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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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du bist. Ich brauche das Buch, auf das Talki so erpicht ist. Glaubst du etwa, ich wüsste nicht, warum sie dich in die Stadt geschickt hat – noch dazu in dieser Aufmachung! Ich muss dieses Buch haben! Ist das in deinem Hirn angekommen, oder soll ich es noch einmal wiederholen? Bevor ich die Stadt stürme, will ich wissen, wo sich dieses Buch befindet. Es wäre nämlich höchst ärgerlich, wenn wir aus Versehen den Ort, an dem es aufbewahrt wird, in Brand steckten. Meinst du nicht auch?«
    »Und warum bitte schön sollte ich dir helfen?«
    »Weil es zu deinem eigenen Vorteil ist. Wenn das Buch verbrennt, schadet das uns allen. Abgesehen davon bin ich bereit, mit dir zu teilen, sollte ich das Buch vor Talki in die Finger bekommen. Eine Hand wäscht also die andere, wenn du so willst.«
    »Ich erkenne dich wirklich nicht wieder.«
    »Glaub nicht, dass ich irgendetwas vergessen hätte«, warnte er sie mit unschönem Lächeln. »Oder verziehen. Du hasst mich genauso wie ich dich. Aber dieses eine Mal müssen wir am selben Strang ziehen. Ich gebe dir mein Wort, ehrlich mit dir zu teilen und dir kein Messer in den Rücken zu rammen.«
    »Zu liebenswürdig.«
    »Habe ich je mein Wort gebrochen?«
    »Nein«, sagte sie und fügte in Gedanken hinzu: In diesem Punkt wart ihr euch immer ähnlich, du und dein Bruder.
    »Dann verlange ich eine Antwort.«
    »Ich werde es versuchen.«
    »Das reicht mir völlig. Ich hoffe, du verlierst keine Zeit. Sobald ich eintreffe, setze ich mich mit dir in Verbindung.«
    Daraufhin trübte sich das Silberfenster, und das Wasser tropfte wieder in den Fluss.
    Thia biss die Zähne aufeinander. Beim Reich der Tiefe, was ging hier vor?! Von welchem Buch hatte dieser Grabwurm gesprochen? Was hatte ihm Talki da ins Ohr gezwitschert? Uninteressant dürfte es jedenfalls nicht gewesen sein – wenn Rowan, der sie zumindest indirekt für schuldig am Tod von Rethar hielt, sie um Hilfe bat. Dergleichen hatte es in all den Jahrhunderten noch nicht gegeben. Deshalb musste sie unbedingt in Erfahrung bringen, was es mit diesem Buch auf sich hatte. Und zwar unverzüglich.
    Das Silberfenster zu schaffen kostete sie enorme Kräfte. Immerhin reagierte Talki sofort. Sie saß in Nachthemd und Häubchen auf dem Bett. Obwohl sie ohne Zweifel gerade eben eingeschlafen war, spiegelte sich auf ihrem Gesicht kein Zeichen von Unzufriedenheit, zu so später Stunde noch gestört worden zu sein. Die trüben blauen Augen musterten Pork eingehend.
    »Wie ich sehe, hast du ihn gezähmt. Und auch sein Äußeres weiter verbessert. Du machst Fortschritte, mein Mädchen.« Mit ihrer aufgedunsenen Hand schob sie die Katze zur Seite, die auf ihren Beinen schlief. »Einen Teil deiner Kräfte hast du dir also zurückerobert. Aber du kannst sie nur einsetzen, wenn du in einem toten Körper steckst, oder? Wie ist dir das gelungen?«
    »Auf die gleiche Weise wie dir damals«, antwortete Thia wütend. »Als Ghinorha und Rethar gestorben sind, hast du dich an ihrer Kraft satt getrunken. Ich habe mir immerhin nur meine eigene einverleibt.«
    »Sehr gut.« Talki machte keine Anstalten, den Vorwurf abzustreiten. »Das hast du wirklich ganz hervorragend gemacht, mein Mädchen. Ich freue mich für dich.«
    »Du hättest mir gegenüber diese Möglichkeit durchaus erwähnen können!«
    »Und warum?«, fragte sie aufrichtig verwundert zurück. »Wir haben schließlich alle unsere kleinen Geheimnisse. Du wirst mich doch nicht wegen dieser Lappalie geweckt haben?«
    »Nein! Ich habe gerade mit Rowan gesprochen! Du hast ihm alles über mich erzählt!«
    »Ich habe ihm nichts gesagt, was er nicht hätte wissen dürfen«, antwortete Talki noch immer ruhig. »Er hat lediglich von mir erfahren, dass du in der Nähe von Alsgara bist und den Körper gewechselt hast. Dass du schwach wie ein kleines Kätzchen bist, davon ahnt niemand außer mir auch nur etwas.«
    »Warum hast du überhaupt mit ihm über mich gesprochen? Als ob du nicht wüsstest, wie sehr er mich hasst!«
    »Das tut er seit fünf Jahrhunderten, und bisher hast du dir darüber noch nie Gedanken gemacht. Er verzeiht dir den Tod seines Bruders eben nicht. Abgesehen davon glaubt er, dass er seinen Bruder weit mehr geliebt hat als du. Aber all das brauche ich dir nicht zu sagen. Im Übrigen haben Rowan und ich nur zufällig miteinander gesprochen. Dabei muss ich mich verplappert haben – doch was erwartest du von einer schwatzhaften alten Frau?«
    Bevor Thia zu einer wütenden Tirade ansetzen

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