Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
lang.«
    »Etwas mehr Respekt, wenn ich bitten darf«, konterte Ga-nor. »Ich hätte meine Seele beinah Ug überantwortet. Ich wäre nämlich fast über ein paar Späher gestolpert. Die hatten sich verdammt gut getarnt. Aber glaub mir, sie waren nicht weniger erstaunt als ich.«
    »Und was ist aus ihnen geworden?«
    »Nun … ich bin ganz schön in Schweiß geraten, als ich ihre Leichen zum Fluss geschleift und alle Spuren verwischt habe. Morgen früh fällt ihr Verschwinden mit Sicherheit auf, dann wird hier ordentlich was losbrechen. Die Nabatorer werden den Wald durchkämmen. Diesmal aber richtig.«
    »Dann nehmen sie sich auch das Dorf vor.«
    »Kaum, denn sie haben sich ohnehin in fast jedem Haus einquartiert, was sollen sie also groß in den eigenen vier Wänden suchen? Abgesehen davon bauen sie am Ostrand des Dorfs Kasernen, unmittelbar an der Straße. Etwas weiter hinten entsteht eine Art Fort oder Festung. Selbst nachts arbeiten sie daran weiter. Glaub mir, die verschanzen sich. Und während unsere Leute Löcher in die Luft starren, bereiten die alles für ein großes Blutbad vor.«
    Während Ga-nor weiterberichtete, aß Luk und sank allmählich in den Schlaf.
    Als der erste Hund im Dorf wie panisch anschlug, schlummerte Luk noch süß und selig. Kurz darauf stimmte ein zweiter in sein Gekläff ein. Dann ein dritter, schließlich immer mehr und mehr.
    Luk fuhr hoch. Eine Gänsehaut rieselte über seinen Rücken. »Was haben die denn?«
    »Keine Ahnung«, murmelte Ga-nor, ohne die Augen zu öffnen. »Schlaf einfach weiter.«
    »Die bellen aber irgendwie komisch. Spitz mal deine Ohren!«
    Das jaulende Gekläff der Hunde wogte bis zum Firmament hinauf, wurde zurückgeworfen und lief durchs Flussbecken, um die nächtliche Stille zu verjagen. Die Erde selbst schien zu stöhnen und unter dem Gebell zu erzittern. Am liebsten hätte sich Luk die Ohren zugehalten. Nur um
das
nicht zu hören.
    »Unsere Alten sagen, wenn ein Hund bellt, leidet er«, bemerkte Ga-nor nach einer Weile. »Aber wenn zwei bellen, naht ein Unglück.«
    »Was willst du damit andeuten?«
    »Nichts weiter als das, was ich gesagt habe.« Der Irbissohn drehte sich auf die andere Seite. »Schlaf noch ein bisschen. Es tagt bald.«
    Und dann beruhigten sich die Hunde wie auf Befehl wieder.
    Ga-nor schlief längst tief und fest, als Luk sich immer noch von einer Seite auf die andere wälzte. Das Gejaule der Hunde klang ihm nach wie vor in den Ohren.

Kapitel
8
    Die Flügelope reckte ihre große, feuchte Nase bald in die eine, bald in die andere Richtung und merkte auf. Die Düfte des frühen Morgens, des frischen Grases und der blühenden Erdbeeren durchzog noch ein weiterer, ein feiner, kaum wahrnehmbarer Geruch. Ein lang ersehnter, ein betörender Geruch. Doch der Wind drohte, ihn davonzutragen. Wenn die Flügelope nicht gleich losstürzte, war die Spur erkaltet.
    Das Tier spannte seine Flügel und jagte der Beute nach. Erwacht aus einem fünfjährigen Schlaf, wollte es endlich fressen. Während die Flügelope über den Wald dahinschoss, sammelte sie in ihrem Maul Gift. Obwohl sie an einem großen, sumpfigen See einen jungen Hirsch aufschreckte, ließ sie nicht von der Verfolgung ihrer ursprünglichen Beute ab, denn das Geschöpf, an dem sie sich heute satt essen wollte, reizte sie weit mehr.
    Erst nach acht League kam ihr Ziel in Sicht. Der schwere, berauschend süße Geruch von frischem Fleisch kündete von ihm, ehe die Flügelope auch nur die acht kleinen Punkte ausmachte, die sich hintereinander über einen Waldpfad bewegten.
    Auf sechs Vierbeinern, angsterfüllten Pferden, saßen sechs Zweibeiner: zarte und süße Menschen. Die zwei anderen Punkte verströmten einen unangenehmen Geruch. Dergleichen hatte sie noch nie gerochen. An jedem anderen Tag hätte die Flügelope ihre Beute erst eine Weile beobachtet, ehe sie angriff. Aber heute gewann der Hunger die Oberhand über jede Vorsicht. Außerdem: Welche Gefahr sollte ihr von denen da unten schon drohen?
    Sie war derart damit beschäftigt, sich ihr Opfer herauszupicken, dass sie das Dorf hinter dem Wald nicht auf Anhieb bemerkte. Selbst die Flügel zitterten ihr vor Vorfreude. So viel Fleisch! Sie hatte nicht einmal geahnt, dass es in dieser Gegend so viel leckeres Essen gab. Nur gut, dass sie das alte Nest verlassen und hierhergekommen war. Sicher, der Flug hatte sie die letzten Kräfte gekostet, sodass sie eines langen Schlafs bedurft hatte. Aber dafür würde sie sich nun gehörig den Bauch

Weitere Kostenlose Bücher