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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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wohl eher als ausgewogen bezeichnen. Also, wie gefällt sie dir?«
    »Sie ist sehr hübsch«, antwortete Thia kalt. »Und du hast sie gut erzogen.«
    »Ebendas fehlt dir leider: eine gute Erziehung. Sie tut alles für mich. Möchtest du, dass sie stirbt?«
    »Das ist mir völlig einerlei.«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Abgesehen davon bin ich ihrer noch nicht überdrüssig«, sagte er und wandte sich anschließend an seine Sklavin: »Zerschneid dir das Gesicht.«
    Prompt zog sie die Klinge blank und schlitzte sich, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, von der Schläfe bis zum Augenwinkel, dann weiter über die Wange an der Lippe vorbei zum Kinn die Haut auf. Blut floss. Viel Blut. Doch die Ye-arre lächelte, spürte weder das Blut noch den Schmerz. Für sie zählte einzig das Glück, ihrem Herrn eine Freude zu bereiten.
    Der achtete jedoch nicht weiter auf sie, sondern hielt den Blick die ganze Zeit über ausschließlich auf Thia gerichtet. Diese erfüllte seine Hoffnung – und Pork verzog angewidert das Gesicht.
    »Ich wundere mich nur, wie Rethar einen derart ekelhaften Grabwurm wie dich zum Bruder haben konnte«, stieß sie bitter aus.
    Rowan entglitten die Gesichtszüge, und in den braunen Augen loderte Wahnsinn auf. »Du Dreckstück! Wie kannst du es wagen, auch nur den Namen meines Bruders in den Mund zu nehmen!«, brüllte er, sprang auf und griff nach dem Schwert. »Nie gab es einen besseren Mann als Rethar! Und du hast ihn das Leben gekostet! Mein Bruder ist wegen eines dämlichen Weibsbildes gestorben, das ihm schöne Augen gemacht hat!«
    Sein blasses Gesicht rötete sich. Er ließ all seine Wut an der Ye-arre aus. Der Kopf dieses armen Wesens rollte unter den Tisch, der Körper fiel, noch einmal mit den Flügeln schlagend, zu Boden, Blut ergoss sich auf die Atlaskissen und den teuren Teppich. Schwer atmend versuchte Rowan, die Gewalt über sich zurückzuerlangen. Nach einer Weile gelang es ihm auch. Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, schleuderte das blutige Schwert in die Ecke und stieß die Tote mit einem Tritt weg. Dann setzte er sich wieder und spie aus: »Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Du widerst mich an, Rowan«, sagte Thia. »Und um dein Spielzeug tut es mir leid.«
    »Halb so wild«, erwiderte er und rang sich ein Lächeln ab. »Ich besorge mir ein neues.«
    »Man könnte ja fast meinen, dir stünde ein ganzes Regiment von Ye-arre zur Verfügung.«
    »Bis … bis vor Kurzem war genau das der Fall.«
    »Was soll das heißen?«
    »Die Flatterer sind auf unsere Seite gewechselt. Ihre Ältesten haben ihr Volk mit Haut, Federn und Eingeweiden verkauft.«
    »Davon höre ich zum ersten Mal.«
    »Beim Linaer Moorpfad haben sie uns gute Dienste geleistet, als sie den Soldaten des Imperiums in den Rücken gefallen sind. Aber vor ein paar Tagen hat es gewisse Unannehmlichkeiten gegeben, da sind die Ye-arre heftig mit den Shej-sa’nen aneinandergeraten. Offenbar haben diese beiden Rassen noch ein paar offene Rechnungen. Danach wollten die Ascheseelen Blut sehen. Und da ich sie für wichtiger hielt als die Ye-arre … ist die Zahl Letzterer etwas gesunken. Aber ich werde trotzdem ein neues Spielzeug für mich finden.«
    Thia knirschte mit den Zähnen. Was für ein Narr! Wie hatte Ley ihm nur den Befehl über eine ganze Armee anvertrauen können – so wie der Geruch von Blut und totem Fleisch diesen Widerling in Ekstase versetzte?! Sodass er sogar zuließ, dass die Shej-sa’nen und die Ye-arre aufeinander losgingen. Was über die Maßen dumm war. Wie sollten sie jetzt neue Verbündete finden? Alle würden sich an das Schicksal der Ye-arre erinnern und es sich gründlich überlegen, ob sie sich auf die Seite der Verdammten stellten.
    »Ich möchte dich bitten, mir in Alsgara zu helfen«, wechselte Rowan überraschend das Thema.
    »Habe ich da gerade richtig gehört?«
    »Verlange nicht von mir, dass ich meine Bitte auch noch wiederhole.«
    Das könnte dir aber nichts schaden!, dachte Thia, um dann zu fragen: »Was genau soll ich tun?«
    »Sieh zu, dass du nach Alsgara reinkommst, bevor die Stadt das Gerücht erreicht, dass ich sie zu besuchen gedenke. Öffne mir ein Tor.«
    »Ein offenes Tor reicht nicht. Dazu hat die Stadt zu viele Mauern.«
    »Ich werde mir etwas einfallen lassen. Tu mir einfach den Gefallen.«
    »Was willst du in Alsgara?«, fragte Thia.
    Eine Zeit lang maßen sich beide mit Blicken, dann antwortete Rowan: »Das Buch.«
    »Welches Buch?«
    »Stell dich nicht dümmer, als

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