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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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sie mit auf dein Zimmer, und ich lasse euch nachher Wasser für ein Bad bringen, dort habt ihr mehr Ruhe als hier im Haus. Auf dich wartet auch noch eine Überraschung, Mädchen. Morgen ist eine ganz besondere Nacht.«
    »Was hast du vor?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du wirst schon sehen«, wiederholte sie zweimal und rang gleich darauf erneut die Hände: »Das Kleid hat ihr der Gleanngrianach geschenkt. Wenn sie es nicht trägt, wird er beleidigt sein.«
    Ehe ich aus ihren Andeutungen schlau werden konnte, lugte Mòrag schüchtern um die Ecke. Mir verschlug es den Atem.

    »Wenn du das morgen nicht anziehst, gehört dir der Hintern versohlt!« Das Kleid war traumhaft schön, und sie sah fabelhaft darin aus. Ein blau gestreifter Seidenrock bauschte sich üppig über sicherlich zahllosen Unterröcken und ließ ihre Taille schmal und zerbrechlich erscheinen. Ihre Schwangerschaft würde niemand bemerken, der nicht davon wusste, und ich war gespannt auf Duncans Gesichtsausdruck, wenn er sie morgen sah. Allerdings würde er wahrscheinlich von dem verführerischen Dekolleté, das nur mit einem zarten Tüchlein bedeckt war, so fasziniert sein, dass er nirgendwo anders hinschaute.
    Durch meine bewundernden Ausrufe ermutigt, zog Mòrag nun eine blaue Jacke an, unter deren halblangen Manschetten zarte Spitzen hervorlugten. Sie war von Kopf bis Fuß das Abbild einer delikaten Hochlandschönheit, und ihr Bräutigam würde vermutlich genauso beeindruckt auf diese Erscheinung starren, wie ich es gerade tat. »Mòrag, du siehst hinreißend aus.«
    Sie strahlte. »Findest du? Aber wenn es morgen zu warm ist?«
    Dolina warf die Hände in die Luft. »Warum hat Gott mich mit dieser Tochter gestraft!« Und dann fiel sie ihr um den Hals. Die Frau war mindestens genauso überdreht wie ihre Tochter. »Geh mit Joanna und sieh nach, ob die Schneiderin ihr Kleid schon geliefert hat. Aber vergesst nicht, am Abend wieder hier zu sein.«
    Sie tat sehr geheimnisvoll und wollte mir nicht verraten, was es mit dieser Ermahnung auf sich hatte. Mòrag zog sich um, und während wir durch das Wäldchen zurück zum Castle liefen, fragte ich: »Was ist heute Abend?«
    »Du wirst mir die Füße waschen, liebste Freundin.« Sie tanzte davon.

    Als ich sie einholte und am Schürzenzipfel festhielt, erklärte sie endlich: »Am Abend vor der Hochzeit kommen Brautjungfern und Freundinnen zur Fußwaschung ins Haus der Braut.«
    »Warum denn das?«
    »Ach, Joanna, du stellst Fragen. Warte ab, das wird ein Riesenspaß! Aber jetzt sehen wir erst einmal in deinem Zimmer nach, ob die Überraschung schon angekommen ist, und dann«, sie senkte ihre Stimme, »hilfst du mir, eine ebenso zarte Haut zu bekommen, wie du sie hast.«
    Auf meinem Bett lagen, säuberlich zusammengefaltet, ein Rock mit passendem Oberteil sowie ein Hemd, an dessen dreiviertellange Ärmel üppige Spitzenbesätze geheftet waren. Schon wieder eine neue Garderobe. »Die Sachen sind wunderschön, aber was bedeutet das?« Ich war verwirrt.
    »Du wirst meine Brautjungfer! Zusammen mit Duncans kleiner Schwester.«
    Für einen Moment war ich sprachlos, dann stammelte ich einen Dank.
    Ungeduldig winkte Mòrag ab. »Du bist meine beste Freundin. Wen sollte ich denn sonst darum bitten?« Sie zeigte auf das Kleid. »Komm schon, probier es endlich an.«
    Ich ließ mich nicht zweimal bitten und zog mich aus.
    »Alles«, verlangte meine Freundin aufgeregt, und schnell streifte ich auch mein Leinenhemd ab.
    Das neue Hemd fühlte sich unglaublich weich auf der Haut an. Nie hätte ich gedacht, dass die Menschen in diesen angeblich primitiven Zeiten in der Lage waren, derart feine Stoffe zu weben. Augenscheinlich besaßen sie viele handwerkliche Kunstfertigkeiten, die durch die Jahrhunderte verlorengegangen waren. Es dauerte eine Weile, bis ich die Röcke übereinandergezogen und ihre Bänder geschlossen hatte.

    Beim Mieder half Mòrag mir und erklärte, die Spitze stamme aus Brüssel und sei unglaublich kostbar. Daran hatte ich keinen Zweifel. Als ich endlich angezogen war, trat sie einen Schritt zurück. »Oh, Joanna, ich wusste, dir würde dieses Rot stehen! Es passt perfekt zu deinen dunklen Haaren und«, sie zwinkerte mir verschwörerisch zu, »es ist das gleiche Rot wie in deinem Arisaid !« Sie meinte mein Tuch, das aus leichter Wolle in den Farben der Chiefs der MacCoinnaichs gewebt war und das zu tragen ich kein Recht hatte. Egal, was Mòrag darüber dachte.
    Doch sie hörte gar nicht zu: »Und wie weiß

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