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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Schwertern und leichten Bögen entgegengeritten.
    »Was verschlägt Euch in dieses Nest?«, wollte einer der Reiter von Gray wissen – die im Grunde nur Augen für Sha-kho und seinen Bruder hatten, denn Ascheseelen bekam man schließlich nicht alle Tage zu Gesicht.
    »Wer hat hier den Befehl?«, fragte Gray zurück.
    »Hauptmann Nay.«
    »Führ mich zu ihm«, sagte Thia lächelnd.
    Der erstaunte Soldat schielte zu Gray hinüber, der jedoch keinen Einspruch erhob. Daraufhin verkniff sich der Nabatorer jede Frage, wieso hier irgendeine Frau das Kommando hatte. »Ja, Herrin.«
    Die heiße Sonne ließ Thia vor Wohlbehagen schnurren und hob ihre Stimmung. Endlich neigte sich der lange Ritt seinem Ende zu. Selbst wenn sie sich vorerst mit einem Nest wie Hundsgras begnügen musste. Blieb nur zu hoffen, dass sich in diesem Kaff ein Zuber mit heißem Wasser auftreiben ließ.
    Vorm Dorfeingang begrüßte sie ein solider Galgen. Zwei behauene Stämme mit einem Querstück und fünf stinkenden Leichen. Thia runzelte die Stirn. Was war das für eine barbarische Angewohnheit? Gut, sollte man Aufständige bestrafen. Aber was hinderte die Nabatorer daran, die Toten zu begraben? Ehe sie anfingen zu stinken. Ein solches Vorgehen kannte sie nur von Rowan – der sich gerade deswegen ihre Verachtung zugezogen hatte. Dieser Grabwurm nützte ihrer gemeinsamen Sache zwar ungemein, litt jedoch von früher Jugend an unter übermäßiger Grausamkeit: Wo er auftrat, gab es Tote. Er folterte Menschen mit und ohne Grund und schmückte sein Zelt gern mit einem Ring aus Lanzen, auf deren Spitzen die Köpfe seiner Opfer gepflanzt waren. Wochenlang inhalierte er den Verwesungsgeruch. Allein dafür hasste Thia ihn. Wie konnte ein Monster wie Rowan nur von der gleichen Mutter zur Welt gebracht worden sein wie Rethar?
    »Schafft die Toten weg«, befahl sie leise. »Auf der Stelle.«
    »Aber wir dürfen nicht von Eurer Seite weichen, Herrin«, widersprach Gray.
    »Mir droht schon keine Gefahr. Im Übrigen …« Sie dachte kurz nach, ehe sie ihre Entscheidung traf. »Im Übrigen … kannst du bei mir bleiben.«
    Der Nabatorer, der vor ihnen ritt und das Gespräch mit angehört hatte, wäre beinahe aus dem Sattel gefallen. Sollte das ein Scherz sein? Oder mussten sich die Krieger der Schwarzen Garde Seiner Majestät tatsächlich aufgrund der Laune irgendeines Weibsbildes als Totengräber verdingen?
    Als sie vor der Schenke hielten, sprang Thia behände aus dem Sattel und reckte sich. Falls es Mithipha doch gelänge, die Wegblüten wiederzubeleben, wäre ich die Erste, die ihr dafür Dank abstatten würde!, dachte sie. Wie viel einfacher wäre es doch, sich mit diesen Portalen fortzubewegen statt auf Pferden.
    Nach der langen Zeit im Sattel fühlte sie sich alt. Jetzt konnte sie nur noch eins retten: heißes Wasser.
    Bei Meloth, dafür würde sie im Augenblick sogar einen Mord begehen!
    Sie warf Gray die Zügel zu und betrat die Schenke. Der Raum war hell, schlicht und sauber. Außerdem roch er angenehm. Thias Laune hob sich abermals: Die Aussichten, ein Bett ohne Wanzen zu erhalten, standen gar nicht so übel.
    Neben bauchigen Weinfässern saß ein großer und hochgewachsener Bursche aus dem Dorf auf dem Boden. Seinem Gesicht nach zu urteilen, ein Trottel. Bei Thias Anblick vergaß er prompt seinen Shaf. Der Unterkiefer klappte ihm herunter, als habe er nie zuvor eine Frau aus Fleisch und Blut gesehen. Ohne auf den verzückten Blick dieses tumben Jungen zu achten, trat Thia an einen Tisch heran, an dem fünf Offiziere saßen, wobei sie dem Schankwirt zuwarf: »Ein Zimmer. Das beste. Und einen Zuber mit heißem Wasser.«
    »Es gibt keine freien Zimmer mehr.«
    »Meine Herren!«, wandte sich Thia nun an die Offiziere. »Wer bitte ist Hauptmann Nay?«
    »Ich weiß nicht, weshalb du mich suchst, aber ich stehe zu deiner vollen Verfügung, meine Hübsche«, sagte ein junger Mann mit schwarzem Schnauz und bezauberndem Lächeln. »Und meine Freunde würden dich wahrscheinlich auch gern kennenlernen und dir einen Platz in ihrem Zuber anbieten.«
    Einer der Männer lachte lauthals, ein anderer stieß einen kecken Pfiff aus.
    »Wo hast du dich nur die ganze Zeit über versteckt?«, säuselte ein gedrungener Mann mit beginnender Glatze, dessen Ärmelstreifen ihn als Kommandeur der Bogenschützen auswiesen.
    »Die ist nicht von hier!«, kanzelte ihn der vierte Mann ab und nahm einen Schluck von seinem Shaf. »Oder willst du etwa behaupten, die sieht wie eins der

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