Wimsey 09 - Mord braucht Reklame
«Entschuldigen Sie – jetzt eben ist mir der Name wieder eingefallen. Sind Sie nicht Wimsey vom Balliol?»
Wimsey sah Tallboy, der unmittelbar vor ihm ging, mitten im Schritt stocken und sich umdrehen, ein Gesicht wie der Tod. Er schüttelte den Kopf.
«Ich heiße Bredon», sagte er.
«Bredon?» Mr. Brotherhood war sichtlich verwirrt. «Bredon? Ich erinnere mich nicht, den Namen je gehört zu haben. Aber habe ich Sie nicht 1911 für Oxford spielen sehen? Sie haben einen Schlagstil, der einmalig und unverkennbar ist, und ich hätte schwören mögen, daß ich Sie das letzte Mal 1911 auf dem Lord's habe spielen sehen, wo Sie 112 Läufe gemacht haben. Aber ich meine, der Name war Wimsey – Peter Wimsey vom Balliol – Lord Peter Wimsey- und jetzt, wo ich darüber nachdenke –»
In diesem heiklen Augenblick gab es eine Störung. Zwei Männer in Polizeiuniform, angeführt von einem dritten Mann in Zivil, kamen quer über das Spielfeld gegangen. Sie drängten sich durch die Spieler und Gäste und näherten sich der kleinen Gruppe an der Pavilloneinfassung. Einer der Uniformierten berührte Lord Peter am Arm.
«Sind Sie Mr. Death Bredon?»
«Ja», sagte Wimsey, nicht schlecht erstaunt.
«Dann müssen Sie mit uns kommen. Sie stehen unter Mordverdacht, und ich muß Sie belehren, daß alles, was Sie sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden kann.»
«Mord?» stieß Wimsey hervor. Der Polizist hatte mit unnötig lauter und schneidender Stimme gesprochen, und alle Umstehenden sahen wie erstarrt zu ihm her. «Wen soll ich ermordet haben?»
«Miss Dian de Momerie.»
«Großer Gott!» sagte Wimsey. Er blickte sich um und sah, daß der Mann in Zivil Chefinspektor Parker war, der bestätigend nickte.
«Na schön», sagte Wimsey. «Ich komme mit, aber ich weiß nichts davon. Sie sollten mich lieber zum Umziehen begleiten.»
Er ging zwischen den beiden Beamten fort. Mr. Brotherhood angelte sich Parker, als dieser ihnen gerade folgen wollte.
«Sie sagen, dieser Mann heißt Bredon?»
«Ja, Sir», antwortete Parker laut und deutlich. «Bredon heißt er. Mr. Death Bredon.»
«Und Sie verhaften ihn wegen Mordes?»
«Für einen Mord an einer jungen Frau, Sir. Ein brutales Verbrechen.»
«Nun denn», sagte der alte Herr, «Sie überraschen mich. Sind Sie auch sicher, daß Sie den Richtigen erwischt haben?»
«Vollkommen sicher, Sir. Er ist der Polizei kein Unbekannter.»
Mr. Brotherhood schüttelte den Kopf.
«Nun denn», sagte er wieder, «sein Name mag ja Bredon sein. Aber er ist unschuldig. Unschuldig wie der junge Tag, mein Lieber. Haben Sie ihn spielen sehen? Er ist ein ausgezeichneter Cricketspieler und würde so wenig einen Mord begehen wie ich.»
«Das sei dahingestellt, Sir», sagte Chefinspektor Parker unerschüttert.
«Nun stellt euch das mal vor!» rief Miss Rossiter. «Ich hab ja immer gewußt, daß etwas an ihm komisch ist. Mord! Man darf gar nicht daran denken! Er hätte uns allen die Kehle durchschneiden können! Was sagen Sie, Miss Meteyard? Sind Sie überrascht?»
«Ja», sagte Miss Meteyard. «Ich war mein Lebtag noch nie so überrascht. Noch nie!»
19
Doppeltes Auftreten einer berüchtigten Person
«Tatsache, Peter», sagte Parker, als der Polizeiwagen in Richtung London jagte, «Dian de Momerie wurde heute früh in einem Wald bei Maidenhead mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Neben der Leiche lag eine Pennyflöte, und ein paar Meter weiter hing eine schwarze Maske an einem Brombeerstrauch, als ob jemand sie eilig weggeworfen hätte. Nachforschungen unter ihren Freunden ergaben, daß sie sich nachts mit einem maskierten Harlekin namens Bredon herumzutreiben pflegte. Ein schwerer Verdacht richtete sich demzufolge gegen besagten Mr. Bredon, und Scotland Yard handelte mit lobenswerter Promptheit, machte den Herrn in Romford ausfindig und bemächtigte sich seiner Person. Der Beschuldigte erwiderte auf den Vorhalt –»
«Ich habe es getan», beendete Wimsey den Satz für ihn. «Und in gewissem Sinne habe ich es auch, Charles. Wenn diese Frau mich nie gesehen hätte, wäre sie noch am Leben.»
«Es ist weiter nicht schade darum», sagte der Chefinspektor herzlos. «Ich durchschaue allmählich ihr Spiel. Sie sind noch nicht darauf gekommen, daß du nicht Death Bredon bist, und wollen dich auf diese Weise auf Eis legen, bis sie Ordnung in ihren Laden gebracht haben. Sie wissen, daß du bei Mordverdacht nicht auf Kaution freigesetzt werden kannst.»
«Verstehe. Sie scheinen jedenfalls nicht
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