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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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trinken wir noch einen Shaf, ehe wir uns aufs Ohr hauen?«
    »Gern.«
    Ga-nor bedeutete der Kellnerin, uns noch drei Becher zu bringen.
    »Ich wollte dich schon längst fragen, was du eigentlich machst, Grauer, aber bisher hatte ich noch keine Gelegenheit dazu«, sagte er, bevor er seinen Schnauzbart in dem warmen Getränk versenkte.
    »Was meinst du?«
    »Wie verdienst du deine Soren? Bist du Kopfgeldjäger?«
    »Nein. Ich bin Zimmermann.«
    »Dann musst du der beste Zimmermann der Welt sein«, konterte Ga-nor grinsend, »wenn du so viel Geld mit dir rumschleppst.«
    »Du hast scharfe Augen«, erwiderte ich mit einem schiefen Lächeln.
    »Nein, feine Ohren. Ich habe gehört, wie es in Lahens Beutel klimperte. Das klang nach einer bedeutenden Summe. Das Geräusch, das die großen Soren machen, ist nämlich unverkennbar.«
    »Das ist ihr Erbe.«
    »Klar, hab ich auch schon vermutet«, sagte er mit strahlendem Lächeln. »Ihr Erbe. Ein Zimmermann würde schließlich sein Lebtag nie so viel zusammenbringen.«
    Natürlich glaubte er uns kein Wort, aber im Grunde war es ihm völlig egal, wer wir eigentlich waren. Eben dafür mag ich die Nordländer: dass sie ihre Nase niemals in fremde Angelegenheiten stecken. »Freut mich, dass wir …«
    »Ness«, rief Lahen.
    »… das klären …«
    »Ness!«
    Ich ließ den Satz unbeendet und sah sie an.
    »Sieh dir mal diesen seltsamen Jungen an!« In ihrer Stimme schwang ein aufgewühlter Unterton mit.
    An dem Unbekannten, auf den sie zeigte, konnte ich persönlich nichts Merkwürdiges entdecken. Ein Mann wie jeder andere auch. Gut, er war vom Kopf bis zu den Füßen in einen Umhang gehüllt und sah sich ständig um. Offenbar stammte er nicht aus der Gegend. Er war gerade erst hereingekommen, stand jetzt zwischen all den Tischen mitten im Raum und überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, das verbarg die Kapuze. Aber als sich der Mann umdrehte, glitt sein Umhang leicht zur Seite, und ich machte einen glänzenden Panzer darunter aus.
    »Ein Fisch!«, schrie Ga-nor in einer Lautstärke, dass ich beinahe hintenübergefallen wäre. Daraufhin kippte er den schweren Tisch um, als wäre dieser nur eine Flaumfeder. Teller wie Becher fielen polternd zu Boden. »Hierher!«
    Das Gesicht des Nordländers ließ mich seinen Befehl sofort befolgen. Für Lahen galt das Gleiche. Wir hatten uns gerade hinter der Tischplatte in Deckung gebracht – als es bereits ohrenbetäubend krachte. Dieser Knall schien mir das Trommelfell zu zerfetzen und ließ mich vor Schmerz aufschreien. Aus meiner Nase troff Blut, dann wurde mir schwarz vor Augen.
    Als ich wieder zu mir kam, fand ich mich auf dem Boden liegend wieder. Neben mir kauerte Ga-nor. Er schüttelte den Kopf, was ihn wie einen großen Hund mit rotem Fell aussehen ließ.
    »Lahen!«
    Ich hörte meine eigene Stimme nicht, denn die Schreie und das Gestöhn der Verwundeten übertönten alles.
    »Lahen!«
    Ich schleuderte eine Hand, die irgendjemandem abgerissen worden war, zur Seite und kroch suchend über den blutbedeckten Boden.
    »Lahen!«
    Da packten mich starke Hände bei den Schultern und rissen mich hoch. Natürlich, Ga-nor. Er hatte sich von diesem Vorfall weitaus schneller erholt als ich.
    »Sie ist da drüben!«
    Lahen hielt sich ohne Hilfe auf den Beinen. Für uns hatte sie keinen Blick übrig, stattdessen starrte sie mit schreckgeweiteten Augen und die Hände vor den Mund gepresst in den Raum, der zum Schauplatz eines unglaublichen Gemetzels geworden war. Es gab so viele Tote wie nach einer der Schlachten während des Krieges der Nekromanten. Teile von Körpern hingen sogar an dem riesigen, wagenradförmigen Leuchter, dessen Kerzen bei der Explosion gelöscht worden waren. Überall klebte Blut, nicht nur an den Wänden, sondern auch an der Decke. Außerdem glitzerten im ganzen Raum kleine, kaum silbermünzgroße Schuppen dessen, was ich vorhin noch für einen Panzer gehalten hatte. Sie hatten sich in alle Holzflächen gebohrt, aber auch in die Unglücksraben, die in der Nähe des Unbekannten gesessen hatten.
    »Lahen, ist alles in Ordnung?« Ich lief zu ihr.
    »Lass uns von hier weggehen«, hauchte sie. »Bitte.«
    Ich fasste sie unterm Ellbogen und führte sie zur Treppe.
    »Ga-nor, hol meinen Bogen und meinen Köcher.«
    »Hab ich schon«, antwortete dieser hinter mir.
    »Was ist gescheh…?« Aus dem ersten Stock kam Luk völlig aufgelöst heruntergerannt – nur um dann wie erstarrt stehen zu

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