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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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den Gesichtszügen; wenn man uns aber einzeln sieht, kann man leicht den einen mit dem anderen verwechseln.»
    Der Mr. Death Bredon auf dem Foto hatte in der Tat viel dunklere Haare als der Lord Peter Wimsey; sein Mund war zu einem unangenehmen Feixen verzogen, und er hatte diesen undefinierbaren Zug ordinärer Frechheit an sich, der das Markenzeichen des Hochstaplers ist. Der Zeitungsartikel ging dann in weitere unüberprüfbare Details:
    «Bredon hat nie auf einer Universität studiert, obwohl er manchmal Oxford als seine Alma Mater angibt. Er wurde auf einer Privatschule in Frankreich erzogen, wo englische Sportarten kultiviert wurden. Er ist ein großes Naturtalent für Cricket und nahm sogar gerade an einem Cricketspiel teil, als er durch Chefinspektor Parkers schnelles und kluges Handeln verhaftet wurde. Er ist unter verschiedenen Namen in Londoner und Pariser Nachtclubs bekannt. Es heißt auch, er habe das bedauernswerte Mädchen, das er ermordet haben soll, im Hause des verstorbenen Major Milligan kennengelernt, der vor zwei Tagen am Piccadilly von einem Lastwagen tödlich überfahren wurde. Nach Vorhaltungen der Familie Wimsey wegen seines Lebenswandels hatte er vor kurzem eine Stelle in einem bekannten Unternehmen angenommen, und man hatte gehofft, daß er damit ein neues Leben beginnen würde, aber …»
    Und so weiter und so fort.
    Miss Meteyard saß noch lange inmitten der verstreuten Zeitungen und rauchte eine Zigarette nach der andern, während ihr Kaffee kalt wurde. Dann ging sie hin und nahm ein Bad in der Hoffnung, dadurch einen klareren Kopf zu bekommen.

    Am Montagmorgen war die Aufregung in der Werbeagentur Pym unbeschreiblich. Die ganze Textabteilung saß im Schreibzimmer versammelt und arbeitete überhaupt nicht. Mr. Pym rief an, daß er sich unwohl fühle und nicht in die Firma kommen könne. Mr. Copley war so mit den Nerven fertig, daß er drei Stunden vor einem leeren Papier saß und schließlich einen trinken ging – was er noch nie im Leben getan hatte. Mr. Willis schien am Rande eines Nervenzusammenbruchs zu stehen. Mr. Ingleby lachte über die Erregung seiner Kollegen und meinte, das sei doch für sie alle mal ein ganz neues Erlebnis. Miss Parton brach in Tränen aus, und Miss Rossiter sagte, sie habe es ja gleich gewußt. Mr. Tallboy trug dann zur weiteren Belebung der Ereignisse bei, indem er in Mr. Armstrongs Zimmer ohnmächtig wurde und dadurch Mrs. Johnson (die eine Neigung zur Hysterie verriet) eine halbe Stunde lang nützlich beschäftigte. Und Rotfuchs-Joe, der Junge mit den roten Haaren und dem sonnigen Gemüt, setzte seine Kameraden mit einem Anfall von schlechter Laune in Erstaunen und verpaßte dem armen Bill aus heiterem Himmel und ohne jeden Grund eine Kopfnuß.

    Um ein Uhr ging Miss Meteyard zum Essen fort und las im Evening Banner , daß Mr. Death Bredon um zehn Uhr vor dem Untersuchungsrichter erschienen sei und sich seine Verteidigung vorbehalten habe. Um halb elf wäre Lord Peter Wimsey (schwülstig als «der zweite Hauptdarsteller in diesem Drama von Rauschgift und Tod» bezeichnet) bei einem Ritt im Hyde Park um Haaresbreite verunglückt, als sein Pferd, durch eine Fehlzündung eines vorbeirasenden Autos erschreckt, durchging, und Lord Peter hatte es nur seiner bravourösen Reitkunst zu verdanken, daß er dabei nicht zu schwerem Schaden gekommen war. Ein Foto zeigte Mr. Bredon im dunklen Straßenanzug und weichem Filzhut beim Betreten des Gerichtsgebäudes in der Bow Street; ein anderes Foto zeigte Lord Peter Wimsey in makellosen Reithosen und -stiefeln und Melone bei der Rückkehr von einem Ausritt. Unnötig, zu erwähnen, daß kein Foto zeigte, wie sich der eine Herr hinter den zugezogenen Gardinen eines Daimler auf einer Fahrt durch die stillen Straßen nördlich der Oxford Street in den anderen verwandelte.

    Am Montagabend besuchte Lord Peter Wimsey in Begleitung einer königlichen Hoheit eine Vorstellung von Sag wann! im Frivolity.

    Am Dienstagmorgen kam Mr. Willis zu spät und im Zustand freudiger Erregung zur Arbeit. Er strahlte jedermann an, stellte eine Vier-Pfund-Schachtel mit Süßigkeiten ins Schreibzimmer und klärte die anteilnehmende Miss Parton darüber auf, daß er sich verlobt habe. Beim Kaffee wußte man bereits, daß der Name der Glücklichen Pamela Dean lautete. Um halb zwölf erfuhr man, daß die Hochzeit so bald wie möglich stattfinden solle, und um Viertel vor zwölf begann Miss Rossiter für ein Hochzeitsgeschenk zu sammeln. Bis zwei Uhr

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