Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
würde. Er hätte irgendwo ein Auto mieten und die Susannah dort einholen können, und den Rest der Geschichte könnten die beiden dann zusammen ausgeheckt haben. Was Sie beweisen müssen ist, daß Waters am Dienstagmorgen auf die Susannah gegangen ist. Am Doon stehen ein paar Häuser. Irgend jemand muß ihn da mit Sicherheit gesehen haben.»
    «Stimmt», sagte der Sergeant.
    «Und das Fahrrad müßte auch dort sein.»
    «Ach ja», meinte Dalziel resigniert. «Ich sehe schon, Kirche ist morgen früh für mich nicht drin. Schrrrecklich, was in so einem Fall für Arbeit steckt. Und heute nacht fährt kein Zug mehr nach Newton Stewart zurück.»
    «Nicht ein einziger mehr», sagte Wimsey. «Das Leben besteht aus lauter Ärgernissen.»
    «So ist es», sagte Sergeant Dalziel.

À la Farren
    Gilda Farren saß aufrecht wie ein Lilienstengel auf dem hochlehnigen Stuhl und spann Wolle. Sie war gekleidet wie ein mittelalterliches Fräulein, mit enger Taille und weitem langem Rock bis dicht über den Boden, worunter ihr Fuß auf der Tretkurbel friedlich auf und ab wippte. Das Kleid hatte einen viereckigen Ausschnitt und lange, enganliegende Ärmel und war aus feiner cremefarbener Serge, was ihr ein Fluidum erhabener Reinheit verlieh. Daneben hatte es den Vorteil, daß man die weißen Wollfluser nicht so gut darauf sah, die eine Spinnerin über und über zu bedecken pflegen, so daß sie aussieht, als ob sie in den Kleidern geschlafen hätte. Lord Peter Wimsey, der ziemlich nah neben ihr saß, um dem Luftzug des wirbelnden Spinnrads zu entgehen, nahm dieses Detail ironisch anerkennend zur Kenntnis.
    «Also, Mrs. Farren», meinte er gutgelaunt, «nun dürften wir den pflichtvergessenen Gatten ja bald wieder hier haben.»
    Ihre langen Hände, die die Flocke zur Spindel führten, stockten ganz kurz, und der Faden wurde dünn und dann wieder dick.
    «Warum glauben Sie das?» fragte Mrs. Farren, ohne auch nur den rotgoldenen Kopf zu wenden.
    «Großfahndung», sagte Wimsey, indem er sich eine neue Zigarette anzündete. «Nichts weiter Aufregendes. Besorgte Freunde und Angehörige und dergleichen.»
    «Das», sagte Mrs. Farren, «ist eine sehr große Unverschämtheit.»
    «Ich muß zugeben», sagte Wimsey, «daß Sie nicht übermäßig besorgt aussehen. Wenn die Frage nicht ungehörig ist, warum nicht?»
    «Ich finde die Frage ungehörig», sagte Mrs. Farren.
    «Das tut mir leid», sagte Wimsey, «aber die Frage bleibt. Warum sind Sie so wenig besorgt? Verlassen aufgefundenes Fahrrad – gefährliche alte Mine – rastlose Polizei mit Seilen und Enterhaken – leerer Stuhl – verlassenes Heim – und eine Dame des Hauses, die dasitzt und einen gleichmäßigen Faden spinnt. Das könnte einer doch komisch finden.»
    «Ich habe ja schon gesagt», erwiderte Mrs. Farren, «daß ich dieses ganze Gerede von Minen und Selbstmord lächerlich finde. Für die albernen Ideen von Dorfgendarmen bin ich nicht verantwortlich. Und mich stört dieses Herumgeschnüffel in meinen Privatangelegenheiten über die Maßen. Der Polizei kann ich verzeihen, Lord Peter, aber was haben Sie eigentlich damit zu schaffen?»
    «Überhaupt nichts», antwortete Wimsey fröhlich. «Nur, wenn Sie mir die Wahrheit sagen wollten, könnte ich vielleicht die Wogen glätten.»
    «Welche Wahrheit?»
    «Sie könnten mir zum Beispiel sagen», erklärte Wimsey, «woher der Brief kam.»
    Die rechte Hand stockte und verhaspelte sich in ihrer Arbeit. Der Faden entwischte dem linken Daumen und Zeigefinger und wickelte sich viel zu fest um die Spindel. Mrs. Farren stieß einen kurzen Schrei der Entrüstung aus, hielt das Rad an und wickelte den Faden wieder los.
    «Verzeihung», sagte sie, nachdem sie den Fehler wieder in Ordnung gebracht hatte. Sie setzte das Rad mit einer leichten Handbewegung wieder in Gang. «Was hatten Sie vorhin gesagt?»
    «Ich sagte, Sie möchten mir bitte sagen, woher der Brief kam.»
    «Was für ein Brief?»
    «Der Brief, den Ihr Mann Ihnen am Donnerstag geschrieben hat.»
    «Wenn die Polizei in meiner Korrespondenz gewühlt hat», sagte Mrs. Farren, «kann sie Ihnen wahrscheinlich alles sagen, was Sie wissen wollen – es sei denn, sie kann auch keine Einmischungen leiden.»
    Ihr Atem kam stoßweise und zornig.
    «Nun», meinte Wimsey, «wie die Dinge liegen, hat die Polizei diese kleine Vorsichtsmaßnahme außer acht gelassen. Aber da Sie schon einmal die Existenz des Briefes zugeben –»
    «Ich gebe gar nichts dergleichen zu.»
    «Aber ich bitte

Weitere Kostenlose Bücher