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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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den Landen des Imperiums, vor allem aber in Nabator und Sdiss waren sie nur seltene Gäste. Umso erstaunlicher war diese Begegnung.
    Thia achtete sorgsam darauf, nicht in Gift zu treten, als sie den Körper umrundete. Für die Zähne dieses Untiers würde Talki vermutlich ihre Seele verkaufen. Bei dem Gedanken lächelte Thia verschlagen. Nicht einen Finger würde sie krumm machen, um dem Maul des Monsters diesen wertvollen Schatz zu entreißen. Sie, Thia, konnte darauf verzichten. Und für Talki würde sie sich gewiss nicht bücken. Wenn die alte Vettel die Zähne wollte, sollte sie doch selbst herkommen und die Leiche fortschaffen.
    Seit ein paar Tagen war Thia noch unleidlicher als sonst. Aus gutem Grund. Als der Bote zu ihr gekommen war, befand sie sich viele Leagues von diesem Ort entfernt auf dem Weg zu Ley. Noch dazu in Begleitung von Rowan. Ley steckte mit der Nabatorer Armee im Linaer Moorpfad fest und brauchte dringend Hilfe. Der Bote hatte all ihre Pläne zunichtegemacht und sie zur sofortigen Umkehr gezwungen. Tag und Nacht war sie wie irrsinnig geritten, hatte ständig die Pferde gewechselt und das schlechte Essen ebenso erduldet wie die Dummheit ihrer Begleiter. Wer würde da noch ein sonniges Gemüt erwarten?
    Als sie die Burg der Sechs Türme erreichte, durchstöberte Mithipha dort immer noch die Bibliothek der Schreitenden. Die einfältige Gans hatte es sich in den Kopf gesetzt, das Geheimnis der Wegblüten aufzudecken. Sicher, es war verführerisch, sich im Nu im Raum versetzen zu können. Stünde ihnen eine solche Möglichkeit zur Verfügung, wären etliche ihrer Probleme auf einen Schlag gelöst. Nur würde Mithipha nie im Leben auf einen Hinweis stoßen. Sie war viel zu dämlich, als dass sie den Schlüssel zu diesem Werk des Skulptors finden würde. Oder auch nur hinter jenen Zauber käme, mit dem die elende Soritha, die Mutter der Schreitenden während des Dunklen Aufstands, die Wegblüten belegt – und damit gleichsam vernichtet – hatte. Ghinorha, ja, die hätte es geschafft, doch ihre Knochen ruhten schon seit Langem in den Erlika-Sümpfen. Mithipha hingegen konnte noch so lange in den alten Papieren wühlen, sie würde nichts entdecken. Thia hasste sie aus tiefstem Herzen. Wie sie, offen gesagt, auch keinen der anderen fünf Verdammten sonderlich mochte. Sie vertraute ihnen nicht. In seltenen Fällen hörte sie zwar auf Talkis Rat, aber selbst das stets mit Vorbehalt. Denn auch über die Heilerin machte sie, Thia, sich keine Illusionen: Bei erstbester Gelegenheit würde die alte Vettel sie verraten und verkaufen.
    Einen Vorteil hatte das Erscheinen des Boten allerdings gehabt: Jetzt stand sie nicht mehr unter der Beobachtung Rowans. Sollte sich der Nekromant obendrein nicht geirrt, sondern tatsächlich einen freien Träger entdeckt haben, dann könnte sie diesen Funken unter ihre Kontrolle bringen und damit die eigene Kraft mehren. Und nichts wünschte sie sich sehnlicher als das. Wie leid sie es war, ewig die zweite Geige zu spielen.
    Als Thia zu ihrem Pferd zurückkehrte und aufsaß, waren ihre Begleiter klug genug, sich in Schweigen zu hüllen.
    Die kleine Gruppe setzte sich wieder in Bewegung.
    Nun behielten die Leibwächter den Himmel unablässig im Auge. Thia dachte gar nicht daran, ihnen mitzuteilen, dass sich frühestens in hundert Jahren wieder eine Flügelope in dieser Gegend zeigen würde, ja, sie verschwendete nicht einen Gedanken an ihre Eskorte. Alles, was sie wollte, war, die staubige, nach Schweiß riechende Kleidung loszuwerden, sich in einen Zuber heißen, mit Kräutern angereicherten Wassers auszustrecken und dort bis ans Ende der Zeiten liegen zu bleiben. Auch gegen eine hübsche Dienerin hätte sie nichts einzuwenden gehabt, damit die ihr den Rücken wusch.
    Irgendwann ließen sie den Wald hinter sich. Die Straße führte an Weidensträuchern vorbei, den Hügel hinab zu einer Brücke, bis sie sich vor einem Kahlen Stein gabelte. Ein Abzweig kletterte einen flacheren Hügel hinauf, der andere bog scharf nach Westen ab, um sich durch ein Tal zu ziehen und wieder im Wald zu verschwinden. Er war es, der nach Alsgara führte. Unweit der Straße waren Arbeiten im Gange. Ein Turm sowie die Westmauer einer Festung standen bereits, außerdem große Baracken und zwei Wachtürme. Auch am Hügel wurde gebaut. Dort entstanden Kasernen und eine Befestigung zu beiden Seiten der Straße. Auf der Spitze des Hügels ragte ein weiterer Wachturm auf.
    Schon kamen ihnen fünf Nabatorer mit

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