Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock

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nicht?«
    »Es ist gefährlich.« Als ich wieder loslaufen wollte, hielt er mich am Arm fest.
    »Das ist es für Männer auch.«
    »Aber nur für die Mackenzies. Bitte, Ihr habt gehört, was der Gleanngrianach gesagt hat.«
    So etwas wie Furcht blitzte in seinen Augen auf, und ich begriff, dass er es nicht wagte, den Befehlen seines Chiefs zuwiderzuhandeln. »Okay, ich gehe wie befohlen ins Haus. Und du holst Hilfe!«
    »Aye!« Erleichtert rannte er so schnell los, dass sein Kilt wild flatterte. Im Nu war er über die Gartenmauer geklettert und dahinter verschwunden.
    Auf meinem Weg zurück zum neuen Haus hörte ich schon die Rufe herbeieilender MacCoinnaichs und schob mich hastig durch die schwere Eingangstür. Innen erstarrte ich. Kräftige Arme griffen nach mir, am Hals spürte ich kalten Stahl. Waren die Mackenzies etwa hier eingedrungen? Ich wurde in die Halle gezerrt und wagte es nicht, mich zu wehren. »Lass mich los, Jamie!«, keuchte ich, als ich den Mann erkannte, in dessen gnadenlosem Griff ich mich nicht einen Millimeter rühren konnte.
    »Lady Joanna.« Erschrocken gab er mich frei. Jamie gehörte zu den Männern, die rund um die Uhr das Haus bewachten.
    »Hast du geglaubt, die Mackenzies schicken ihre Frauen, um uns zu überfallen?«

    Er wurde rot und stotterte: »Ich hatte Anweisungen … Es tut mir leid, Lady Joanna.«
    »Schon gut, es ist ja nichts passiert«, beruhigte ich ihn. »Du hast völlig richtig gehandelt, ich bin es nur nicht gewohnt, dass mir jemand ein Messer an die Kehle hält. Ich hole mir ein Buch aus der Bibliothek und gehe dann in mein Zimmer.« Mir war es gleich, ob er mich für so abgebrüht hielt, dass ich angesichts der augenscheinlichen Krise nichts anderes als Zerstreuung im Sinn hatte.
    Höflich hielt er mir die Tür auf und kehrte zur Eingangstür zurück.
    In der Bibliothek, so wusste ich, gab es ein paar beeindruckende Waffen. Und richtig, da hingen sie an der Wand. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass Jamie wieder auf seinen Posten zurückgekehrt war, schloss ich die Tür sorgfältig hinter mir und schob einen der Sessel bis an die Wand. Sosehr ich mich auch streckte, den Griff des Schwerts konnte ich nicht erreichen, aber zwei der Messer ließen sich leicht aus ihrer Halterung nehmen. Das eine hatte Alan als Dirk bezeichnet und erklärt, dass es eine typische Waffe der Highlander war. Es besaß eine lange Klinge, und der Griff war oben mit einem silbernen Knauf verziert. Die Klinge des anderen Messers war kürzer und auf einer Seite wie wellenförmig geschliffen. Es sah sehr wertvoll aus, nicht nur, weil am Ende des Griffs ein dunkelroter Edelstein prangte. Trotzdem zog ich es aus der ledernen Scheide und nahm es an mich. Pistolen hingen auch noch an der Wand, aber da ich keine Ahnung hatte, wie man diese Dinger lud, geschweige denn, wie man mit ihnen schoss, stieg ich vorsichtig wieder vom Sessel herunter, zerrte ihn zurück an seinen Platz und verschwand durch die hintere Tür.

    Wie erwartet waren auch hier am Eingang zwei Wachleute postiert. Leise versuchte ich, mich an ihnen vorbeizudrücken. Doch mein Rock raschelte so laut, dass sich einer blitzschnell umdrehte, das Schwert schon halb gezogen. »Ach Mädchen, hast du mich erschreckt!«, lachte er. »Ich dachte schon, die Mackenzie-Halsabschneider hätten sich ins Haus geschlichen.«
    Ich bemühte mich um einen möglichst besorgten Gesichtsausdruck: »Was geht in der Halle vor sich?«
    »Das würden wir auch gern wissen. Der Gleanngrianach hat befohlen, dass wir niemanden hier hereinlassen sollen. Das ist alles.« Er sah mich an, als hoffte er, ich könnte ihm mehr erzählen.
    »Der Chief wird schon wissen, was zu tun ist. Ich werde mich am besten in meine Räume zurückziehen.«
    Die Männer nickten. » Aye , Lady Joanna.« Sie kannten mich nicht gut genug, um Zweifel an meinen braven Worten zu hegen. Duncan hätte sich nicht eine Sekunde lang von mir täuschen lassen. Ich versuchte sicherheitshalber noch ein verlegenes Lächeln und lief die Wendeltreppe hinauf, ohne den Schmerz in meinem Fuß zu beachten.
    Ich war nicht sicher, ob die Männer mir meine neue Rolle als folgsames Frauenzimmer bei genauerem Nachdenken immer noch abnahmen, doch das konnte mir eigentlich auch gleich sein, dachte ich, während ich den Turm ansteuerte. Dort hatte man keine Wachen aufgestellt – wer rechnete auch damit, dass jemand von oben eindringen würde? Ungehindert gelangte ich über die Wendeltreppe hinab in die Tower Hall,