Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
sonstige fernliegende Themen vertiefen, sollten Sie so nett sein und einen mitfühlenden Landsmann aus der Hölle des Zweifels erlösen, indem Sie ihm erzählen, wo Sie gesteckt haben, warum Sie nicht geschrieben haben und wieso Sie sich allem Anschein nach in einen wilden Faustkampf eingelassen haben, sehr zum Nachteil für Ihre sonst so vorteilhafte Erscheinung.»
«Ich hab noch nie soviel Theater um nichts und wieder nichts erlebt», grollte Waters. «Ich war mit einem Freund beim Segeln, das ist alles – mit Tom Drewitt vom Trinity College, genauer gesagt. Wir sind an der Westküste hinaufgefahren, und er wollte mich am Donnerstag in Gourock absetzen, nur sind wir dann in ein Unwetter geraten, mußten übersetzen und uns ein paar Tage lang vor der irischen Küste herumtreiben, bis der Sturm sich ausgetobt hatte. Ich weiß nicht, ob’s Ihnen Spaß machen würde, in einem Südweststurm an einer Leeküste zu kleben, die voller Felsen ist. Ich kann nur sagen, uns hat’s keinen Spaß gemacht. Klar, daß ich ein bißchen außer Facon bin – das wären Sie auch nach fünf Tagen auf Toms schmuddeligem kleinem Appelkahn. Ich hab keine Haut mehr an den Händen, und daß ich noch lebe, ist nicht das Verdienst von dem jungen Burschen, den Tom an Bord hatte. Er hat plötzlich die Hosen voll gekriegt – Tom hätte selbst am Ruder bleiben sollen. Der Baum kam rüber und hätte mir fast den Schädel eingeschlagen. Tom wollte, daß ich heute morgen noch mit ihm rauf nach Skye segle, aber mir hat’s gereicht. Ich hab ihm gesagt, er soll mich gefälligst in Gourock absetzen, und wenn ich je wieder mit ihm segeln sollte, dann höchstens, wenn dieses Jüngelchen erst ersoffen ist und keinen Schaden mehr anrichten kann.»
«Nun passen Sie mal auf», warf Sergeant Dalziel dazwischen.
«Daß wir uns nur ja richtig verstehen. Sie sagen, Sie sind auf diesem Drewitt seiner Yacht gewesen. Wann sind Sie an Bord gegangen, Sir?»
«Also hören Sie, was soll das?» wandte Waters sich hilfesuchend an Wimsey.
«Sagen Sie ihm lieber, was er wissen will», antwortete Wimsey.
«Ich erklär’s Ihnen später.»
«Na schön, wenn Sie es sagen. Also dann will ich mal ganz genau erzählen, wie das war. Letzten Montag nachts lag ich im Bett und schlief, als da plötzlich irgendso ein Trottel kleine Steinchen an mein Fenster warf. Ich bin runtergegangen, und da stand Drewitt. Erinnern Sie sich noch an Drewitt, Wimsey? Oder war das vor Ihrer Zeit?»
«Ich hab nie einen vom Trinity gekannt», sagte Wimsey. «Die Juden wollen mit den Samaritern nichts zu tun haben.»
«Ach ja. Sie waren natürlich auf dem Balliol. Na ja, macht nichts. Jedenfalls, ich hab Drewitt reingelassen und ihm was zu trinken gegeben. Das war so gegen elf Uhr, glaube ich, und ich war ziemlich wütend über die nächtliche Störung, weil ich doch mit dem Zug um Viertel vor neun nach Glasgow wollte und meinen Schönheitsschlaf brauchte. Außerdem war mir recht elend. Sie wissen’s ja noch, Wimsey – dieses Gerangel mit Campbell in den McClellan Arms . Übrigens, was hat’s nun eigentlich auf sich mit dieser Geschichte wegen Campbell?»
«Erzähl ich Ihnen später. Nur weiter.»
«Also, ich hab Drewitt gesagt, daß ich nach Glasgow wollte, und er hat gemeint, da wüßte er was Besseres. Warum ich nicht mit ihm käme? Er segle auch in diese Richtung, und wenn ich’s nicht eilig hätte, könne ich gleich mit ihm fahren und unterwegs ein bißchen angeln und frische Seeluft schnuppern. Das Wetter sei schön, und sein Boot, die Susannah , wie er es nennt, könne die Strecke in zwei bis drei Tagen schaffen, oder wenn wir Lust hätten, könnten wir auch ein bißchen länger herumbummeln, und wenn der Wind uns im Stich ließe, könnten wir auf den Hilfsmotor zurückgreifen. Na ja, das klang ganz gut, und mir war’s ja eigentlich egal, wann ich nach Glasgow kam, also hab ich gesagt, ich überleg’s mir mal. Darauf er, ich könne doch sowieso mal eben mit ihm fahren und mir die Susannah ansehen. Er habe sie vor dem Doon liegen.»
«Das stimmt», sagte Wimsey zu Dalziel. «Da lag am Montagabend ein Boot, und das ist am Dienstag früh in See gestochen.»
«Sie scheinen ja genau Bescheid zu wissen», sagte Waters. «Na ja, ich fand jedenfalls, die Fahrt könne ich ruhig machen. Es schien auch der beste Weg zu sein, Drewitt aus dem Haus zu bekommen, also hab ich mir einen Mantel übergezogen und bin mit ihm losgefahren. Er hatte irgendwo einen Wagen gemietet, und darin hat er
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