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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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waren die Spender bereits in zwei unversöhnliche Lager gespalten – die einen wollten eine hübsche Eß-Zimmer-Uhr mit Westminster-Schlag kaufen, die anderen setzten sich leidenschaftlich für einen versilberten elektrischen Tischkocher ein. Um vier Uhr verwarf Mr. Jollop nacheinander die Schlagzeilen «Klagt, Mädchen, klagt nicht Ach und Weh», «O trockne diese Tränen» und «Weint am Morgen, weint am Abend», die Mr. Toule zuvor genehmigt hatte, und bedachte die vorgeschlagenen Alternativen «Wofern ihr Tränen habt», «Sag an, warum du weinen mußt» und «Das Mägdlein saß seufzend am Feigenbaum früh» mit Spott und Hohn. Mr. Ingleby, aufgescheucht durch den dringenden Bedarf an neuen Schlagzeilen, geriet in einen Wutanfall, weil das Zitatenlexikon auf mysteriöse Weise verschwunden war. Um halb fünf war Miss Rossiter nach verzweifeltem Tip pen mit «Ich weine und weiß nicht warum» und «In Schweigen und Leid» fertig, während der dem Wahnsinn nahe Mr. Ingleby ernsthaft «In dieser tiefen Nacht der Seele» in Erwägung zog (denn, bemerkte er dazu, «die wissen ja doch nicht, daß es Byron ist, wenn wir's ihnen nicht sagen»), da schickte Mr. Armstrong die Frohbotschaft nach oben, daß er Mr. Jollop doch noch überredet habe, den Text von «Sag an, warum du weinen mußt», kombiniert mit der Schlagzeile «Wie ekel, flach und schal», zu nehmen, und Mr. Ingleby möchte bitte nachsehen, ob es «Wie ekel, flach und schal» oder «Wie ekel, schal und flach» heiße und dann das Ganze neu tippen lassen und sofort Mr. Tallboy übergeben.
    «Ist Mr. Armstrong nicht wunderbar?» meinte Miss Rossiter.
    «Er findet immer einen Ausweg. Hier ist es, Mr. Ingleby – ich habe nachgeschlagen –, es heißt «Wie ekel, schal und flach». Der erste Satz wird allerdings geändert werden müssen, glaube ich. Sie können dieses ‹Manchmal sind Sie vielleicht versucht, sich mit den Worten des Dichters zu fragen -› nicht stehen lassen, oder?»
    «Wohl kaum», knurrte Ingleby. «Machen wir daraus: ‹Manchmal sind Sie vielleicht versucht, mit Hamlet auszurufen› – dann das komplette Zitat – und weiter mit: ‹Aber wenn Sie jemand fragen sollte -› und da knüpfen wir dann an. Das geht. Treiben dieser Welt, bitte, nicht Traben.»
    «Ts!» machte Miss Rossiter.
    «Da kommt Mr. Wedderburn und schreit nach seinem Text. Wie geht's Tallboy, Wedderburn?»
    «Nach Hause gegangen», sagte Mr. Wedderburn. «Er wollte nicht, aber er ist einfach umgekippt. Wäre heute besser gar nicht erst zur Arbeit gekommen, aber er mußte ja unbedingt. Ist es das hier?»
    «Ja. Jetzt wird natürlich eine neue Skizze gebraucht.»
    «Natürlich», sagte Mr. Wedderburn düster. «Wie die sich vorstellen, daß je etwas fertig wird, wenn sie dauernd ändern und kürzen – na ja! Was soll das werden? Bild von Hamlet? Haben die im Atelier eine Vorlage dafür?»
    «Natürlich nicht; die haben doch nie was. Wer macht die Skizzen? Pickering? Bringen Sie ihm am besten meinen illustrierten Shakespeare mit einem schönen Gruß, er soll mir bitte keine Tusche oder Gummilösung daraufschmieren.»
    «Gut.»
    «Und er soll mir's noch vor Weihnachten zurückgeben.»
    Wedderburn grinste und trat seinen Botengang an.
    Etwa zehn Minuten später bimmelte im Schreibzimmer das Telefon.
    «Ja?» meldete sich Miss Rossiter mit süßer Stimme. «Wer ist am Apparat, bitte?»
    «Hier Tallboy», sagte das Telefon.
    «Oh!» Miss Rossiter wechselte sofort den für Direktoren und Kunden reservierten Ton gegen einen schnippischeren aus (denn sie war nicht besonders gut auf Tallboy zu sprechen), leicht gemildert nur durch ihr Mitgefühl für einen Kranken:
    «So, aha! Geht's wieder besser, Mr. Tallboy?»
    «Danke, ja. Ich habe versucht, Wedderburn zu erreichen, aber er scheint nicht in seinem Zimmer zu sein.»
    «Wahrscheinlich ist er im Atelier und brummt dem armen Mr. Pickering Überstunden wegen einer neuen Skizze für Nutrax auf.»
    «Ach ja! Das war's, was ich wissen wollte. Hat Jollop den Anzeigentext genehmigt?»
    «Nein – er hat alles abgelehnt. Wir haben jetzt einen neuen – zumindest eine neue Schlagzeile mit dem Text von ‹Sag an, warum du weinen mußt›.»
    «So, eine neue Schlagzeile? Wie heißt sie denn?»
    «Wie ekel, schal und flach. Shakespeare, Hamlet.»
    «Hm! Sehr gut! Na, ich bin ja froh, daß überhaupt etwas fertig geworden ist. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.»
    «Alles in bester Ordnung, Mr. Tallboy.» Miss Rossiter legte auf. «Welch

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