Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
erschrockene Husten und Keuchen.
Nachdem der Neue sich das Mehl aus den Augen gewischt hatte, sah er den Jungen mit den flammend roten Haaren, die Mehltüte noch immer in der Hand. Er lachte aus vollem Hals. Dann hatte er also sie mit Mehl überhäuft und durch die Ablenkung dafür gesorgt, dass der Wind sich wieder legte.
„Elijah!“, rief Ben laut und knackte mit den Knöcheln, kaum dass er wieder etwas sehen konnte. „Jetzt bist du fällig, du Weihnachtskerze!“ Und er wollte sich auf den lachenden Jungen stürzen, als die Tür der Küche wieder aufging.
Frau Haje stand im Rahmen und schlug die Hände über dem Kopf zusammen, angesichts der sechs kleinen weißen Geister, die ihr entgegen blickten. Die Küche war ein einziges Meer aus Mehl. „Da lässt man euch für fünf Minuten allein!“, rief sie aus. „Ab mit euch unter die Dusche, los!“ Und sie trieb die Kinder hinaus. Elijah ließ sich nach hinten fallen, sodass er neben dem Neuen gehen konnte. Als sie in den Flur hinaustraten, hielt er ihn am Arm fest. Zuerst wollte er sich wehren, doch dann sah er, dass Elijah ihm nichts böses wollte. Er sah ihn freundlich an. „Weißt du nicht mehr, wie du heißt?“, fragte er ihn.
Der Junge schüttelte den Kopf. „Nein, ich kann mich nicht mal erinnern, wie ich hierher gekommen bin.“
Das schien Elijah bekannt vorzukommen, denn er nickte heftig. „So ging es mir auch. Meine Alten haben mich hier ausgesetzt und ich wusste nicht mal, wer ich bin. Aber ich denke, Frau Haje wird dir schon noch einen Namen geben.“
Der Junge nickte. Dann sah er, dass Elijah einen Finger gehoben hatte. Mit der anderen Hand hielt er ihn noch immer fest. Ungläubig blinzelte der Neue. Doch er täuschte sich nicht. Auf dem Finger des Jungen mit den roten Haaren hatte sich eine kleine Flamme gebildet, die lustig tanzte. Elijah lächelte geheimnisvoll. Er hatte keine Angst davor.
„Wie machst du das?“, flüsterte der Neue. Er war fasziniert, nicht länger ängstlich. Elijah grinste und zwinkerte dann. Die Flamme erlosch. „Genau so, wie du den Wind beherrschst.“ Damit löste er sich von ihm und ließ ihn stehen.
1
Die Universitätsstadt Hockenfeld war eine der besten dieses Landes. Viele junge Menschen erlangten hier ihre Ausbildung. Viele Leute profitierten von diesen jungen Menschen. Es gab moderne Läden, Boutiquen und Restaurants, alle auf Studenten ausgerichtet. Doch niemand wusste, dass es in Hockenfeld etwas gab, was jeden einzelnen von ihnen betraf und dennoch viel zu unscheinbar war, als dass es den Einwohnern der Stadt ins Auge gefallen war. Niemand wusste, dass die Geister unter ihnen wandelten...
„Und dass du mir nicht wieder so spät nachhause kommst.“, sagte seine Mutter noch.
Collin streckte ihr die Zunge raus. Ja, so mutig war er wirklich. Er konnte seiner eigenen Mutter die Zunge herausstrecken, auf die Gefahr hin, dass sie in den Flur stürmte und ihm eine Standpauke der besonderen Art hielt. Eine von der Sorte, die halbstündig war und in der Tatsache gipfelte, dass er Hausarrest hatte. Und darin, dass er zu spät zum Unterricht kam und deshalb von seinem Mathelehrer gleich noch eine Strafarbeit aufbekam. Ja, er war so mutig. Und nur die dünne Wand mit der lavendelfarbenen Tapete trennte ihn von diesem Schicksal. Diese Wand, die Küche von Flur trennte und dafür sorgte, dass seine Mutter die Zunge nicht sah.
„Hast du auch dein Frühstück eingepackt?“, fragte sie während er seinen Ranzen nahm und ihn sich auf die Schulter lud. „Du weißt, ich mag es nicht, wenn du dir am Kiosk etwas kaufst.“
Collin zog eine Grimasse. „Du solltest dein Geld für wichtigeres sparen.“, ahmte er die Stimme seiner Mutter nach. Ganz leise natürlich, dass sie es nicht hören konnte.
Und tatsächlich – „Du solltest dein Geld für wichtigeres sparen.“, fügte seine Mutter nur wenig später hinzu. Collin seufzte. Ja, das war einer ihr Lieblingssätze. Gleich nach ,Das solltest du nicht tun.‘ und ‚Das darfst du nicht tun.‘. Seine Mutter sagte das immer, wenn er sich etwas kaufen wollte. Dabei ist sein Taschengeld doch streng genommen sein Geld und nicht ihres. Und sie sollte auch nicht darüber bestimmen, was er damit tat. Doch immer, wenn er ihr sagte, was er sich kaufen wollte, so wie sie es von ihm verlangte, erwiderte sie, er solle das nicht tun, sondern für etwas wichtigeres sparen. Und dabei war es gleichgültig, was es war. Ob nun ein Mittagessen am Kiosk, eine neue CD, etwas zum
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