Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
Reifenspuren im Staub zeigten, wo der Wagen morgens hinausgefahren worden war. Gleich dahinter führte ein Holzgatter in einen verwilderten kleinen Garten. An das Atelier schloß sich eine Gartenmauer aus rohen Steinen an, die Hof und Garten vom Nachbargrundstück trennte, und Wimsey sah die Bresche in der Mauer und den Schutthaufen, wo Campbell beim Einfahren in die Garage so ungeschickt zurückgesetzt und Anlaß zu solch unnachbarlichen Gefühlen gegeben hatte.
    Fergusons Cottage war mit Campbells genau identisch, nur daß der Garten gepflegt und die nagelneue Garage – o Schande – aus Wellblech war. Wimsey stieß die Garagentür auf und stand vor einem blitzenden neuen Zweisitzer einer beliebten Marke.
    Das wunderte ihn im ersten Augenblick. Ferguson war mit dem Frühzug nach Glasgow gefahren, und der Bahnhof von Gatehouse lag sechseinhalb Meilen außerhalb des Orts. Warum war Ferguson nicht mit dem Wagen gefahren? Er hätte ihn ohne weiteres bis zu seiner Rückkehr am Bahnhof stehen lassen können. Aber der Wagen schien ein neues Spielzeug zu sein; vielleicht wollte er ihn nicht gern in fremder Obhut wissen. Oder hatte er vielleicht die Absicht, länger fortzubleiben? Oder –?
    Wimsey klappte nachdenklich die Motorhaube auf. Ja, das war die Erklärung. Eine Lücke und ein paar lose Anschlüsse zeigten, daß der Magnetzünder herausgenommen worden war. Ziemlich wahrscheinlich hatte Ferguson ihn zur Reparatur mit nach Glasgow genommen. Aber wie war Ferguson dann zum Bahnhof gekommen? Hatte ihn jemand mitgenommen? War er mit dem Bus gefahren? Mit dem Fahrrad? Das einfachste wäre, hinauszugehen und zu fragen. Auf einem kleinen ländlichen Bahnhof bleibt kein Fahrgast unbemerkt, und es konnte sowieso nicht schaden, wenn Lord Peter sich vergewisserte, ob Ferguson wirklich diesen Zug genommen hatte.
    Wimsey klappte die Haube zu und schloß die Garagentür fest hinter sich. Die Haustür war unverschlossen, also ging er hinein und sah sich um. Alles war ordentlich und so unpersönlich wie nur eben möglich. Mrs. Green hatte überall gefegt, abgestaubt und aufgeräumt, sogar im Atelier, denn wenn der Künstler nicht im Hause ist, stürzt die Zugehfrau sich stets auf seine Farbtöpfe, und keine Zurechtweisung oder Belehrung kann das verhindern. Wimsey betrachtete ein paar Figurenstudien, die aufgereiht an der Wand standen, warf einen Blick auf eine dekorative, sehr kunstvoll und kultiviert gemalte Landschaft, die noch auf der Staffelei stand, und stellte nebenbei fest, daß Ferguson seinen Malereibedarf bei Robertson’s bezog. Er sah flüchtig eine Reihe Kriminalromane auf dem Bücherregal im Wohnzimmer durch und probierte den Deckel des Schreibsekretärs. Er war unverschlossen, und unter dem Deckel kamen ein paar ordentlich aufgeräumte Fächer zum Vorschein. Wimsey stufte Ferguson als einen Menschen von fast pathologischer Ordnungsliebe ein. Nichts hier, was auf Campbells Tod ein Licht hätte werfen können, aber um so größeren Wert legte Wimsey jetzt darauf, Ferguson in die Finger zu bekommen. Die beiden Häuser standen so nebeneinander – einzeln zwar, aber mit einem gemeinsamen Eingangshof –, daß nichts, was in dem einen geschah, im andern hätte unbemerkt bleiben können. Wenn also bei Campbell in der letzten Nacht etwas Ungewöhnliches vorgegangen war, mußte Ferguson es irgendwie mitbekommen haben. Wenn andererseits Ferguson nichts mitbekommen hatte, konnte auch sonst niemand etwas bemerkt haben, denn die beiden Häuser standen abseits und versteckt am Ende eines holprigen, beiderseits zugewachsenen Weges und die Gärten endeten am Fleet. Sollte Jock Graham wirklich letzte Nacht hier an diesem Tümpel, einer Verbreiterung des Fleet, gefischt haben … aber nein, er war ja angeblich zum Loch Trool gefahren! Ferguson war der Mann. Es war gewiß kein Fehler, sich ganz schnell auf seine Spur zu setzen.
    Wimsey kehrte zu seinem Wagen zurück und machte sich auf den Weg über die lange Bergstraße hinauf zum Bahnhof von Gatehouse, der an den Ausläufern der Berge von Galloway liegt und zur einen Seite über das Fleet-Tal und den Viadukt blickt, während von der anderen Seite die hohen Gipfel der Clints of Dromore finster auf ihn herabschauen.
    Um zum Bahnhof von Gatehouse zu kommen, muß man durch eines dieser im Grenzland so zahlreichen Viehgatter, die für streunende Tiere vielleicht ein gewisses Hemmnis sind, für den eiligen Automobilisten indessen ein fortwährendes Ärgernis. Aber wie immer an dieser

Weitere Kostenlose Bücher