Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
Gebäude zu verlassen. Line musste eigene Erfahrungen machen. Musste selber mit solchen Situationen zurechtkommen. Doch etwas hinderte ihn daran, sich abzuwenden. Line war noch nicht so weit. Er konnte noch keine Entscheidungen treffen. Und er konnte auch nicht handeln. Er wäre niemals zu dem in der Lage, was Mark durch den Kopf spukte. Was Collin benötigte, war ein Knaller. Etwas, das seinen sogenannten Freunden den Atem stocken und sie alles andere vergessen ließ.
Mark zupfte sein Hemd zurecht und schob seine Tasche auf die andere Seite der Hüfte. Dann trat er frischen Schrittes auf die Tür zu und riss sie auf.
Drei Köpfe fuhren herum. Einer davon gehörte Line, der ihn erschrocken musterte. Die beiden anderen schauten grimmig. Sie kannten Mark als einer von denen, die ihnen Collin weggenommen hatten. Das würde sich gleich ändern. Mark setzte ein Lächeln auf. „Ich wusste doch, ich habe deine Stimme gehört.“, sagte er betont freundlich. „Ich habe dich gesucht, Line.“ Ohne viel Federlesen oder dem kleinsten Hinweis auf einen Plan hinter seinem Tun schritt er zu den Jungs hinüber. Er reichte den beiden Fremden die Hand. Wenn er sich recht erinnerte, hießen sie Björn und Tom.
„Guten Tag, ihr beiden. Ich wollte euch nicht stören. Aber ich müsste etwas mit Line besprechen. Wie lange braucht ihr denn noch? Kann ich draußen warten?“ Collin warf ihm einen Blick zu. Sicher fragte er sich, wie viel der Student mitbekommen hatte. „Eigentlich sind wir fertig.“, sagte er rasch. Er wollte schon nach seiner Tasche greifen, als Tom laut schnaubte.
„Eigentlich sind wir noch nicht fertig.“, fügte auch Björn hinzu. „Ich glaube du musst noch eine Weile warten. Das kannst du gerne vor der Tür machen.“ Er rümpfte die Nase.
Zu einem anderen Zeitpunkt hätte er dem kleinen Rotzlöffel einen Denkzettel verpasst, der sich gelohnt hätte. Doch diesmal ging es nicht um ihn, sondern um Collin.
„Na gut, dann warte ich auf dich, mein Herzchen.“ Ohne auf Lines erschrockenen Gesichtsausdruck zu achten, umfing er ihn mit einem Arm und stahl sich ein Kuss von seinen Lippen. Einen langen und sehr deutlichen Kuss. Dann winkte er den beiden Jungs und ging nach draußen.
Zufrieden lehnte er sich gegen die Heizung und blickte auf die Uhr. Lines Freunde brauchten nur drei Minuten, um ihre Sachen zu packen und den Raum zu verlassen.
„Ach, doch noch so schnell?“, fragte er arglos, als sie an ihm vorbei liefen und die Schule fluchtartig verließen. Mark stand da und wartete auf Collin, doch der ließ sich nicht blicken.
Verwundert zog Mark die Tür auf und fand Line, an den Lehrertisch gelehnt und ihm entgegen blickend. Seine Arme waren verschränkt und seine Lippen verkniffen. Mark begriff, dass er die ganze Zeit gewartet hatte, dass der Student die Tür öffnete und Rechenschaft ablegte. Er grinste ihn an.
„Du hast keinen Grund, zu grinsen.“ Lines Ton war scharf. Er war ehrlich wütend. „Was hatte das bitte zu bedeuten?“
Mark blieb gelassen. „Nun endlich wissen sie, dass du ein Geheimnis hast. Und doch wissen sie nicht, was es ist.“
Collin funkelte ihn an, ansonsten sagte er nichts weiter.
„Komm schon, Line.“, erwiderte Mark auf das Schweigen, das lauter war als jedes Geschrei. „Das war etwas, mit dem sie etwas anfangen können. Nun werden sie dich sicher nicht mehr darauf ansprechen, verstehst du das nicht? Ich habe dir damit geholfen!“
„Ja, das stimmt, sie werden mich nicht mehr darauf ansprechen. Sie werden nämlich gar nicht mehr mit mir reden. Danke, Mark, vielen, vielen Dank!“ Er stieß sich vom Tisch ab und nahm seine Tasche. „Wirklich! Mir dir als Freund braucht man keine Feinde! Du kannst alles durcheinander bringen!“ Ohne ihn anzusehen lief er an Mark vorbei in den Flur. Der Student folgte ihm.
„Ich weiß nicht, warum du dich so aufregst, Collin.“, versuchte Mark, sich zu verteidigen. „Du willst doch nicht allen Ernstes behaupten, dass diese beiden Kerle noch etwas in deinem Leben zu sagen haben! Solche Freunde kannst du doch gar nicht gebrauchen! Mögen sie doch von dir denken, was sie wollen!“
Collin war schon an der Tür. Nun wirbelte er herum. „Oh, aber ich brauche sie noch, Mark. Wenn du nämlich einen von deinen deftigen Wutausbrüchen hast und allen verbietest, mit mir zu reden.“
„Das würde ich niemals tun!“, rief er Line hinterher, als dieser die Tür aufstieß, sodass sie gegen die Wand schlug. Mark huschte durch den Rahmen
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