Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
auf. „Wenn die Hölle zufriert, Elijah.“, meinte sie mit Nachdruck. Sie lächelte nicht.
Dass es ihr ernst damit war, schien auch Elijah zu bemerken. Er schwang sich vom Fensterbrett. „Dann hole ich mir etwas zu essen.“, erklärte er. Er war schon auf dem Weg zur Tür. „Will noch jemand etwas?“
Die Zeit, welche die anderen beiden brauchten, um zu antworten, nutzte Collin, um sich von der Tür zu entfernen. Leider war er nicht schnell genug. Gerade als er zurück trat, schwang die Tür auf und stieß ihn um. Sein verwunderter Ruf ging im Stundenklingeln unter. Er fiel auf den Rücken und spürte den harten Boden unter sich.
Der Student, der aus der Tür getreten war, blickte sich erstaunt um und entdeckte Collin am Boden. „Na, Hallo!“, sagte er freundlich. „Entschuldige bitte, ich habe dich nicht gesehen. Hast du dir weh getan?“ Er griff hinunter und zog den hochroten Collin am Kragen wieder auf die Beine. Mit einer einzigen Hand.
„Nein.“, murmelte der Junge verlegen. Er wollte nicht, dass Elijah erfuhr, dass er sie belauscht hatte. „Schon gut.“
Elijah saugte an seinen Zähnen und blickte den Knaben vor sich an. „Sag mal, musst du nicht zum Unterricht?“, fragte er ihn und blickte auf die Uhr. „Die Stunde hat eben angefangen.“
„Ja, stimmt.“ Collin wandte sich um und stürzte auf seinen Spind zu. Rasch riss er sein Mathebuch unter all den anderen hervor und schloss die Spindtür danach wieder ab. Die ganze Zeit spürte er Elijahs Blick auf sich ruhen. Wie den Blick einer Statue, die sich niemals rührte.
Immer noch von Scham gerötet, stürmte Collin die Treppe nach oben und lief auf das Klassenzimmer zu. Der Lärm darin hatte sich bereits gelegt. Also war Herr Doktor Brodt heute pünktlich. Collin hätte fluchen können. Es kam aber auch alles Schlechte zusammen an diesem Tag.
Nervös trat er zur Tür und zog sie auf, ohne zu klopfen. Dann schlüpfte er ins Innere. Zwanzig Augenpaare, einschließlich die des Lehrers, richteten sich auf ihn.
„Entschuldigung.“, murmelte er und wollte schon zu seinem Platz zurückkehren. Doch der Mathematiklehrer, Herr Doktor Brodt war ein strenger Mann, der sehr viel von Pünktlichkeit hielt. Jedenfalls die von den Schülern behielt er gerne mal im Auge. Wenn er zu spät kam, dann gab es natürlich immer einen triftigen Grund. Kamen die Schüler zu spät, so war das Anzeichen von arger Nachlässigkeit. Und das roch Herr Doktor Brodt. Oh ja, Nachlässigkeit hatte einen ganz typischen Geruch. Und bei ersten Hinweisen darauf blähten sich die Nasenflügel des betagten Dozenten.
So wie auch jetzt. Sie blähten sich wirklich. Genau wie die Augen aus den Höhlen quollen und die Lippen sich zu einem sehr schmalen Strich verzogen.
„Herr Menkel!“, bellte er durch das Klassenzimmer. „Zu mir! Sofort!“
Collin hatte noch nicht einmal Zeit, seine Tasche abzustellen. Auf dem Weg durch die Bankreihen brachte er sich noch hämische Zurufe ein. Björn saß auf dem Platz in der ersten Reihe und schüttelte den Kopf. Er lachte nicht.
Als er beim Lehrerpult ankam, sah er, dass der Herr Brodt sich noch nicht beruhigt hatte. Dabei hatte sich Collin viel Zeit gelassen, um seinem Lehrer ein wenig Luft zu gönnen.
„Gibt es denn einen – einen einzigen ! – vernünftigen Grund, nicht zu meinem Unterricht pünktlich zu erscheinen?“, fragte der Herr mit den kurzen, schwarzen Haaren. Selbst die Lehrerschaft bewunderte ihn für sein volles Haar, obwohl doch jeder wusste, wie alt er war. Auf jeden Fall zu alt für so viel Haar.
Collins Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Sicher. dachte er. Ich habe gerade einen Menschen gesehen, der Feuer aus dem Nichts beschwören kann . Und in diesem Moment wurde ihm mit aller Deutlichkeit bewusst, dass er das auch können wollte. Es musste einen Trick dahinter geben. Vielleicht verdingte sich dieser Elijah als Zauberer in irgendeiner Bar? Er nahm sich vor, herauszufinden, wie es möglich war, auf offener Handfläche eine Flamme tanzen zu lassen. Es musste irgendwie gehen.
Plötzlich wurde ihm bewusst, dass sein Lehrer ihn noch immer anstarrte. Mist, er hatte vergessen, nach einer guten Ausrede zu suchen. Schamesröte stieg ihm ins Gesicht.
„Es tut mir leid, Herr Doktor Brodt. Ich habe mein Buch vergessen und musste noch einmal in den Keller.“ Zum Beweis hielt er das Buch hoch, dass er glücklicherweise nicht in die Tasche gesteckt hatte. „Und als ich den Spind öffnete, fielen die Bücher heraus.
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