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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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und ein Kindermädchen, und die Racker gehören alle zur Familie, zur engeren oder weiteren. Wenn wir uns um jemanden Gedanken machen müssen, dann doch wohl um die Frauen im Dorf, die mit den Kindern von völlig Fremden fertig werden müssen, ohne dass ihnen jemand hilft.» «Allerdings! Man kann tatsächlich hinschauen, wo man will, überall hinterlässt dieser Krieg seine Spuren. Nichts ist mehr, wie es war, und alles geht den Bach runter. Wissen Sie was, Lady Peter, wie es heißt, kämpfen wir doch für die Freiheit, und gleichzeitig erwartet man von mir, dass ich darauf aufpasse, ob Aggie Twitterton mit ihren Hühnern sich nicht ein Ei kauft. Ich habe mich dermaßen zu einem Buhmann entwickelt, dass ich mich kaum wiedererkenne. Eine komische Idee von Freiheit ist das, wenn Sie mich fragen.»
    «Es ist eben diesmal eine ganz andere Art von Krieg», sagte Harriet. «Nicht irgendwo da drüben oder da unten, mit Soldaten, die davonmarschieren, um siegreich oder geschlagen wieder zurückzukehren. Diesmal sind wir alle mittendrin. Aber Kopf hoch, es gibt auch gute Nachrichten. Heute Morgen wurde gemeldet, dass ein ganzes Geschwader der kanadischen Luftwaffe eingetroffen ist, um uns zu helfen.» Der Superintendent hatte bereits seinen Hut in der Hand und wandte sich zum Gehen.
    «Sie sind ein tapferer Soldat, Lady Peter», sagte er.

    Harriet fragte sich, wo sie beginnen sollte. Als sie über die Helferinnen vom Landdienst nachdachte, die fern der Heimat den lieben langen Tag hart arbeiteten und abends einen Bärenhunger hatten, der nie recht gestillt wurde, kam sie zu dem Schluss, dass ein mitgebrachter Kuchen ihr eventuell Türen öffnen mochte. Daher machte sie sich auf den Weg in die Küche, um zu ergründen, ob Mrs. Trapp nicht imstande war, etwas zu zaubern.
    Durch den Flur schallte ihr Mrs. Ruddles Stimme in voller Lautstärke entgegen. «Ich schätze, Mrs. Trapp, dass wir uns auf genau so was gefasst machen müssen.»
    «Guten Morgen, Mrs. Ruddle», sagte Harriet. «Auf genau was müssen wir uns gefasst machen?» Mrs. Ruddle war als Putzfrau angestellt gewesen, bevor die Wimseys das Haus bezogen, und beanspruchte auch weiterhin das Recht, hier ein und aus zu gehen. Ihre Dienste wurden inzwischen nur selten in Anspruch genommen, allerdings umso bereitwilliger gewährt. Im Augenblick hatte sie es sich an dem Ende des Küchentisches, das der Feuerstelle am nächsten war, im Windsorsessel mit einer Tasse Tee in der Hand gemütlich gemacht. Ihr gegenüber war Mrs. Trapp dabei, Brotteig zu kneten. In rhythmischen Abständen packte sie den Klumpen und hieb ihn auf die Tischplatte. Der Besuch war kein Anlass für sie, eine Pause zu machen und ihrem Gast beim Tee Gesellschaft zu leisten.
    «Drauf, dass man uns in unseren Betten ermordet, Lady Peter!», antwortete Mrs. Ruddle.
    «Wer ist in seinem Bett ermordet worden, Mrs. Ruddle?», fragte Harriet.
    «Dieses arme junge Ding …»
    «Doch wohl eher auf der Straße.»
    «Na, desto schlimmer, oder nicht? Kann man nicht mal mehr die Straße langgehen, ohne abgemurkst zu werden?»
    «Eine furchtbare Geschichte», sagte Mrs. Trapp, während sie ihren Brotteig in Stücke teilte, die sie geschickt in die Backformen schlang. «Wer es ihren Eltern sagen muss, ist nicht zu beneiden.»
    «Aber warum sollten wir uns darauf gefasst machen müssen, Mrs. Ruddle? Ich verstehe Sie nicht», sagte Harriet.
    «Wegen den ganzen deutschen Spionen», antwortete Mrs. Ruddle heiter. «Was für deutsche Spione denn?», fragte Harriet. «Ist Ihnen etwas zu Ohren gekommen, von dem wir nichts wissen?» Nicht, dass das unwahrscheinlich wäre, dachte sie bei sich. Mrs. Ruddle kochte am Herd der zentralen Gerüchteküche für den Umkreis von zwanzig Meilen – mindestens aber für das Gebiet, das das örtliche Fernmeldeamt betreute, wo ihre Tochter arbeitete.
    «Genau kann ich es Ihnen nicht sagen», bekannte Mrs. Ruddle. «Aber es steht doch außer Frage, Lady Peter. Wenn's gar keine deutschen Spione gäbe, wozu müssten dann alle Wegweiser weg? Weshalb hat denn mein Bert den Auftrag gekriegt, am Bahnhof den Ortsnamen zu übermalen? Das beantworten Sie mir mal!»
    Harriet zuckte mit den Schultern, und Mrs. Ruddle fuhr fort. «Fragen Sie Mrs. Spright – die hat schon zwei, drei von der Sorte in unserer Gegend ausgemacht, sagt sie!» «Kenne ich Mrs. Spright?», fragte Harriet. «Womöglich nicht, Lady Peter», sagte Mrs. Ruddle. «Sie war früher Zahnärztin, drüben in Broxford. Hat sich bei uns zur

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