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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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die Stirn rauf. »Entweder hat man mich angeschwindelt«, sagte er schließlich, »oder du bist schlauer, als du aussiehst.«
    Lahen gab sich alle Mühe, ein einfältiges Gesicht zu wahren, mied es aber, den Sdisser anzusehen, da sie fürchtete, ihre Augen könnten sie am Ende doch verraten.
    »Bring mich ins Haus!«, verlangte der Mann in scharfem Ton.
    »Nur herein, guter Herr«, sagte sie. »Nehmt Platz und langt tüchtig zu!«
    Der Nekromant trat ein, sah uns fünf Männer am Tisch und schnaubte. »Du hast viele Kerle.«
    »Ich bin ihr Mann«, sagte ich und stand auf. »Das sind Verwandte von uns. Sie sind nur zu Besuch.«
    »Besuch ist eine feine Sache.« Der Sdisser rückte das Krummschwert, das an seiner Seite hing, zurecht und setzte sich an den Tisch. »Was stehst du da rum, Zimmermann? Du weißt, wer ich bin?«
    »Ja«, antwortete ich und setzte mich wieder.
    »Und deine … Verwandten?« Das letzte Wort sprach er höchst amüsiert aus.
    »Auch.«
    »Sehr schön. Dann werdet ihr ja wohl auf alle Dummheiten verzichten und mir die Mühe ersparen, euer Haus zu zertrümmern. Frau, hast du mir nicht etwas zu essen versprochen? Der Weg hat mich hungrig gemacht.«
    Kurz darauf stand ein Teller mit kräftiger Hühnersuppe vor ihm, dazu ein Kanten Roggenbrot, Butter, eine Zwiebel, ein Schälchen mit saurer Sahne und ein Becher mit kaltem Minz-Shaf.
    Der Nekromant schien uns zu vergessen und machte sich mit großem Appetit über das Essen her. Keiner sagte ein Wort. Bamuth schnitzte weiter an seinem komischen Männchen, fast so, als wäre nichts geschehen. Die Schweißperlen auf der Stirn verrieten ihn jedoch. Außerdem zitterten seine Hände beim Schnitzen leicht, und einige Späne waren dicker als beabsichtigt. Shen und Gnuzz saßen am Ofen. Der Milchbart versuchte, mit gelangweiltem Gesichtsausdruck durch die Decke hindurch in den Himmel zu blicken, der Iltis hatte jetzt auch endlich begriffen, wer uns da beehrte, faltete die Hände und murmelte entweder ein Gebet gegen Schwarzmagie oder einen Fluch vor sich hin.
    Ich kaute auf meinem Brot herum. Lahen und ich hatten uns mit einem Blick verständigt, und sie hatte mir mit einem Zeichen Schweigen geboten, da sie nicht wusste, ob der Nekromant unser Gespräch in Gedanken belauschen konnte. Die Probe aufs Exempel wollte sie aber lieber nicht machen.
    »Das war gut«, lobte der ungebetene Gast die Suppe, als er den leeren Teller von sich schob. »Setz dich!«
    Nach kurzem Zögern trat sie an den Tisch und setzte sich neben mich, dem Nekromanten gegenüber.
    »Ich habe gehört, dass im Wald jemand ermordet wurde. Wisst ihr etwas darüber?«
    »Nein, guter Herr.«
    Der Nekromant lächelte und nickte. Mir war nicht klar, ob er ihr glaubte oder nicht.
    »Es waren ziemlich merkwürdige Todesfälle«, fuhr er fort, ohne sich an jemand Bestimmtes zu wenden. »Da gab es nämlich zwei Leichen, bei denen könnte man denken, die Unglücksraben hätten ihre Köpfe in einen Schmiedeofen gesteckt. Aber davon habt ihr, wie ich annehme, auch nichts gehört?«
    »Wir gehen nur selten in den Wald. Meloth war so gnädig, uns den Anblick der Toten zu ersparen«, antwortete ich. »Und im Dorf erzählt man auch nichts davon.«
    »Ich habe dir nicht das Wort erteilt!« Die braunen Augen funkelten unheilverheißend. »Was ist, Ann? Weißt du etwas über diese unglücklichen Männer?«
    »Nein, guter Mann.«
    »Lüg mich nicht an«, warnte er sie in sanftem Ton.
    »Das ist die Wahrheit.«
    Pork fiel mir ein, der uns beobachtet hatte. Dieser verfluchte Bengel! Wir hätten die Plaudertasche doch im Fluss ertränken sollen!
    »Sieh mich an.« Die Stimme des Nekromanten behielt ihre falsche Sanftheit bei. »Sieh mir in die Augen.«
    Unter Aufbietung all ihrer Willenskraft kam Lahen der Bitte nach. Der Nekromant musterte sie lange. Unerträglich lange. Innerlich bereitete ich mich darauf vor, dem Kerl den Tisch vor die Fresse zu knallen, falls er uns dumm kam.
    Doch da brach der Sdisser plötzlich in schallendes Gelächter aus. »Du hast Talent, Mädchen.« Diese Anrede klang aus dem Mund eines Mannes, der weit jünger war als mein Augenstern, fast komisch. Lahen brachte es fertig, die giftige Antwort, die ihr auf der Zunge lag, in letzter Sekunde herunterzuschlucken. »Du kannst wirklich gut lügen. Oder solltest du tatsächlich die Wahrheit sagen?«
    »Warum sollte ich lügen? Außerdem würde ich es nie wagen, Euch zu täuschen.«
    »Das wäre in der Tat sehr … unüberlegt. Eine Lüge hilft

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