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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Wimsey. »Und außerdem zu langwierig.«
    »Richtig. Dann die Inspektor-French-Methode – man widerlegt das unwiderlegliche Alibi.«
    Wimsey stöhnte.
    »Wenn mir noch einmal einer was von Alibi sagt, dann – dann –«
    »Schon gut. Es gibt noch viele andere Methoden.
    Zum Beispiel die Thorndyke-Lösung, die man, wie Thorndyke selbst sagt, mit wenigen Worten zusammenfassen kann. ›Sie haben den falschen Mann, Sie haben die falsche Kiste, und Sie haben die falsche Leiche.‹ Nehmen wir zum Beispiel einmal an, Paul Alexis war in Wirklichkeit –«
    »Der Kaiser von Japan! Danke.«
    »Nun, das muß gar nicht so verkehrt sein. Für einen Kaiser hielt er sich ja schon, oder wenigstens fast. Aber selbst wenn er fünfzig Sorten kaiserlichen Bluts in seinen Adern gehabt hätte statt nur zwei oder drei, würde uns das noch lange nicht erklären, wie er es fertiggebracht hat, ermordet zu werden, ohne daß jemand in seiner Nähe war. Die eigentliche Schwierigkeit –«
    »Moment!« rief Wimsey. »Sagen Sie das noch einmal.«
    Harriet sagte es noch einmal. »Die eigentliche Schwierigkeit«, fuhr sie fort, »ist die, daß man nicht erklären kann, wie überhaupt jemand – von Morecambe oder Henry Weldon einmal zu schweigen – den Mord begangen haben kann. Selbst wenn Pollock –«
    »Die eigentliche Schwierigkeit«, unterbrach Wimsey sie mit plötzlich vor Erregung zitternder Stimme, »ist die Todeszeit, nicht wahr?«
    »Hm – ich denke, ja.«
    »Natürlich ist es so. Sonst könnten wir nämlich alles genau erklären.« Er lachte. »Wissen Sie, ich hab’s ja schon immer sehr eigenartig gefunden, daß Henry Weldon, wenn er den Mord begangen hat, nicht zu wissen scheint, um welche Zeit er ihn begangen hat. Passen Sie auf. Wir tun einfach mal so, als ob wir selbst diesen Mord planten, und zwar für zwölf Uhr, ja?«
    »Wozu soll das gut sein? Wir wissen doch, daß er in Wirklichkeit erst um zwei Uhr begangen wurde.
    Da kommen wir nicht herum, Mylord.«
    »Schon, aber ich möchte mir den Mord gern einmal ansehen, wie er ursprünglich geplant war.
    Es stimmt, daß die Mörder sich später mit einer unerwarteten Änderung im Zeitplan konfrontiert sahen, aber im Augenblick wollen wir den Zeitplan einmal so durchgehen, wie er eigentlich gedacht war. Haben Sie etwas dagegen? Ich möchte es gern probieren.«
    Der Inspektor knurrte etwas, und Wimsey saß ein paar Minuten schweigend da, als ob er scharf nachdächte. Dann sprach er, und von seiner vorherigen Erregung war nichts mehr zu hören.
    »Es ist Februar«, sagte er. »Sie sind Henry Weldon. Sie haben soeben erfahren, daß Ihre ältliche und dümmliche Mutter einen fünfunddreißig Jahre jüngeren Gigolo heiraten und Sie enterben will. Sie brauchen dringend Geld und möchten das also um jeden Preis verhindern. Sie stänkern, aber das nützt leider nichts; Sie sehen, daß Sie sich damit womöglich noch um den allerletzten Rest des Geldes bringen. Sie selbst sind kein sehr findiger Kopf, aber Sie können sich von jemandem Rat holen – aber warum würden Sie sich an Weldons Stelle ausgerechnet an Morecambe wenden, Inspektor?«
    »Nun, Mylord, wie es aussieht, könnte Weldon, als er seine Mutter hier besuchte, irgend etwas mit Mrs. Morecambe angefangen haben. Er ist ein großer Schürzenjäger vor dem Herrn, und sie hat vielleicht gedacht, daß Geld aus ihm herauszuholen sei, weil sie sah, daß seine Mutter eine reiche Frau war.
    Da wird er sie bald eines Besseren belehrt haben, und sie hatte daraufhin die Idee, ihren Mann einzuschalten. Das sind alles Spekulationen, können Sie sagen, aber wir haben immerhin nachgeprüft, daß Mrs. Morecambe sich um die Zeit, als Weldon in Wilvercombe war, in Heathbury aufgehalten hat.
    Eines haben wir jedenfalls mit Gewißheit festgestellt, nämlich daß Morecambes ›Provisionsagentur‹
eine ziemlich undurchschaubare Geschichte ist und auf ungemein wackligen Füßen steht. Unsere Vorstellung war, daß die Dame die beiden Männer miteinander bekannt gemacht und daß Morecambe Weldon versprochen hat, auf Halbe-Halbe-Basis für ihn aktiv zu werden.«
    »Halbe-Halbe von was?« fragte Harriet. »Vom Geld seiner Mutter – wenn er es ein strich.«
    »Aber das wäre doch erst nach ihrem Tod gewesen.«
    »Ganz recht, Miss, nach ihrem Tod.«
    »Oh – Sie meinen –?«
    »Ich meine, daß die beiden herausholen wollten, was herauszuholen war«, sagte der Inspektor ungerührt.
    »Ich schließe mich dieser Meinung an«, sagte Wimsey. »Jedenfalls begibt

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