Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
nach Glasgow, wo ich als erstes ein heißes Bad genommen und mich rasiert habe – weiß Gott, ich hatte beides nötig! Und gerade wollte ich los, um den Zug um 17 Uhr 20 nach Dumfries zu kriegen, da kommen diese Schwachköpfe von der Polizei daher und nehmen mich fest. So, und würden Sie jetzt endlich die Güte haben, mir zu sagen, was eigentlich los ist?»
«Haben Sie die ganzen vierrr Tage keine Zeitung gelesen?»
«Wir haben am Dienstagmorgen in Larne eine Daily Mail gesehen, und heute nachmittag hab ich mir hier in Glasgow einen Express gekauft, aber ich kann von beiden nicht behaupten, daß ich sie sehr aufmerksam gelesen hätte. Warum?»
«Die Geschichte geht eigentlich auf, wie?» meinte Wimsey, indem er dem Sergeant zunickte.
«Ja, schon, aufgehen tut sie, nur daß dieser Drewitt das alles noch bestätigen muß.»
«Den müssen wir natürlich noch finden», sagte der Polizeidirektor aus Glasgow. «Wo könnte er denn jetzt sein, Mr. Waters?»
«Ach, das weiß der Himmel», antwortete Waters müde. «Irgendwo bei Kintyre, könnte ich mir vorstellen. Glauben Sie mir denn nicht?»
«Doch, natürlich; wieso auch nicht?» meinte der Polizeidirektor. «Aber sehen Sie, Sir, wir sind verpflichtet, für Ihre Version wenn möglich eine Bestätigung einzuholen. Hat Mr. Drewitt eigentlich ein Funkgerät an Bord?»
«Funkgerät? Auf diesem Kahn war nicht mal eine Bratpfanne zuviel», sagte Waters verstimmt. «Und dürfte ich jetzt erfahren, was mir zur Last gelegt wird?»
«Ihnen wird gar nichts zur Last gelegt», sagte der Sergeant.
«Andernfalls», fügte er schlau hinzu, «hätte ich Sie nämlich belehren müssen, daß Sie auf meine Fragen nicht zu antworrrten brauchen.»
«Wimsey, ich sehe an dem Ganzen weder Hand noch Fuß. Um Himmels willen, was bedeutet diese Geheimniskrämerei?»
«Also», sagte Wimsey, nachdem er den Polizeidirektor fragend angesehen und mit einem Kopfnicken Sprecherlaubnis erhalten hatte, «das ist nämlich so, alter Knabe. Vergangenen Dienstag morgen hat man Campbell tot im Minnoch gefunden, mit einem häßlichen Schädelbruch, der von einem stumpfen Gegenstand stammte. Und da man nun Sie zuletzt mit allen zehn Fingern an seiner Kehle gesehen hat und Sie dabei gedroht haben, ihn umzubringen, sehen Sie, da haben wir uns natürlich alle gefragt, wo Sie wohl abgeblieben sein könnten.»
«Mein Gott!» sagte Waters.
«Also», sagte Sergeant Dalziel einige Zeit später zu Wimsey, nachdem Waters sich zurückgezogen hatte, um Brandbriefe und Telegramme an die Susannah in allen möglichen und unmöglichen Häfen zu richten, «das ist ja nun als Beweis sehrrr unbefriedigend. Natürlich werrrden wir diesen Drewitt finden, und natürlich werrrden ihre Aussagen sich haargenau decken. Aber selbst wenn wir annehmen, daß Waters am Doon an Borrrd gegangen ist, wie er sagt – und wer sagt uns, daß es so ist? –, kann er überall wieder abgesetzt worden sein.»
«Moment mal», sagte Wimsey. «Was ist mit der Leiche? Er kann sie nicht gut mit an Bord genommen haben.»
«Ja, das stimmt. Sehrrr rrrichtig. Aber angenommen, Drewitt hat ihn in der Nacht zum Minnoch rrraufgefahren?»
«Nein», sagte Wimsey. «Sie vergessen eines. Der Mann, der Steine ans Fenster geworfen hat, kann Campbell gewesen sein, oder es war Drewitt. Beides geht nicht. Und jemand ist nachts in Waters’ Schlafzimmer hinaufgegangen und hat morgens sein Frühstück gegessen. Das kann nicht Campbell gewesen sein, und daß es Drewitt war, ist höchst unwahrscheinlich, also muß es Waters gewesen sein. Er kann aber unmöglich zum Minnoch hinaufgefahren und in der Zeit wieder zurückgekommen sein.»
«Aber Drewitt könnte die Leiche für ihn weggeschafft haben.»
«Kommt darauf an. Er hätte die Gegend sehr gut kennen müssen, um im Dunkeln den richtigen Platz zu finden. Und wann ist das alles geplant worden? Wenn der Mann am Fenster Campbell war, wie hat Waters dann Verbindung mit Drewitt bekommen? War Drewitt der Mann am Fenster, wann und wo wurde dann Campbell ermordet? Man kann es drehen wie man will, Sergeant, aber beides zugleich können Sie nun mal nicht haben. Wenn Waters um die Zeit an Bord gegangen ist, wie er sagt, hat er sein Alibi. Andererseits gebe ich natürlich gern zu, daß da noch einige schwache Stellen darin sind. Es ist durchaus möglich, daß die Susannah ihn am Dienstagabend irgendwo aufgelesen hat. Nehmen wir zum Beispiel an, Waters wußte im voraus, daß Drewitt an diesem Abend in der Lady Bay sein
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