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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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«Ich wollte gute Miene machen. Schließlich will ich meinen Mann nicht vor seinen Freunden bloßstellen.»
    «Ganz recht», meinte Wimsey. «Außerdem», fuhr er unbarmherzig fort, «hätte es ja so aussehen können, als ob Sie auf irgendeine Art versagt hätten.»
    «Ich habe immer meine Pflicht als seine Frau getan.»
    «Allzu wahr», sagte Wimsey. «Er hat Sie auf einen Sockel gestellt, und seitdem hocken Sie da oben. Was hätten Sie mehr tun können?»
    «Ich war ihm immer treu», sagte Mrs. Farren immer heftiger.
    «Ich habe gearbeitet und ihm ein schönes Heim gemacht und – und dafür gesorgt, daß er hier einen Ort der Entspannung und Inspiration hatte. Ich habe alles getan, um ihn künstlerisch zu fördern. Ich habe meinen Anteil an den Haushaltungskosten getragen –» Hier schien ihr plötzlich bewußt zu werden, daß sie ins Lächerliche abglitt, und sie sagte schnell: «Für Sie ist das alles vielleicht nichts, aber es bedeutet Opfer und harte Arbeit.»
    «Das weiß ich», antwortete Wimsey ruhig.
    «Ist es meine Schuld, daß – nur weil dies hier so ein friedliches und schönes Heim war – dieser unglückliche Mann hierherkam und mir von seinen Sorgen berichtete? Ist das vielleicht ein Grund, mich mit Verdächtigungen zu kränken? Glauben Sie , daß an meinen Empfindungen für Sandy Campbell mehr war als reines Mitleid?»
    «Nicht eine Sekunde», sagte Wimsey.
    «Warum konnte denn dann mein Mann es glauben?»
    «Weil er Sie liebte.»
    «Das ist nicht die Art von Liebe, die ich als Liebe anerkenne. Wenn er mich liebte, hätte er mir vertrauen müssen.»
    «Im Grunde», sagte Wimsey, «bin ich da ganz Ihrer Meinung. Aber jeder hat nun mal von Liebe seine eigene Vorstellung, und Hugh Farren ist ein anständiger Mann.»
    «Ist es anständig, von anderen Schlechtes zu glauben?»
    «Nun – ich fürchte, das eine fällt oft mit dem anderen zusammen. Ich meine, tugendhafte Menschen sind in solchen Dingen im allgemeinen dumm. Aus diesem Grunde haben schlechte Männer immer die anhänglichsten Frauen – weil sie nicht dumm sind. Ebenso ist es mit schlechten Frauen – meist führen sie ihren Mann an der Leine. So sollte es vielleicht nicht sein, aber so ist es.»
    «Halten Sie sich selbst für anständig, wenn Sie so reden?»
    «Meine Güte, nein», sagte Wimsey. «Ich bin ja auch nicht dumm. Darüber würde meine Frau sich nicht zu beklagen haben.»
    «Anscheinend glauben Sie, daß Untreue nur etwas Belangloses ist im Vergleich mit –»
    «Mit Dummheit. Das will ich nicht unbedingt sagen. Aber das eine kann so viel Verdruß bereiten wie das andere, und das Schlimme ist, Dummheit ist unheilbar. Sie gehört zu den Dingen, mit denen man sich abfinden muß. Ich werde meiner Frau nicht unbedingt untreu sein, aber ich weiß genug über Untreue, um sie zu erkennen und nicht fälschlicherweise für etwas anderes zu halten. Wenn ich zum Beispiel mit Ihnen verheiratet wäre, wüßte ich, daß Sie mir unter gar keinen Umständen je untreu sein würden. Erstens haben Sie dazu gar nicht das Temperament. Zweitens würden Sie nie geringer von sich denken wollen, als Sie es tun.
    Drittens ginge es gegen Ihre ästhetischen Begriffe. Und viertens gäbe es anderen Leuten etwas gegen Sie in die Hand.»
    «Wahrhaftig», sagte Mrs. Farren, «die Gründe, die Sie anführen, sind noch beleidigender als die Verdächtigungen meines Mannes.»
    «Da haben Sie vollkommen recht», sagte Wimsey. «Sie sind es.»
    «Wenn Hugh hier wäre», sagte Mrs. Farren, «würde er Sie aus dem Fenster werfen.»
    «Wahrscheinlich», sagte Wimsey. «Sie sehen, nachdem ich es Ihnen ins rechte Licht gerückt habe, verstehen auch Sie, daß seine Haltung Ihnen gegenüber eher ein Kompliment ist als das Gegenteil.»
    «Gehen Sie doch zu ihm», sagte Mrs. Farren heftig. «Sagen Sie ihm, was Sie eben zu mir gesagt haben – wenn Sie es wagen –, und dann warten Sie ab, was er Ihnen erzählt.»
    «Mit Vergnügen», sagte Wimsey, «wenn Sie mir seine Adresse geben.»
    «Ich kenne sie nicht», antwortete Mrs. Farren knapp. «Aber abgestempelt war der Brief in Brough in Westmoreland.»
    «Danke», sagte Wimsey, «ich werde ihn finden, und – übrigens, ich werde der Polizei hiervon nichts sagen.»
    Am Montag zur frühen Morgenstunde fuhr ein großer schwarzer Daimler mit übergroßer Motorhaube und Rennkarosserie ruhig und leise die Hauptstraße von Brough hinunter. Der Fahrer, der sorglos nach links und rechts durch sein Monokel spähte, schien gerade

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