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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Schenke zurück, in der es nun tobte. Der Raum war brechend voll, die Kellnerinnen flogen nur so mit den Tabletts zwischen den Tischen hin und her. Die Lautstärke war entsprechend. Es roch angenehm nach kaltem Minz- und Kamille-Shaf, obendrein kitzelte mich das Aroma von gebratenem Fleisch in der Nase.
    Unser Tisch stand unmittelbar an der Treppe, die in den ersten Stock hochführte. Der rundum glückliche Luk verputzte sein Essen mit einem Appetit, dass es die reinste Wonne war. Sogar Shen blickte etwas wohlgelaunter drein, nippte an seinem abgekühlten Shaf und spielte mit Gnuzz’ Messer herum. Beeindrucken taten mich seine Künste zwar kaum – aber offenbar hielt er nicht zum ersten Mal eine Klinge in der Hand. Lahen beobachtete bloß gelangweilt, wie das Messer durch die Finger unseres Medikus glitt. Auch sie, die ihr Geld einst auf höchst riskante Weise verdient hatte, lockte er mit diesen Mätzchen nicht aus der Reserve.
    Ga-nor sah sich öfter um, als dass er etwas aß. Ihn fesselte vor allem der Nachbartisch, an dem ein paar Soldaten saßen. Sie hechelten die letzten Neuigkeiten durch, genauer gesagt, den Krieg, der inzwischen im Nordosten des Imperiums tobte.
    Am Tresen stritt der junge, gedrungene Wirt mit einem Mann, der vor Kurzem den Raum betreten hatte. An diesem fiel mir vor allem sein schmutziger Umhang auf. Obwohl der Stoff schon alt war, ließ sich das Wappen darauf noch hervorragend erkennen: Stiefel und eine Wolke, die Gilde der Boten.
    »Bin gleich wieder da«, sagte ich zu den anderen und ging zum Tresen.
    »Wo soll ich dich hinsetzen?! Auf meine Schultern?!«, donnerte der Wirt. »Du siehst doch, was hier los ist! Es ist kein Platz mehr frei!«
    »Gut, lassen wir das«, lenkte der Bote ein. »Bring mir mein Essen einfach aufs Zimmer.«
    »Das wird gerade sauber gemacht. Du musst dich schon noch etwas gedulden.«
    »Wenn du willst, kannst du an unseren Tisch kommen«, mischte ich mich nun in das Geplänkel ein. »Bei uns ist noch ein Platz frei.«
    »Es wäre mir eine Ehre«, antwortete der Bote voller Freude und verbeugte sich.
    »Bring ihm das Essen an unseren Tisch«, befahl ich dem Wirt. Als diesem klar wurde, dass sich die heikle Situation in Wohlgefallen auflöste, hellte sich seine Miene prompt auf.
    »Ich hoffe, ich störe euch nicht«, sagte der Bote, als wir zu unserem Tisch kamen. »Mein Name ist Giss.«
    »Setz dich«, forderte Lahen ihn auf, die ebenfalls erkannte, dass sich uns hier eine hervorragende Möglichkeit bot zu erfahren, wie es im Land aussah. »Liegt ein schwerer Weg hinter dir?«
    »Leicht war er nicht«, antwortete Giss und sah uns neugierig an.
    Er war nicht mehr ganz jung, eher klein und hager. In dem schmalen, gelblichen Gesicht prangte eine große, fleischige Nase. Geheimratsecken fraßen sich in sein Haupthaar, ein zauseliger Schnurrbart zierte die Mundpartie. Die dunklen Augen blickten aufmerksam drein. Seine Hände waren merkwürdig, schmal mit langen, schlanken Fingern und gepflegten Nägeln, die eher zu einem Musiker oder einem Zauberkünstler gepasst hätten, aber nicht zu einem Mann, der sein Leben auf der Straße verbrachte. Obwohl mich diese Hände beunruhigten, ließ ich es heute, nach dem beschwerlichen Marsch, bei einem flüchtigen Blick bewenden.
    »Ihr macht eine Reise?«, fragte er, bevor er zu essen anfing.
    »Ja«, antwortete Ga-nor und gab Luk unterm Tisch einen Tritt, damit der sich nicht verplapperte.
    Das bekam Giss zwar mit, ließ es sich jedoch nicht anmerken. Gedankenversunken brach er sich ein Stück Brot ab, tunkte es in die Suppe und erklärte: »Ihr seid eine illustre Gesellschaft.«
    »Und mit dir sind wir noch ein bisschen illustrer«, antwortete Lahen mit einem freundlichen Lächeln. »Aber in Schenken ist dergleichen ja keine Ausnahme.«
    »Da habt Ihr recht, Herrin«, antwortete Giss. »Diese Erfahrung habe ich bereits des Öfteren gemacht. Einmal sind mir sogar ein Mann, ein Blasge und ein Ye-arre begegnet, die friedlich miteinander würfelten.«
    »Friedlich?«, hakte Luk nach. »Die Ye-arre können nicht mal untereinander in Frieden leben – wie soll das dann mit anderen Rassen gehen?«
    Viele mochten die Ye-arre wegen ihres Stolzes, ihrer Hitzköpfigkeit und ihrer Verachtung, die sie anderen Rassen gegenüber an den Tag legten, nicht. Selbst die Hochwohlgeborenen aus dem Sandoner Wald wurden nicht derart angefeindet wie die Himmelssöhne.
    »Warum nennst du mich eigentlich Herrin?«, wollte Lahen wissen.
    »Ist Euch noch

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