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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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denen sich die Feinde die Zähne ausbeißen. Gäbe es sie nicht, ich wüsste nicht, wie die Sache stünde. Obendrein können die Nabatorer nicht zügig durchs Land ziehen, da sie überall auf natürliche Hindernisse stoßen. Insofern: Nein, unsere Sache ist keineswegs verloren.«
    »Man will gar nicht glauben, dass ein Krieg im Gange ist«, sagte Shen. »So ruhig, wie hier alles ist.«
    »Begib dich hundert League nach Norden, und du wirst es glauben. Oder ziehe durch die Wälder und Sümpfe zur Burg der Sechs Türme. Das dauert zwar eine Woche, aber dann kannst du dich mit deinen eigenen Augen von allem überzeugen.«
    »Du weißt nicht zufällig, wie es in Alsgara aussieht?«
    »Ich bin gerade auf dem Weg dorthin. Aber nach allem, was ich gehört habe, verhalten sich die meisten Menschen so, als ginge sie dieser Krieg überhaupt nichts an. Sie scheinen zu glauben, er werde nicht in ihre Stadt getragen. Einige sind sogar so dumm und tun alles als Gerede ab.«
    »Aber Alsgara steht völlig ohne Schutz da …«
    »Stimmt, an der Stadt haben die Hyänen ihre Freude. Genauer gesagt, sie werden sie haben, sobald unsere Armee zerschlagen ist. Sicher, es gab das Gerücht, der Statthalter habe eine neue Zweite Armee ausgehoben. Allerdings besteht sie, soweit ich weiß, nur aus Teilen der Landwehr, bereits zurückgewichenen Einheiten oder Söldnern, ist also nicht mehr als ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Wenn aber schon die ausgebildeten Soldaten nicht mit dem Feind fertigwurden, was ist dann von einer solchen Truppe zu erwarten?«
    »Und die Schreitenden?«
    »Geben ihr Bestes. Sie kämpfen gegen die Sdisser Nekromanten und ihre magischen Ausgeburten, mitunter sogar ganz erfolgreich. Aber bisher haben sie es noch nicht geschafft, sie vollständig zu vernichten. Immer wieder kommt es zu überraschenden Angriffen. Vor vier Tagen hätte mich das sogar beinahe den Kopf gekostet.«
    »Warum das?«
    »Da durfte ich die Bekanntschaft von Toten machen, die sich aus ihren Gräbern erhoben haben.«
    Luk zitierte prompt wieder seine Kröte.
    »Viele?«
    »Ein ganzes Dorf. In dem gab es keinen einzigen lebenden Menschen mehr. Ohne mein Pferd wäre ich da nie wieder rausgekommen.«
    »Wie viel verstehst du denn unter einem ganzen Dorf?«, fragte Lahen. »Zehn? Zwanzig?«
    »Zweihundert.«
    Mein Augenstern presste die Lippen aufeinander, sagte jedoch kein Wort.
    »Das ist doch merkwürdig«, bemerkte ich. »Was haben die Nekromanten in dieser Gegend zu schaffen, wenn sie eigentlich im Norden gebraucht werden?«
    »Das frage ich mich auch«, erwiderte Giss. »Aber ich habe noch von mindestens drei weiteren Fällen gehört. In diesen Dörfern soll es keinen einzigen lebenden Menschen mehr geben, dafür aber jede Menge hungrige Leichen. Und das in einem Gebiet, das noch nicht vom Krieg betroffen ist.«
    »Die Sdisser wollen uns Schwierigkeiten machen«, sprach Shen aus, was auch mir durch den Kopf ging.
    »Und Panik säen«, ergänzte ich.
    »Bote!«, rief der Wirt, als er sich unserem Tisch näherte. »Dein Zimmer ist fertig.«
    »Schon? Dann darf ich mich entschuldigen. Ich muss mich ausschlafen. Morgen heißt es früh aufstehen. Vielen Dank für alles.«
    »Vielen Dank für die Neuigkeiten.«
    »War mir ein Vergnügen.« Er lächelte traurig. »Auch wenn … es nicht die Neuigkeiten sind, die einem viel Freude bereiten. Gute Nacht allerseits.«
    Giss verbeugte sich und ging rasch die Treppe hinauf.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Luk, nachdem er sich geräuspert hatte.
    »Du wolltest doch nach Alsgara«, entgegnete ich.
    »Stimmt. Aber dann?«
    »Dann trennen sich unsere Wege. Lahen und ich müssen uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern, ihr euch um eure.«
    Shen schielte mich aus den Augenwinkeln heraus an, doch ich zog es vor, seinen Blick nicht offen zu erwidern. Ga-nor nickte. Wie gütig von ihm: Er sprach uns nicht das Recht ab, uns um unsere eigenen Angelegenheiten zu kümmern.
    Bereits vor dem Gespräch mit dem Boten war mir klar gewesen, was wir zu tun hatten. Insofern hatte mich Giss bloß in meiner Überzeugung bestärkt. Für uns gab es nur ein Ziel, und von dem hing unser Leben ab: Wir mussten nach Alsgara und Yokh unmissverständlich klarmachen, wie unschön wir es fanden, dass er Geld auf unseren Kopf ausgesetzt hatte. Das würde Lahen und mich von allen weiteren Schwierigkeiten befreien, denn wenn es niemand auf dein Leben abgesehen hat, gestaltet sich selbiges weitaus friedlicher. Und danach konnte es

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