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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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auf die Ihre Beschreibung paßt, habe an diesem Morgen Kragen gekauft und sich das Päckchen zum Wagen bringen lassen?«
    »Es würde mich gar nicht überraschen. Das war nämlich ein sehr dummer junger Mann. Er hat ein Päckchen zum Wagen gebracht, aber darin waren keine Kragen, sondern Krawatten. Ich bin zweimal in dem Geschäft gewesen – einmal wegen der Krawatten, und dann sind mir die Kragen eingefallen, und ich bin noch einmal hineingegangen; aber da sie nicht hatten, was ich wollte, bin ich wieder herausgekommen. Das muß gegen halb eins gewesen sein, glaube ich, falls die Zeit wichtig ist.«
    Der Inspektor zögerte. Es konnte – konnte eventuell wahr sein. Der ehrlichste Zeuge kann sich einmal irren. Er beschloß, das zunächst einmal beiseite zu lassen.
    »Und dann haben Sie Mr. Weldon am Alten Markt wieder aufgelesen?«
    »Ja. Aber wenn Sie sagen, daß es dieser Mr. Weldon war, Inspektor, dann legen Sie mir etwas in den Mund. Ich habe jemanden mitgenommen – einen Mann mit Sonnenbrille –, aber seinen Namen kannte ich nicht, bevor er ihn mir nannte, und hinterher habe ich ihn gar nicht wiedererkannt, als ich ihn ohne die Brille sah. Da habe ich sogar noch gemeint – und ich meine es heute noch –, daß der Mann, den ich mitgenommen hatte, dunkle Haare hatte. Die Stimme des anderen klang ziemlich ähnlich – aber darauf kann man ja nun nicht so furchtbar viel geben. Ich dachte nur, daß er es sein müßte, weil er alles noch so genau wußte und sich sogar an die Wagennummer erinnerte, aber wenn ich natürlich seine Identität beschwören müßte – bitte sehr!« Sie zuckte mit den Schultern.
    »Ganz recht, Madam.« Dem Inspektor war völlig klar, was hier geschah. Nachdem die Entdeckung der tatsächlichen Mordzeit das Vormittagsalibi eher gefährlich als nützlich erscheinen ließ, wurde es rücksichtslos über Bord geworfen. Noch mehr Arbeit, dachte er verstimmt, noch mehr Zeiten und Orte nachzuprüfen. Er dankte der Dame höflich für ihre hilfreichen Erklärungen und fragte dann, ob er kurz mit Mr. Morecambe sprechen könne.
    »Mit meinem Mann?« Mrs. Morecambe zeigte Überraschung. »Ich glaube nicht, daß er Ihnen überhaupt etwas sagen kann. Er war nämlich zu der Zeit nicht mit mir in Heathbury.«
    Der Inspektor räumte ein, daß er sich dessen bewußt war, und fügte unbestimmt hinzu, es sei eine reine Formsache. »Es gehört bei uns einfach mit dazu«, erklärte er, und es habe irgendwie damit zu tun, daß Mr. Morecambe als Halter des Bentley eingetragen sei.
    Mrs. Morecambe lächelte nachsichtig. Nun ja, Mr. Morecambe sei zufällig gerade zu Hause. Er habe sich in letzter Zeit nicht sehr wohl gefühlt, aber er werde zweifellos bereit sein, dem Inspektor zu helfen, wenn es wirklich sein müsse. Sie wolle ihn bitten, herunterzukommen.
    Inspektor Umpelty ließ durchblicken, daß dies nun wirklich nicht nötig sei. Er werde gern mit Mrs. Morecambe zu ihm hinaufgehen. Eine Vorsichtsmaßnahme, über die Chefinspektor Parker heimlich lächeln mußte. Alle notwendigen Absprachen zwischen den Morecambes waren zweifellos längst getroffen.
    Mrs. Morecambe ging zur Tür, gefolgt von Mr. Umpelty. Sie schaute sich um, als erwartete sie, daß Parker folgen würde, aber der blieb sitzen. Nach kurzem Zögern ging Mrs. Morecambe hinaus und überließ ihren zweiten Gast sich selbst. Sie ging die Treppe hinauf, gefolgt von Inspektor Umpelty, der Entschuldigungen murmelte und versuchte, mit seinen Stiefeln nicht zuviel Krach zu machen.
    Das Zimmer, das sie im ersten Stock betraten, war als Arbeitszimmer eingerichtet, auf dessen anderer Seite eine zweite Tür in ein Schlafzimmer führte. An einem Tisch im Arbeitszimmer saß ein kleiner, rotbärtiger Mann, der sich bei ihrem Eintreten ruckartig umdrehte.
    »Das ist Inspektor Umpelty von der Polizei Wilvercombe«, sagte Mrs. Morecambe zu ihm. »Er möchte etwas über dein Auto wissen.«
    »So, Inspektor, was gibt’s denn?« Mr. Morecambe sprach in herzlichem Ton, aber seine Herzlichkeit war gar nichts gegen die Herzlichkeit des Inspektors.
    »Hallo, Bright, alter Junge!« sagte er. »Seit unserer letzten Begegnung haben Sie’s ja in der Welt zu was gebracht, wie?«
    Mr. Morecambe zog die Augenbrauen hoch, warf einen Blick zu seiner Frau und lachte schallend los.
    »Gut gemacht, Inspektor!« rief er. »Was habe ich dir gesagt, Liebes? Unserer britischen Polizei kann man nichts vormachen. Mit seinem geübten Scharfblick hat der Mann mich gleich erkannt! Bitte,

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