Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
nicht aufgefallen, wie alle Euch begaffen?«, fragte Giss amüsiert. »Und wisst Ihr, woran das liegt? Ihr seid in Hosen unterwegs. Hier im Süden sind die Leute etwas altmodisch. Das, was im Norden möglich ist, gilt hierzulande als offene Provokation, wenn nicht gar als vulgär. Selbst die Huren tragen Röcke, ganz zu schweigen von … ehrbaren Damen. Nur wenige Frauen können es sich erlauben, sich in Hosen zu zeigen. Sie kommen entweder aus dem Norden des Imperiums – doch so seht Ihr nicht aus – oder sind von Adel, sodass sie auf die Meinung ihrer Mitmenschen pfeifen können. Meiner Ansicht nach fallt Ihr eher in diese Kategorie. Oder täusche ich mich?«
    Shen wiederholte lautlos das Wort
Kategorie
und zog erstaunt die Brauen hoch. Auch mir war aufgefallen, dass es sich bei unserem Gast um einen überaus gebildeten Jungen handelte.
    »O ja, das tust du, denn du hast eine weitere Möglichkeit außer Acht gelassen: Hosen sind auf einer Reise weitaus bequemer als ein Rock.«
    »Das sehen aber nicht alle so.« Giss wies mit dem Finger auf Ga-nor. »Ich würde mit Euch wetten, dass ein Irbissohn den Kilt stets einer Hose vorzieht.«
    »Ein Kilt ist kein Rock«, erwiderte Ga-nor grinsend. »Aber in deinen Worten steckt ein Körnchen Wahrheit.«
    »Vielen Dank.«
    »Du kennst dich mit den Klanszeichen meines Volkes gut aus«, fuhr Ga-nor fort.
    »Ich bin Bote«, erwiderte Giss. »Da schadet es nie, solche Dinge zu wissen. Außerdem tragen nur die Irbiskinder rot-grünes Karo, das merkt man sich also leicht.«
    »Du willst nach Alsgara?«
    »Ja, Herrin«, sprach er Lahen weiterhin als Adlige an.
    »Und du kommst von den Dörfern der Bergarbeiter?«
    »Nein, aus Gash-shaku.«
    »Aus Gash-shaku?!«, entfuhr es Luk. »Aber dann liegt die Dabber Glatze doch gar nicht auf deinem Weg! Was hat dich da in diese Gegend verschlagen?«
    »Freiwillig bin ich nicht hier, das könnt ihr mir glauben«, erklärte Giss. »Aber die Straße zwischen Alsgara und Gash-shaku ist mittlerweile ein gefährliches Pflaster. Überall wimmelt es von Soldaten aus Nabator und Sdiss. Und angeblich sind auch Nekromanten darunter. Deshalb musste ich einen Bogen nach Osten schlagen, da ist es noch ruhig. Unsere Armee beschäftigt den Feind nämlich ganz gut am Linaer Moorpfad, sodass ich ungehindert vorwärtskam. Allerdings war der Weg dadurch doppelt so lang.«
    »Wie sieht es in Gash-shaku aus?«, fragte Shen.
    »Ich bin gerade noch aus der Stadt herausgekommen. Am nächsten Tag fing die Belagerung an.«
    »Und die Armee?! Wo ist eigentlich unsere Armee?!«
    »Die Zweite Südarmee ist vollständig zerschlagen. Die Sechste und die Erste sollen auf dem Weg in die Katuger Berge sein, um sich dort neu zu formieren. Möglicherweise unternehmen sie dann ja etwas gegen die Belagerung. Die Dritte kämpft beim Linaer Moorpfad, von ihr ist keine Hilfe zu erwarten. Was mit der Vierten ist, weiß niemand. Und die Fünfte hält die Stellung an der Treppe des Gehenkten, die wird also bestimmt niemandem zu Hilfe eilen, schließlich hängt jetzt alles davon ab, den Feind nicht weiter in den Norden vorstoßen zu lassen.«
    »Sieht nicht gut aus«, brachte Luk hervor.
    Und damit hatte er recht. Die zweitgrößte Stadt des Imperiums wurde belagert, und in weiten Teilen des Landes tobte der Krieg. Um den Südwesten kümmerte sich der Feind bislang nicht, weil sein ganzes Augenmerk auf der Treppe des Gehenkten lag. Sollte es ihm gelingen, sie zu nehmen, würde er uns von unserer Verstärkung aus dem Norden abschneiden und bräuchte nicht länger mit einem Schlag in den Rücken zu rechnen.
    »Und das alles nur, weil irgendjemand in der Burg der Sechs Türme süß und selig geschlafen hat«, knurrte der Bote. »Bisher weiß noch niemand genau, was da eigentlich geschehen ist.«
    Ga-nor stieß Luk abermals an, damit dieser schwieg.
    »Dann sind wir also verloren?«
    »Noch nicht. Der Ostteil des Landes ist dem Feind in die Hände gefallen, aber weiter als bis zum Linaer Moorpfad konnten die Nabatorer trotz der Hilfe der Nekromanten und der Ascheseelen nicht vorstoßen. Unsere Reihen stehen dicht. Das sind Eliteeinheiten, außerdem trifft ständig Verstärkung über die Katuger Berge ein. Gut, die Bluttäler sind genommen, und Gash-shaku ist eingekesselt – aber solange die Stadt nicht fällt, bleibt der Feind der Treppe des Gehenkten fern. Das wäre viel zu riskant. Außerdem haben wir sie im Westen zurückgeschlagen. Und dann sind da noch die Burgen und Festungen, an

Weitere Kostenlose Bücher