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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Schatten bemerkte – Lachlan. Mit Mühe verkniff ich mir die anzügliche Bemerkung, die schon auf meinen Lippen gelegen hatte, und zu dritt schritten wir die breite Treppe hinab zu den Wartenden, die uns neugierig beäugten. Natürlich hatten inzwischen alle erfahren, dass eine Campbell für das gemeine Attentat auf mich und auch auf die kleine Zofe verantwortlich war, und viele schauten misstrauisch oder gar feindselig zu Mary hinüber.

    Sie spürte die Ablehnung offenbar, denn ihr zartes Leuchten erlosch, und ich hatte den Eindruck, als wäre sie am liebsten wieder zurück in ihr Zimmer gelaufen oder hätte sich zumindest hinter Duncan und mir versteckt.
    Diese Behandlung hatte sie jedoch nicht verdient, fand ich. Gingen unsere Pläne auf, würde sie schließlich in nicht allzu ferner Zukunft Herrin über Gleann Grianach sein, wenn auch an Lachlans und nicht an Alans Seite.
    Kurz entschlossen ergriff ich ihre Hand, und gemeinsam bahnten wir uns einen Weg zu Alan, der mit einigen der Wachen zusammenstand und wie alle anderen auf uns wartete. Ich war sicher, er würde mich unterstützen, und tatsächlich beugte er sich höflich über ihre Hand: »Eine guten Morgen wünsche ich Euch.«
    Mary machte einen tiefen Knicks. Er erwiderte ihr Lächeln, wandte sich anschließend mir zu und flüsterte in mein Haar: »Gut gemacht!« Dann sagte er laut: »Mein Bruder kommt natürlich wieder einmal zu spät.« Er steckte zwei Finger in den Mund.
    Der schrille Pfiff fuhr mir durch alle Glieder. Als ich zum Haus blickte, lief Lachlan gerade so schnell die Treppe hinab, dass sein Kilt mehr von den kräftigen Schenkeln zeigte, als die arme Mary verkraften konnte. Sie wurde rot und wandte sich ab.
    Er bemerkte nichts von ihrer Verlegenheit und rief: »Weißt du nicht, dass man sonntags nicht pfeift, du Heide?«
    Die Brüder klopften sich gegenseitig freundschaftlich auf die Schultern, und gemeinsam machten wir uns auf den Weg talabwärts, wo eine helle Glocke bereits zur Andacht rief.
    Nach Duncan und Mòrag samt Familie sah ich mich vergebens um, und da Alan offenbar wichtige Dinge mit Lachlan
zu besprechen hatte, wollte ich das neue brüderliche Einverständnis nicht stören und blickte mich nach Mary um.
    Als ich sie so allein und mit gesenktem Kopf hinter uns gehen sah, bekam ich Mitleid und verkürzte meine Schritte, bis wir auf gleicher Höhe waren. »Hast du den Gottesdienst hier schon besucht?«
    Sie nickte.
    »Wie ist der Priester denn so?«
    »Du hast ihn doch selbst kennengelernt.« Jetzt erhellte ein feines Lächeln ihr Gesicht.
    »O je!«
    »Genau!« Mary lachte. »Glücklicherweise verstehen die wenigsten seine Predigten. Er spricht andauernd von der Schuld, die wir durch unseren Widerstand gegen den Hannoveraner auf uns laden, und vom ewigen Höllenfeuer, das auf alle Highlander wartet. Ich dachte, du wüsstest das und wärest deshalb nie zu seinem Gottesdienst erschienen.«
    »Um ehrlich zu sein …«
    In diesem Moment gesellte sich Lachlan zu uns und ersparte mir so eine Antwort. Ich hätte sie ohnehin kaum damit konfrontieren können, dass mein seit langem instabiles religiöses Weltbild in den letzten Wochen weitere Risse bekommen hatte. Und selbst wenn es noch intakt gewesen wäre, es hätte sie bestimmt schockiert, vielleicht sogar abgestoßen. Manchmal vergaß ich einfach, dass ich nun im achtzehnten Jahrhundert lebte. Das wurde jedoch mehr als deutlich, als wir die steinerne Kapelle betraten.
    Alan war von mir unbemerkt an meiner Seite aufgetaucht und betrat nun vor allen anderen Mitgliedern seines Haushalts die Kirche. Im Vorbeigehen stippte er die Finger seiner rechten Hand in die steinerne Schale, die vor Weihwasser fast
überlief, schlug das Kreuz, beugte nachlässig sein Knie und ging dann zum Taufbecken, das genau in der Mitte des kleinen Raums stand. Dort hielt er kurz inne und murmelte etwas, bevor er hoch erhobenen Hauptes auf die einzige hölzerne Bank zusteuerte, die es in dieser Kapelle gab.
    Ich folgte seinem Beispiel, allerdings nahm ich es mit den christlichen Riten etwas genauer, wohl wissend, dass neugierige Augenpaare jede meiner Bewegungen verfolgten. Am Taufbecken blieb ich schon aus Neugier für einen Moment stehen. Das war also der heilige Stein der MacCoinnaichs. Wasser konnte ich in der flachen Mulde an seiner Oberseite keines entdecken, und so sprach ich nur ein kurzes Gebet für die Geister, die diesen Raum möglicherweise für sich beanspruchten.
    Mit einer kaum sichtbaren Geste

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