin als Bleibe einer Künstlerseele auswies. Er selbst erklärte dieses exzentrische Betragen damit, daß es ihm Spaß mache, seinen überaus korrekten Diener unter einem auf dem Hof befindlichen Wasserhahn Forellen ausnehmen und Kartoffeln waschen und gelegentliche Besucher mit vollendeter Westendetikette empfangen zu sehen.
    Als er jetzt an den Fahrrädern vorbei, die den Eingang nahezu versperrten, über den Hof klapperte, sah er diesen tüchtigen Menschen mit einem zwar beherrschten, doch fast schon ungeduldig zu nennenden Gesichtsausdruck auf der Türschwelle warten.
    «Hallo, Bunter!» rief Seine Lordschaft gutgelaunt. «Was gibt’s denn zum Abendessen? Ich verspüre ganz ungebührlichen Appetit. Oben bei Creetown gibt’s eine wunderschöne Leiche.»
    «Ich hatte bereits angenommen, daß Eure Lordschaft sich in die Ermittlungen eingeschaltet haben würden. Da ich nicht sicher war, wann Eure Lordschaft nach Hause kommen würden, habe ich es für ratsam gehalten, zum Abendessen ein Gericht aus Schmorbraten, eingedickter Soße und Gemüsebeilagen vorzubereiten, da es sich notfalls auch warmhalten läßt, ohne zu zerkochen.»
    «Ausgezeichnet», sagte Seine Lordschaft.
    «Vielen Dank, Mylord. Wie ich vom Fleischer erfahren habe, nennt man den Teil des Tiers, den ich als Kalbsfuß zu bezeichnen gewohnt bin, hierzulande – äh – Hachse.»
    «Ich glaube, Sie haben recht, Bunter.»
    «Ich habe dem Mann aber nicht einfach geglaubt», sagte Bunter mit melancholischer Würde. «Ich habe den Tierkörper inspiziert und mich vergewissert, daß auch das richtige Stück abgeschnitten wurde.»
    «Sie sind immer so gründlich», sagte Wimsey anerkennend.
    «Ich versuche mein Bestes, Mylord. Wünschen Mylord, daß ich für die Dauer des Aufenthalts in diesem Land das erwähnte Lebensmittel ebenfalls – äh – Hachse nenne?»
    «Es wäre ein taktvolles Zugeständnis an das schottische Nationalgefühl, Bunter, wenn Sie sich dazu durchringen könnten.»
    «Sehr wohl, Mylord. Dann darf ich annehmen, daß auch die Hammelkeule, wie schon anläßlich des letzten Besuchs Eurer Lordschaft in diesem Land, wiederum Gigot heißen wird?»
    «Jiggot, Bunter. Nicht Gigot.»
    «Jawohl, Mylord.» Bunter

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