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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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– als Zeugen.«
    Der Inspektor machte die Tür auf. Chefinspektor Parker mußte auf dem Treppenabsatz gewartet haben, denn er trat unverzüglich ein, gefolgt von einer ehrbar aussehenden Arbeiterfrau und einem großen, dicken Mann, der eine Zigarre rauchte. Der Inspektor wandte keinen Blick von den Morecambes. Die Frau wirkte nur erstaunt, aber der Mann wechselte die Gesichtsfarbe.
    »Nun, Mrs. Sterne«, sagte Parker, »haben Sie diesen Herrn schon einmal gesehen?«
    »Aber ja, Sir. Das ist Mr. Field, der im Februar bei Mr. Weldon auf dem Vierwegehof war. Den würde ich immer wiedererkennen.«
    »So heißt er also?« sagte der Dicke. »Ich dachte, er heißt Potts oder Spink. Nun, Mr. Maurice Vasavour, haben Sie der kleinen Kohn eine Rolle gegeben?«
    Mr. Morecambe öffnete den Mund, aber kein Ton kam heraus. Inspektor Umpelty blickte den Mann von Scotland Yard kurz fragend an, räusperte sich, nahm seinen ganzen Mut in beide Hände und näherte sich seinem Opfer:
»Alfred Morecambe«, sagte er, »alias William Bright, alias William Simpson, alias Field, alias Cedric St. Denis, alias Maurice Vasavour, ich verhafte Sie wegen Beteiligung an der Ermordung des Paul Alexis Goldschmidt, auch Pawlo Alexeiwitsch genannt, und belehre Sie, daß alles, was Sie von jetzt an sagen, festgehalten und vor Gericht gegen Sie verwendet werden kann.«
    Er wischte sich die Stirn ab.
    Alibi hin, Alibi her – er hatte seine Schiffe hinter sich verbrannt.

33
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Wie es hätte sein müssen
    Siebst du, wie dieses unser Drachenei Anschwillt vom reifenden Komplott?
DEATH’S JEST-BOOK
    MITTWOCH, 8. JULI

    »Ich kriege noch graue Haare davon«, sagte Inspektor Umpelty.

    »Kein Buch, kein Fetzen Papier, nicht einmal ein Strich auf einem Löschblatt …«
    »Nein, und nicht einmal ein Fläschchen violette Tinte …«
    »Ein ganz geriebener Bursche, wenn Sie so wollen. Hat immer seine Post selbst fortgetragen, sagt das Mädchen …«
    »Ja, ich weiß, aber es ist leicht, zu sagen, daß er was im Schilde geführt haben muß – man muß es auch beweisen können. Sie wissen ja, wie die Geschworenen sind …«
    »Weldon ist der Dummkopf von den beiden, aber er macht den Mund nicht auf. Und bei ihm finden wir bestimmt nichts – Morecambe hat ihm wohl nie etwas anvertraut …«
    »Nein; und seinen Freund in Warschau haben wir nicht aufgespürt – noch nicht …«
    »Ja, ich weiß; aber inzwischen müssen wir ihnen etwas halbwegs Stichhaltiges zur Last legen können. Und zwar schnell. Es gibt schließlich so etwas wie die Habeaskorpusakte …«
    »Es steht absolut fest, daß keiner von beiden am Satans-Bügeleisen gewesen sein und Kehlen durchgeschnitten haben kann, und die Dame auch nicht.
    Und es ist ein bißchen ungeschickt, drei Leute wegen Beteiligung an einem Mord zu verhaften, wenn man nicht einmal beweisen kann, daß es überhaupt Mord ist … Vielen Dank, Mylord, ich sag nicht nein.«
    »Ich gebe gern zu«, sagte Wimsey, »daß dies der eigenartigste Fall ist, mit dem ich je zu tun hatte.
    Wir haben alle Beweise – das heißt, nicht alle, aber überwältigende Beweise für irgendein ausgeklügeltes Komplott. Und wir haben eine Leiche, die aussieht wie das Opfer eines Mordkomplotts. Aber wenn es darangeht, die beiden Sachverhalte miteinander in Verbindung zu bringen, passen sie nicht zusammen. Alles ist sonnenklar – bis auf die betrübliche Tatsache, daß keiner der an dem Komplott Beteiligten den Mord begangen haben kann. Harriet! Es ist Ihr Beruf, Problemstellungen dieser Art zu lösen – wie würden Sie hier verfahren?« »Ich weiß es nicht«, sagte Harriet. »Ich kann nur ein paar Methoden vorschlagen und auf Präzedenzfälle verweisen. Da wäre zum Beispiel die RogerSheringham-Methode. Sie weisen umständlich und in allen Einzelheiten nach, daß A den Mord begangen hat; dann schütteln Sie den Fall noch einmal gehörig durch, gehen ihn von einer anderen Seite an und stellen fest, daß der wirkliche Mörder B ist – die Person, die Sie zunächst verdächtigt, dann aber aus den Augen verloren hatten.«
    »Das taugt nichts; die Fälle haben nichts miteinander gemeinsam. Wir können ja nicht einmal A
etwas glaubhaft nachweisen, geschweige B.« »Stimmt; nun, dann gibt es die Philo-VanceMethode. Sie schütteln den Kopf und sagen: ›Es kommt noch schlimmer‹, und dann bringt der Mörder noch fünf Leute um, wodurch der Kreis der Verdächtigen eingeengt wird, und Sie kriegen heraus, wer es ist.«
    »Kostspielig, kostspielig«, sagte

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