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Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Titel: Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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waren, wurde doch der alte Brittlesea tot in der Badewanne gefunden, nicht?« merkte Pender wie beiläufig an.
    »Ja. Der Zufall geht seltsame Wege.« Der Mann sah ihn durch seine blitzenden Brillengläser von der Seite an. »Hat sein ganzes Geld seiner Frau hinterlassen, nicht? Sie ist jetzt eine reiche Frau. Und eine Schönheit – viel jünger als er.«
    Sie erreichten soeben Penders Gartentor. »Kommen Sie doch auf ein Gläschen herein«, sagte Pender, und wieder bereute er die impulsive Einladung prompt.
    Der Mann nahm an, und sie betraten Penders Junggesellenwohnung.
    »In letzter Zeit hat es hier ungewöhnlich viele solcher Badewannenunglücke gegeben, nicht?« bemerkte Pender obenhin, während er Sodawasser in die Gläser spritzte.
    »Sie finden das ungewöhnlich?« versetzte der Mann, der die irritierende Angewohnheit zu haben schien, alles, was man zu ihm sagte, in eine Frage umzuformen. »Tja, ich weiß nicht. Vielleicht haben Sie recht. Aber solche Unfälle sind doch eigentlich ziemlich alltäglich.«
    »Wahrscheinlich sind sie mir aufgrund unseres Gesprächs im Zug nur besonders aufgefallen.« Pender lachte ein wenig verlegen. »Dabei mußte ich mich fragen – Sie wissen ja, wie es einem so ergeht – ob wohl noch jemand außer Ihnen auf dieses Gift gestoßen sein könnte, das Sie erwähnten – wie hieß es noch?«
    Der Mann ignorierte die Frage.
    »Ach nein, das glaube ich nicht«, sagte er. »Ich könnte mir denken, daß ich der einzige Mensch bin, der es kennt. Schließlich bin ich selbst nur ganz zufällig auf der Suche nach etwas völlig anderem darauf gestoßen. Es kommt mir nicht sehr wahrscheinlich vor, daß es in so vielen Teilen des Landes gleichzeitig entdeckt worden sein soll. Aber alle diese Gerichtsbeschlüsse zeigen einem doch, wie risikolos es wäre, sich jemanden auf diese Weise vom Hals zu schaffen, nicht?«
    »Dann sind Sie Chemiker?« fragte Pender, auf den einzigen Satz eingehend, der etwas an Information herzugeben versprach.
    »Oh, ich bin von allem ein bißchen. Ein Hans Dampf in allen Gassen sozusagen. Und ich beschäftige mich auf eigene Faust mit diesem und jenem. Sie haben da ein paar interessante Bücher, wie ich sehe.«
    Pender fühlte sich geschmeichelt. Für einen Mann in seiner Stellung – er hatte in einer Bank gearbeitet, bis er an das kleine Vermögen gekommen war – glaubte er einiges für seine Bildung getan zu haben, und er wußte, daß seine Sammlung moderner Erstausgaben einmal etwas wert sein würde. Er ging an den verglasten Bücherschrank und nahm ein paar Bände heraus, um sie seinem Gast zu zeigen.
    Der Mann erwies sich als sachverständig und stand bald neben ihm vor den Regalen.
    »Diese da geben wohl Ihren persönlichen Geschmack wieder?« Er nahm ein Buch von Henry James in die Hand und schaute aufs Vorsatzblatt. »E. Pender. Ist das Ihr Name?«
    Pender bekannte sich zu dem Namen. »Jetzt haben Sie mir etwas voraus«, sagte er.
    »Oh! Nun, ich bin einer aus der großen Smith-Sippe«, sagte der andere lachend, »und ich muß mir mein Geld mit Arbeit verdienen. Sie scheinen sich hier ja ganz schön eingenistet zu haben.«
    Pender erzählte ihm von seiner Arbeit als Bankangestellter und dem Erbe.
    »Angenehm, was?« meinte Smith. »Nicht verheiratet? Nein. Sie können sich zu den Glücklichen zählen. Da werden Sie wohl keinen Bedarf an Tha … irgendwelchen nützlichen Medikamenten haben, wenigstens nicht in nächster Zukunft. Und auf Dauer auch nicht, wenn sie festhalten, was Sie haben, und sich von Frauen und Spekulationen fernhalten.«
    Er lächelte Pender verschmitzt an. Pender sah jetzt, da der Mann keinen Hut mehr aufhatte, daß er fülliges, stark gekräuseltes graues Haar hatte, das ihn älter machte, als er ihm in dem Eisenbahnabteil vorgekommen war.
    »Nein, ich werde mich vorerst nicht um Hilfe an Sie wenden«, antwortete Pender lachend. »Außerdem, wie würde ich Sie überhaupt finden, wenn ich Sie brauchte?«
    »Das hätten Sie gar nicht nötig«, sagte Smith. » Ich würde Sie finden. Das ist nie schwierig.« Er hatte ein sonderbares Grinsen aufgesetzt. »So, jetzt sollte ich wohl wieder gehen. Vielen Dank für die freundliche Einladung. Ich glaube nicht, daß wir uns noch einmal sehen – aber es könnte natürlich sein. Das Leben geht manchmal seltsame Wege, nicht?«
    Als er gegangen war, kehrte Pender zu seinem Sessel zurück. Er nahm sein Whiskyglas, das noch fast voll dastand.
    »Komisch«, sagte er bei sich, »ich kann mich gar

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