Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
Spind holen.“
„Okay.“ Tom und Björn traten in das Klassenzimmer und ließen ihn stehen. Mit dem Vorklingeln in den Ohren nahm Collin die Treppe nach unten in den Keller der Schule. Seine Turnschuhe machten auf dem Linoleumboden quietschende Geräusche als er zu der Wand lief, an der die Schließfächer gestapelt standen. Während er sein eigenes, die Nummer achtzehn, suchte, hörte er auf einmal Stimmen. Neugierig verharrte er und blickte um sich.
Die Schüler waren alle schon in den Klassenzimmern verschwunden, immerhin begann in fünf Minuten der Unterricht. Nur er war hier unten, weil er seine Sachen nicht bei sich haben konnte. Und doch hörte er ganz klar und deutlich junge Stimmen, die sich miteinander unterhielten!
Noch immer neugierig und sein Mathebuch in den hintersten Winkel seines Kopfes verbannend, trat Collin an seinem Spind vorbei und ging bis zum Ende des Kellerganges. Dort gab es einen kleinen Raum, in dem die Schüler und Studenten ihre freie Zeit zwischen den Stunden verbringen konnten. Hier hatten sie die Möglichkeit, zusammen zu reden, auf die nächste Stunde zu warten oder ihr Mittagessen aus dem Kiosk einzunehmen, der ebenfalls hier unten im Keller war. Zahlreiche Generationen an Schülern hatten die Wände dieses Raumes gestaltet und bemalt, weswegen Collin dieses Zimmer von allen im Haus am liebsten besuchte.
Nun drangen aus diesem Raum die Stimmen, die sich unterhielten.
„...das kann ich aber nicht hinnehmen.“, meinte die erste Stimme. Wenn sie sprach, waren ihre Worte von einem seltsamen Zischen untermalt. Das war es, was Collin nervös machte. Und das war es auch, was ihn seine Erziehung vergessen ließ. Denn eigentlich sollte man fremden Leuten nicht zuhören, weil es einen nichts anging, was sie zu besprechen hatten. Doch gegen alle guten Vorsätze war der Junge gebannt.
„Ich meine, es ist doch klar, dass sie noch immer in der Stadt sind.“, fuhr die Stimme fort und das Zischen ertönte. „Wir haben ihr Wort, sagst du. Aber was ist es wert?“
„Du solltest nicht ungerecht zu ihnen sein.“, erwiderte eine zweite männliche Stimme. „Wenn die Beißer uns ihr Wort geben, dann können wir ihnen trauen.“ Dieser Ton klang bestimmt. Die Stimme eines Anführers kam Collin in den Sinn. Sie ist fest und prägend . Er würde viel für eine solche Stimme geben.
„Mark hat Recht.“ Diese Stimme war eindeutig weiblich. „Ich vertraue ihm. Und ihnen.“
Das Zischen erklang. „Mar, du weißt schon noch, dass sie dich in jener Nacht beißen wollten?“, fragte die erste Stimme, leicht gereizt. „Macht doch, was ihr wollt. Ich werde ihnen nicht vertrauen, und wenn sie plötzlich Vegetarier werden.“ Plötzlich wurde das zischende Geräusch scheinbar ärgerlicher.
„Danke, El.“, sagte Mark nun versöhnlich. „Ich danke dir für dein Vertrauen. Und hör auf damit. Wir wissen alle, dass du das kannst. Du musst es nicht immer beweisen.“
Collin hielt es nicht mehr aus vor Neugierde. Er wagte sich noch ein Stück nach vorn zur Tür. Leise schlich er sich an den Spinden vorbei und schielte durch die halb offene Tür ins Innere des Raumes.
Es waren drei Studenten, die hier unten saßen. Ein Mädchen und zwei Jungs. Einer saß im Fensterbrett, die anderen beiden am Tisch, der darunter stand, tief über Hefte gebeugt. Der Junge im Fensterbrett grinste und ließ erneut ein Zischen hören. Es erklang, als er in seiner offenen Handfläche eine Flamme entstehen ließ. Collin meinte, seinen Augen nicht trauen zu können. Der Kerl hatte sicher irgendwo ein Feuerzeug verborgen. Zwischen den Fingern vielleicht, sodass Collin es nicht sehen konnte. Doch insgeheim wusste der Junge, dass dem nicht so war. Die Finger des Studenten waren weit auseinander und er hatte die Handfläche ausgebreitet. Da war kein Feuerzeug! Und doch war da eine Flamme wie von einer Kerze.
„El!“, rief der andere Junge leicht zornig. Der Angesprochene schloss die Hand und die Flamme erlosch. Er grinste nicht mehr. Ein Funkeln lag in seinen Augen. Collin bemerkte erst jetzt, dass der Student feuerrote Haare hatte.
„Mir ist langweilig.“, verkündete El und wippte mit den Füßen, die knapp über dem Boden hingen. „Ich sollte etwas unternehmen während ihr hier büffelt. Mar, wann wirst du endlich mal mit mir ausgehen?“
Das Mädchen strich mit nachdenklichem Gesicht eine Notiz auf ihren Heft durch. Sie hatte ihre schwarzen Haare zu einem schönen Zopf geflochten und hochgesteckt. Sie blickte
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