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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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irgendeinem Grund auf Gnuzz gerichtet: »Stehen die Aussichten so schlecht?«
    »Kann man sagen«, brummte ich. »Unbemerkt werdet ihr nicht von hier verschwinden, das garantiere ich dir. Es jedoch lauthals und im Kampf zu versuchen scheint mir nicht sonderlich klug. Zumindest jetzt nicht.«
    »Willst du behaupten, wir würden es nicht bis zum Wald schaffen?«, fragte Shen verwundert.
    »Und weiter? Es gibt nur eine Straße nach Alsgara. Der Wald zieht sich eine League hin, dann kommen die Blasgensümpfe. Durch die kommt ihr nie durch. Der einzige Weg, den ihr nehmen könnt, ist und bleibt die Straße. Und die wird beobachtet.«
    »Trotzdem wagen wir es. Noch länger hierzubleiben wäre gefährlich.«
    »Die Entscheidung liegt bei euch«, antwortete ich.
    »Du hast doch nicht etwa Angst?«, fragte Shen höhnisch. Knuth fauchte ihn warnend an, was den Herrn Medikus jedoch nicht mal zu einem Wimpernzucken veranlasste.
    Entgegen der Erwartung aller Anwesenden ging ich ihm nicht an die Kehle. »Lass dir eins gesagt sein, du Milchbart«, bemerkte ich bloß gelangweilt. »An dem Tag, an dem ich auf einen so billigen Trick reinfalle, darfst du zehn Soren von mir verlangen. Falls du nicht etwa Angst davor hast.«
    Gnuzz wieherte vor Begeisterung, dass ich seinen Widersacher derart abgekanzelt hatte. Bevor Shen allerdings seinerseits zu einer Gemeinheit ansetzen konnte, verlangte Bamuth, der am Fenster saß und aus einem Holzstück eine Art Mensch schnitzte: »Ruhe! Wir kriegen Besuch.«
    Als Lahen sah, wer da durch unseren Hof kam, wurde sie weißer als der Umhang, den unser Gast trug, und stieß einen üblen Fluch aus.
    »Niemand rührt sich von der Stelle!«, sagte ich und nahm das kleine Beil vom Tisch. »Verhaltet euch ruhig!«
    »Er ist doch allein«, bemerkte Gnuzz erstaunt.
    »Gnuzz, halt den Mund! Ich habe nicht die Absicht, deine Gedärme von meiner Decke abzukratzen. Für den bist du mir verantwortlich, Knuth! Und für den Rotzlöffel auch.«
    Shen nahm mir den Rotzlöffel nicht übel, offenbar hatte er die Bemerkung nicht mal gehört – er war inzwischen nämlich genauso bleich wie mein Augenstern. Gnuzz zeigte Einsicht und fragte nur noch mit kläglicher Stimme: »Kann mir vielleicht mal jemand erklären, was das für ein Aas ist?!«
    »Halt einfach den Mund, ja?« Selbst der unerschütterliche Bamuth zeigte jetzt Anzeichen von Nervosität. »Wir können auch in den anderen Teil des Hauses gehen.«
    »Das nützt jetzt auch nichts mehr«, sagte Knuth. »Der Mistkerl wittert uns. Verflucht noch eins, wir sitzen in der Scheiße! Was um alles will
der
hier?!«
    »Das werden wir gleich erfahren.« Lahen schob sich eine Strähne aus der Stirn und erhob sich, um dem Nekromanten entgegenzugehen.
    Die beiden maßen sich mit Blicken. Eine Sekunde lang. Wobei Lahen hoffte, einigermaßen verängstigt zu erscheinen.
    Obwohl der Nekromant noch jung war, höchstens fünfundzwanzig Jahre zählte, wies ihn sein Stab bereits als Meister des Vierten Kreises aus. Die Hälfte auf dem Weg zur Spitze, den Achten Kreis, hatte er also schon geschafft. Für dieses Alter keine schlechte Leistung.
    »Der Junge ist ohne Frage talentiert
«,
teilte mir Lahen in Gedanken mit. Sie tat gut daran, sich erschrocken zu geben. Jetzt kam es nur noch darauf an, nicht zu übertreiben.
»Und vermutlich auch schlau. Der könnte uns etliche Schwierigkeiten bereiten. Warum musste der ausgerechnet jetzt auftauchen? Ob er ein Funkensucher ist? Der meine Gabe gewittert hat?«
    Sie hielt den Kopf gesenkt, damit der Nekromant ihren Augen nichts Verräterisches entnehmen konnte. »Was führt den guten Herrn zu uns?«, fragte sie. »Möchte er eine Holzarbeit in Auftrag geben? Seid versichert, guter Herr, es wird alles genau nach Euren Wünschen erledigt. Fragt, wen Ihr wollt, alle werden Euch versichern, dass hier der beste Zimmermann im ganzen Dorf wohnt. Auf dem Markt in Tannenfurt letztes Jahr hat er …«
    »Schweig«, unterbrach sie der Mann mit leiser Stimme. Er ließ den Blick über den Hof wandern. »Ich habe gehört, hier leben Ann und Pars, der Zimmermann.«
    »Das stimmt, guter Herr«, antwortete Lahen, wobei sie innerlich sämtliche Schwatzschnäbel verfluchte und wünschte, dass sie sich an den eigenen Gedärmen aufhängten. »Die leben hier.«
    »Dann möchte ich sie sehen. Sofort.«
    »Ich bin Ann. Und mein Mann ist im Haus.«
    Die entschlossenen braunen Augen hefteten sich erneut auf ihr Gesicht, die buschigen schwarzen Brauen krochen erstaunt

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