Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
Naschen oder dieses tolle Fahrrad, dass er sich seit langen wünschte. Er fragte sich, was denn wichtiger war als das, was er in dem Moment wollte, in dem er das Geld dafür in der Hand hatte.
„Nein, Mum.“, sagte er resignierend. „Ich werde das Geld nicht ausgeben.“ Dann trat er zur Tür und zog sie auf.
„Und ärgere deine Lehrer nicht so sehr, mein Schatz!“, rief seine Mutter ihm noch hinterher, dann schloss er die Tür. Mit einem lauten Krachen. Das würde ihr Gemüt wenigstens abkühlen.
Lustlos schlenderte er den Weg zum Gartentor entlang. Dahinter warteten bereits seine beiden Kumpels Björn und Tom. Sie tauschten gerade Fußballsammelkarten und ließen sie in ihren Taschen verschwinden als Collin neben sie trat. Sie grinsten, als sie seine zerknitterte Miene erblickten.
„Na?“, meinte Björn und schulterte seine Sporttasche. „Hast du wieder Belehrungen von deiner Mutter bekommen?“
Collin zuckte einfach nur mit den Schultern. Er wollte dazu nichts sagen.
Sie nahmen die Straße in Richtung ihrer Schule. Das Hockenfelder Gymnasium lag mit dem Hauptgebäude der Universität auf einem Gelände. Das war praktisch für die Dozenten, weil manche sowohl Hochschul-, als auch Oberstufenlehrer waren und so keine weiten Strecken fahren mussten, um zur nächsten Stunde zu gelangen; es sei denn, sie mussten in ein Nebengebäude der Hochschule. Dementsprechend gab es auf dem kiesbedeckten Schulhof sowohl Studenten, als auch Schüler. Doch es herrschte Frieden zwischen ihnen. Anfangs gab es Bedenken, Universität und Gymnasium auf ein Gelände zu bauen. Man befürchtete, dass die Studenten sich von den Schülern gestört fühlen könnten und umgekehrt. Diese Bedenken hatten sich jedoch als falsch herausgestellt. Im Gegenteil, das Zusammenleben war sogar recht vorteilhaft. Manche der Studenten besserten ihre Finanzlage auf, indem sie für die Jüngeren Nachhilfe gaben und die Jüngeren profitierten davon.
Collin und seine Freunde passierten das Schultor, durch das wie jeden Morgen unzählige Schüler strömten. Björn und Tom unterhielten sich über die erste Stunde, die sie nun hatten. Die beiden gingen mit Collin in dieselbe Klasse. Sie waren nun in der neunten und würden noch eine Weile als Klasse zusammen bleiben. Dennoch machte er sich Sorgen, was wohl werden würde, wenn sich seine Klasse auflöste und er allein zurechtkommen musste.
Collin Menkel war nicht sehr beliebt bei seinen Mitschülern. Das lag nicht gerade an seinem Aussehen. Im Gegenteil, er hielt sich eigentlich für einen guten, durchschnittlichen Typen. Sein kurzes, blondes Haar trug er gerne hochgegelt. Es brachte seine braunen Augen sehr gut zur Geltung. Sein Gesicht war vielleicht für seinen persönlichen Geschmack ein wenig zu rund, aber wenn er jemanden darauf ansprach, meinten alle immer, es sähe nicht übermäßig rund aus. Seiner Meinung nach lag es an Tante Bettina, dass er ein so rundes Gesicht hatte. Immer, wenn sie zu Besuch kam, musste sie ihm in die Wangen kneifen und ihn tätscheln. Er glaubte, seine Knochen wuchsen wegen der Kneiferei langsam in die Breite. Seine Mutter hatte seine Bedenken diesbezüglich abgewehrt. Wie immer.
Er trat vor einen Kieselstein. Seine Freunde hatten gar nicht bemerkt, dass er nicht mitredete. Nein, sein Aussehen war nicht das Problem. Viel mehr die Tatsache, dass er ein kleiner Quälgeist war. Wie man es auch machte, man machte es Collin niemals recht. Er hatte immer etwas auszusetzen, war stets schlecht gelaunt und unfreundlich. Er hatte sich schon mehrmals mit seinen Lehrern angelegt. Zweimal so heftig, dass seine Mutter in die Schule kommen musste. Sein Klassenlehrer sagte immer, das sei die Entwicklung. Und dass sich das noch geben würde. Dagegen hielt Collin, dass er voll entwickelt war . Sein Problem war eher, dass er sich nicht ernst genommen fühlte. Von keinem der Erwachsenen. Sein Klassenlehrer hat auf diese Erklärung hin nur nachsichtig gelächelt.
„Hey, Collin!“, rief auf einmal Björn laut. „Pennst du noch ne’ Weile oder kommst du?“
Collin blieb stehen. Ohne es zu merken war er mit seinen Kumpels in das große Gebäude der Schule gegangen. Sie standen vor dem Klassenraum im ersten Stock, wo sie gleich Mathematik haben würden. Lärm drang aus der halb offen stehenden Tür. Der Rest der Klasse war schon anwesend. Collin blickte auf seine Uhr. Es war sieben Uhr vierundfünfzig. „Geht schon vor.“, sagte er zu den anderen. „Ich muss noch mein Buch aus dem
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