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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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die Rede gewesen war. Offenbar sprach Mòrag von ihm. Bald wandten sich unsere Gespräche aber weniger politischen Themen zu.
    Nach einigen Tagen konnte ich endlich wieder behutsam auftreten, doch Alan, der sich jede Nacht intensiv um mein sonstiges Wohlbefinden kümmerte, bestand darauf, dass ich das Zimmer nicht verließ, bevor der Knöchel wieder ganz in Ordnung war. Als ich ihm vorwarf, er hielte mich als seine persönliche Sexsklavin, lachte er nur: »Natürlich. Warum, denkst du, habe ich dich direkt neben mir einquartiert? Das mache ich mit allen Frauen, die nur mit einem Plaid bekleidet meinen Weg kreuzen.«
    Als Antwort zielte ich mit einem dicken Kissen auf seinen Kopf. »Du Lump!«

    Doch er fing es geschickt auf, und seine Rache war süß.
    Trotz dieses angenehmen Zeitvertreibs fiel mir irgendwann die Decke auf den Kopf, und deshalb humpelte ich an einem besonders schönen Vormittag hinunter in den Garten. Die Stufen des Personalaufgangs, die ich sonst immer benutzte, mied ich sicherheitshalber, sie waren steil und uneben. Stattdessen tastete ich mich im Haupthaus behutsam die geschwungene Treppe hinab.
    Aus dem Salon erschollen aufgeregt laute Stimmen. Tatsächlich war die Tür nur angelehnt, und gerade als ich heldenhaft meine Neugier besiegt hatte, hörte ich Anabelle meinen Namen ausspucken wie einen giftigen Trank. Mehr brauchte es nicht, um alle moralischen Bedenken beiseitezuschieben. Was war da los? Behutsam schlich ich näher.
    »Mary ist die zukünftige Lady Kensary! Wir werden es nicht länger dulden, dass diese Person mit uns unter einem Dach lebt. Außerdem bestehen wir darauf, dass der Hochzeitstermin endlich bekanntgegeben wird.«
    »Seid Ihr fertig?«
    Bei diesem Tonfall bekam ich eine gute Vorstellung von der Stimmung, in der sich Alan befand, und war froh, in diesem Moment nicht im Fokus seiner Aufmerksamkeit zu stehen.
    »Ich mag gezwungen sein, Mary Campbell zu heiraten, weil mich die Ehre der MacCoinnaichs an das Wort meines Vaters bindet, auch über seinen Tod hinaus. Den Zeitpunkt dieser unseligen Eheschließung bestimme aber ich allein.«
    Für einen Moment herrschte Stille. Und selbst hier draußen auf meinem Horchposten fühlte ich mich ähnlich unwohl wie vor einem heraufziehenden Gewitter. Was würde Alan zu Anabelle sagen?
    Als er endlich auffällig leise weitersprach, klang seine Stimme
gefährlich ruhig. »Woher soll ich wissen, ob sie es nicht so eilig hat, weil sie mir den Bastard eines ihrer Galane aus den feinen Salons Edinburghs unterschieben will?«
    Ein entsetzter Laut war zu hören. Mary. Wie erniedrigend für die Arme, dass die beiden über ihre Angelegenheiten sprachen, als sei sie überhaupt nicht anwesend.
    Ich verstand nicht, wie sich Alan derart gefühllos verhalten konnte. Bei Anabelle erstaunte mich eine solche Rücksichtslosigkeit nicht, wohl aber ihre nächsten Worte: »Und das aus dem Mund eines Mannes, der die Frechheit besitzt, eine sogenannte Cousine gewissermaßen unter den Augen seiner Braut in Rekordgeschwindigkeit zu schwängern.«
    »Ihr vergesst Euch. Meine Beziehung zu Joanna ist kein Thema, das in diesem Hause diskutiert wird!« Alans Stimme hatte einen drohenden Unterton angenommen, und ohne ihn zu sehen, wusste ich, dass er jetzt mit jeder Faser seines Körpers wirkte wie der Teufel, für den ihn manche seiner Clansleute insgeheim hielten. »Wenn Ihr meine Gastfreundschaft weiterhin in Anspruch zu nehmen gedenkt, Miss Campbell, tut Ihr gut daran, dies nicht zu vergessen!«
    »Ich bin Marys Anstandsdame. Ihr könnt mich nicht hinauswerfen«, triumphierte Anabelle. »Und ich werde noch heute an Seine Gnaden schreiben.«
    »Es wird ihn wenig kümmern, wie die Ehe einer unbedeutenden Nichte aussieht, solange sie nur mit dem Baron Kensary verheiratet ist. Euer schweigsamer Schützling hier weiß das ganz genau. Nicht wahr, meine Liebe?«
    »Ja, Mylord.« In Marys Stimme klang so viel Hoffnungslosigkeit mit, dass sie mir nun wirklich leidtat. Ich hatte genug gehört. Hastig humpelte ich zur Vordertür hinaus in den Garten.

    »Habe ich nicht gesagt, du sollst deinen Fuß schonen?«
    Ich war auf meinem schattigen Lieblingsplatz an dem kleinen Teich eingedöst. »Alan! Hast du mich erschreckt.«
    Er setzte sich zu mir und betrachtete mich schweigend. Als ich auch nicht sprach, sagte er: »Gibt es etwas, das du mir erzählen möchtest?«
    »Wie kommst du darauf?«
    Für einen Moment glaubte ich, einen enttäuschten Ausdruck über sein Gesicht huschen

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