Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
Kühen geblieben. Hätte er doch auf all die Schätze gepfiffen! Das Einzige, was er jetzt noch wollte, war, dass der grausame Mann verschwand.
    Als Pork langsam zurückging, setzte ihm der Fremde nach. Jetzt erkannte Pork auch, dass der Knauf des Stockes aus einem großen schwarzen Stein geschnitzt war und die Form eines Schädels hatte. Von Panik überwältigt, blieb Pork stehen.
    »Komm raus!«, sagte der Mann, während er sich vor den Sträuchern aufbaute. »Du hast nichts von mir zu befürchten.«
    Pork wagte es nicht, diesen Befehl zu missachten. Vor Angst schlotternd vermied er es, seinem Gegenüber in die Augen zu sehen, und trat auf die Lichtung hinaus. Nachdem der Mann ihn gemustert hatte, schob er die Kapuze vom Kopf.
    Jetzt sah er schon gar nicht mehr so böse und bedrohlich aus. Er war etwas älter als Pork, braungebrannt, schwarzhaarig, mit hohen Wangenknochen, feinen Gesichtszügen, schönen braunen Augen und einem akkurat gestutzten Bart.
    Er betrachtete den Trottel neugierig, aber nicht feindselig. »Bist du aus dem Dorf?«
    Pork nickte eifrig, damit der andere gleich begriff, wie verständig er war.
    »Weißt du, was hier vorgefallen ist?«
    Ein weiteres Nicken folgte. Besser, er verzichtete auf jede Lüge.
    »Wer hat sie umgebracht?«
    »Pars, der Zimmermann.«
    »Die beiden hier auch?« Der Mann wies auf die zwei Leichen vor ihm.
    Der Hirte runzelte die Stirn und versuchte, sich zu erinnern. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, die waren schon tot, als Pars gekommen ist, um seiner Frau zu helfen.«
    »Seiner Frau? Hat sie den Männern die Köpfe verbrannt?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Pork.
    »Erstaunlich«, murmelte der Unbekannte und fuhr nachdenklich mit den Fingern über den Stock. »Weißt du, wo die Frau wohnt?«
    »Ja. Hier im Dorf. Ganz in der Nähe.«
    »Bringst du mich zu ihrem Haus?«
    Pork nickte und stieß einen verblüfften Ausruf aus: Er meinte, der Schädel am Stock lächle ihm zu.
    An jenem Tag, als die vier Männer von Moltz in unser Haus einzogen, gelang es uns dann doch nicht, Hundsgras zu verlassen. Wie freundlich sich die Nabatorer auch geben mochten, sämtliche Wege, die aus dem Dorf führten, hatten sie sicher abgeriegelt. Bis zum Wald schafften Lahen und ich es, aber danach wäre unsere Flucht beinah in einem Fiasko geendet. Zwei Späher plus etliche Patrouillen plus die Posten auf den Wachtürmen und die von Lagerfeuern beleuchteten Felder … Uns blieb nichts anderes übrig, als unverrichteter Dinge wieder abzuziehen. Im Hof stießen wir auf Knuth. Der wunderte sich keineswegs, als wir bewaffnet und in wetterfester Kleidung zurückkehrten, sondern stieß lediglich ein vielsagendes Schnauben aus, kaute an einer Steckrübe und ging wortlos, aber leise vor sich hin pfeifend in die Hälfte des Hauses, die wir unseren werten Gästen zugewiesen hatten.
    Die nächsten Tage stiefelte ich mit einer wahren Leichenbittermiene durch die Gegend. Und nur Lahen, die seit Langem an solche Anfälle schlechter Laune gewöhnt war, konnte mich beruhigen. Jeder, der mir sonst in die Quere kam, lief Gefahr, dass ich mich wie ein Wolf auf ihn stürzte. Das Nichtstun brachte mich schlicht und ergreifend um den Verstand. Außerdem witterte ich förmlich, wie sich die Schwierigkeiten über uns zusammenbrauten, weshalb ich mich wie ein Tier fühlte, das in der Falle saß.
    Knuth mied uns. Die anderen verhielten sich ebenfalls mucksmäuschenstill. Selbst Shen und Gnuzz, die sich am ersten Abend ständig beharkt hatten, schlossen eine Art Waffenstillstand, der darin bestand, die Anwesenheit des anderen einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen. Unsere Gäste bekamen uns zwei Mal pro Tag zu Gesicht, beim Mittagessen und beim Abendbrot. Gnuzz hatte es sich obendrein zur Angewohnheit werden lassen, das Fass an der Scheune mit Wasser aus dem Brunnen zu füllen – wogegen niemand etwas einzuwenden hatte.
    Eine Woche nach dem Auftauchen der Nabatorer bat mich Knuth um ein Gespräch. »Wir verlassen das Dorf in ein paar Tagen.«
    Ich zog da gerade in einer Stinklaune mit meinem Löffel Bahnen durch die Suppe. »Braucht ihr so lange, um alles vorzubereiten?«
    »Ja. Wir müssen die Patrouillen und den Wechsel der Wachtposten auskundschaften.«
    »Das kann ich dir auch gleich sagen.«
    »Was hält euch dann noch hier?«
    »Der Wunsch, ein langes und zufriedenes Leben zu genießen.«
    »Verstehe«, presste Knuth heraus und versank in Gedanken. Nach einer halben Ewigkeit fragte er mich, den Blick aus

Weitere Kostenlose Bücher