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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Wasser. Der Zugang über den Hafen würde sicher nicht so stark kontrolliert werden wie die Tore. Dort könnte sie es schaffen, sich unbemerkt einzuschmuggeln. Doch selbst wenn ihr das gelänge, musste sie ständig auf der Hut sein und durfte niemandem begegnen, der die Gabe in sich trug. Oder einem Angehörigen des Purpurnen Ordens. Denn mochte sie gegen die Schreitenden oder Glimmenden noch etwas ausrichten können – den Dämonenbeschwörern stand sie hilflos gegenüber. Jeder, der einen purpurnen Umhang trug, brauchte nur einmal mit den Fingern zu schnipsen – und sie wäre an Händen und Füßen gefesselt. Genau wie vor ein paar Tagen in diesem widerlichen Dorf. Wenn sie sich selbst gegenüber ehrlich sein wollte, so staunte sie noch heute, wie leicht dieser Kerl mit ihr fertiggeworden war.
    In ihrem Rausch, endlich den Bogenschützen geschnappt zu haben, hatte sie den gedrehten, mit Rubinen besetzten Stab viel zu spät bemerkt. Erst als sie gleichsam ein entsetzlicher Schlag auf den Kopf traf. Ihr war schwarz vor Augen geworden. Als sie am nächsten Tag wieder zu sich gekommen war, hatte sich der Trottel längst weit in die Felder geschlagen. Kaum hatte sie ihn eingeholt, da hatte sie all ihre Wut an ihm ausgelassen.
    Zu Fuß waren sie in das tote Dorf zurückgekehrt. Dort erwartete sie eine weitere böse Überraschung: Ihre Pferde waren verschwunden. Vermutlich hatten der Bogenschütze und der Dämonenbeschwörer sie mitgenommen. In gereizter Stimmung hatte sie die Spur der beiden aufgenommen und im nächsten Dorf ein Pferd gestohlen.
    Mit einem Mal brannte Porks Wirbelsäule. Thia verzog das Gesicht, als schmerze sie ein Zahn.
    Sie wurde gerufen!
    Beim Reich der Tiefe, wieso kam dieser Ruf ausgerechnet jetzt?! Und warum kam er überhaupt? Das Brennen verstärkte sich, wanderte zu den Schultern hinüber, dann hinauf zum Hals und griff allmählich auf den Kopf über.
    Selbstverständlich wusste Thia, wer sie da rief.
    Rowan.
    Nur sein Ruf brannte wie das Gift des roten Skorpions oder wie ein wütendes Feuer. Dreifach verdammt sei er! Was wollte dieser Grabwurm?! Sie beide sprachen nur selten miteinander, mieden sich überhaupt. Rowan, der Verdammte Schwindsucht, bedeutete stets einen gefährlichen Gegner – und würde sich die Gelegenheit, sie in ihrer gegenwärtigen Schwäche endgültig zu vernichten, mit Sicherheit nicht entgehen lassen.
    Das Brennen nahm mehr und mehr zu.
    Wie hartnäckig dieser Rowan war! Mit jeder Sekunde wurde es für Thia schwieriger, seinem Ruf nicht zu antworten. Früher hätte sie angesichts solcher Impertinenz nur die Achseln gezuckt und das Geflecht des Zaubers in der Luft zerrissen – doch die Zeiten waren vorbei. Nicht einmal dafür reichten ihre Kräfte. Mittlerweile ging das Brennen in puren Schmerz über. Rowan übte bald mehr, bald weniger Druck auf sie aus, sodass jedes Mal, wenn sie sich auch nur etwas entspannte, neuer Schmerz in sie schoss. Es war, als zwicke der Rand einer schlecht verheilten Wunde – nur zigfach verstärkt. Pork liefen bereits Tränen über die Wangen. Diese jämmerliche, diese sterbliche Körperhülle, das wurde Thia rasch klar, würde eine derartige Tortur nicht überstehen.
    Daraufhin befahl sie dem Trottel, aufzustehen und auf wackligen Beinen zur Orsa zu eilen. Am Fluss fiel sie – in Pork – auf die Knie und sah sich um. Niemand. Mit aller Kraft schlug sie mit der Faust aufs Wasser. Die aufspritzenden Tropfen blieben in der Luft hängen, schimmerten silbrig im Licht des Halbmondes und verschmolzen miteinander. Vor ihr entstand ein breites Silberfenster. Es war halb durchscheinend, leuchtete dann jedoch in fahlem Licht auf. Und nun sah Thia ihr Gegenüber.
    Rowan rekelte sich halb sitzend, halb liegend auf weichen Atlaskissen, die wahllos über einen teuren Sdisser Teppich verteilt waren. Neben ihm fanden sich ein auf Hochglanz polierter Harnisch sowie ein Schwert mit edlem Griff, im Hintergrund stand ein unter Papieren versinkender Tisch. Es brannten genug Kerzen, um jeden Zweifel auszuräumen: Rowan hielt sich in einem Zelt auf.
    Rowan Neho, Herr des Wirbelsturms, Sohn des Abends, Beil des Westens, im Volksmund Schwindsucht genannt, schien nur fünf Jahre älter als Thia. Er hatte ein aristokratisches, sehr blasses Gesicht, große braune Augen, anmaßende schmale Lippen und eine Nase von ideal gerader Form. Blonde Haare und Brauen sowie ein akkurat gestutzter Vollbart unterstrichen die edlen Züge. Um die dichten langen Wimpern hätte ihn

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