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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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ihren Habseligkeiten unterm Arm, was zu einem Verkehrsstau führte, den aufzulösen zu des Constables Pflichten gehörte.
    Kurz darauftraten die Schutzsuchenden – beladen mit jeweils dem, was sie mit hinuntergenommen hatten, die Gasmaskentaschen geschultert, ihre schlafenden Kinder schwer und schlaff in den Armen – in die windstille, bitterkalte Nacht. Mit einem Mal schien eitel Freude zu herrschen. Abschiedsformeln und Gutenachtwünsche wehten unter den Nachbarn hin und her, verebbten, und Stille trat ein.
    Das Wirtshaus Zur Krone, stand da, wo die Dorfstraße am breitesten war, der Abschnitt gemeinhin bekannt als «der Platz». Ebenjener wurde von einer Pferdetränke nebst einigen Blumenkästen verschönt, und bei Tage ließ der Gemüsehändler seine Kisten auf das Pflaster hinauswuchern. Das kalte Mondlicht tauchte die Szenerie in eine unheimliche Helle, wo nun, da der Mond hoch am Himmel stand, kein Schatten länger war als zur Mittagszeit. Scharf umrissen lag vor aller Augen mitten auf der Straße eine junge Frau – auf dem Rücken, einen Arm über den Kopf gehoben, die Hand geöffnet, den Kopf zur Seite gewandt, vom im Mondschein silbrig glänzenden Taft eines eng anliegenden Tanzkleids umhüllt, neben sich den Gasmaskenbehälter. Sie war mit einer Decke unterwegs gewesen, die noch immer zusammengefaltet über ihrem linken Arm lag.
    Dr. Jellyfield drängelte sich durch die kleine Menschenansammlung und kniete neben der Liegenden nieder, um ihr den Puls zu fühlen. Dann strich er mit der Hand über ihr Gesicht, drückte ihr die Augen zu und erhob sich.
    «Ich dachte, das sollte nur eine Trockenübung sein. Rein zu Trainingszwecken», sagte Mrs. Hodge. Sie klang entrüstet, als fühlte sie sich betrogen, falls nun doch ein echter Anlass für die nächtliche Exkursion bestanden haben sollte.
    «Also, wenn das ein richtiger Angriff war …», sagte Mr. Gudgeon. Auf der Suche nach Spuren von Feindeinwirkung sah man sich in alle Richtungen um, doch nicht einmal eine zerbrochene Fensterscheibe war zu entdecken. Die zusammengewürfelte Häuserfront des Dorfkerns mit ihren ungleichmäßigen Traufhöhen, den schiefen Schornsteinen, mal reet-, mal schiefergedeckten Dächern, den hier verputzten und dort rohen Ziegelfassaden – jede Einzelheit einem so sehr vertraut – stand unberührt und gleichmütig da. Allein der Gedanke, dass sie in Gefahr sein, dass etwas imstande sein sollte, mit einem so altgedienten, alltäglichen Anblick aufzuräumen, kam einem unwirklich vor.
    Und doch lag hier jemand reglos auf dem kalten Boden. Harriet wusste intuitiv, wer dieser Jemand war. Es konnte nur die windige Wendy sein, die also doch nicht bei den Methodisten in Sicherheit gewesen, sondern auf ihrem eiligen Weg in den Schutzraum auf dem vereisten Pflaster ausgerutscht, hingefallen und mit dem Kopf aufgeschlagen war … Dr. Jellyfield erhob sich.
    «Ein Granatsplitter, was?», fragte Mr. Gudgeon und blickte zum Himmel, als würde er erwarten, dass ein deutsches Flugzeug auftauchte und sich zu der Tat bekannte.
    «Wo ist Constable Baker?», sagte Dr. Jellyfield. «Nein, Mr. Gudgeon. Keine Feindeinwirkung. Es ist schlicht und ganz altmodisch Mord.»

Zwei

    Über die geheimen Tugenden der anderen tratscht niemand.
    Bertrand Russell, On Education, 1926

    Als Harriet drei Tage darauf um elf Uhr vormittags Superintendent Kirk den Fußweg zu ihrer Haustür heraufkommen sah, war sie zwar nicht überrascht, aber sofort einigermaßen auf der Hut. Sie ließ alles stehen und liegen – gerade hatte sie angefangen, aus den Talboys-Beständen die Bücher zusammenzusuchen, die für die provisorische Bibliothek im Luftschutzkeller gespendet werden sollten – und empfing ihren Besucher im Salon. Sie bot ihm Sherry und Kekse an. «Ich weiß, es ist noch ein wenig früh für Sherry, Mr. Kirk», sagte sie, «aber wie die Dinge liegen, haben wir Kaffee nicht zu bieten. Eine Tasse Tee müsste sich freilich auftreiben lassen.» «Ein Sherry wäre mir sehr genehm, Lady Peter. Vielen Dank.»
    «Sie sehen recht niedergeschlagen aus», bemerkte Harriet, als sie ihm das Glas reichte.
    «Niedergeschlagen?», sagte er. «Ich weiß keinen Ausweg mehr, Lady Peter, und das sage ich ohne Übertreibung. Es gibt wohl nichts Neues von Lord Peter, nehme ich an?»
    Er klang so schicksalsergeben, dass völlig klar war, worauf er hinauswollte.
    «Sie möchten wissen, ob er aus heiterem Himmel hier erscheint und den Mord für Sie aufklärt? Ich wünschte, ich könnte

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