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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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noch ein Unglück, das sage ich dir.«
    Obwohl Ga-nor keinen Ton erwiderte, verrieten seine Augen, dass auch er Luks Ängste teilte.
    Nervös nestelte der Nekromant vor der Tür an seinem Umhang, damit dieser gleichmäßig fiel. Dann rückte er den Gürtel mit dem Krummschwert zurecht. Wer vor eine der Gebieterinnen trat, hatte tadellos auszusehen. Schließlich hob er die Hand, um anzuklopfen, doch da erklang von drinnen eine Stimme: »Komm herein, Auserwählter. Was wartest du vor der Tür?«
    In ihrem Ton schwang Spott mit. Der Nekromant öffnete mit ehrfurchtsvoll gesenktem Blick die Tür, trat ein und ließ sich auf ein Knie nieder, die linke Hand um den Stab gelegt, die rechte aufs Herz gepresst, ganz wie es die traditionelle Verbeugung des Auserwählten vor einer Gebieterin vorschrieb.
    »Verzichten wir auf die Formalitäten. Schließ lieber die Tür, es wird kalt.«
    Erst jetzt löste er den Blick vom Boden – nur um ihn sofort wieder auf seine Stiefelspitzen zu richten.
    Thia stieß ein freches Lachen aus. »Ich habe darum gebeten, die Formalitäten zu vergessen. Also sieh mich ruhig an, ich erlaube es dir.«
    Sie saß in einem bronzenen Zuber, mit dem Rücken zu ihm. Das Haar wand sich in zwei dunklen Zöpfen um ihren Kopf, von brillantenen Nadeln gehalten. Aus dem Schaum ragten lediglich die schmalen Schultern und der aparte Hals heraus.
    Obwohl der Nekromant das Gesicht nicht sah, wusste er, wen er vor sich hatte: die Herrin Thia. Auch Flamme des Sonnenuntergangs genannt.
    Diejenige, die im ganzen Imperium nur unter dem Namen Typhus bekannt war.
    »Sprich.«
    »Ich bin einer Frau begegnet, die möglicherweise über die Gabe verfügt.«
    »
Möglicherweise?
Dieses Wort mag ich gar nicht. Und ich will nicht hoffen, einzig wegen eines
möglicherweise
diese beschwerliche Reise auf mich genommen zu haben«, stellte sie mit kalter Stimme klar. »Fahr fort!«
    »Bei meinem Eintreffen hier im Dorf habe ich ein Echo wahrgenommen, das von der Anwendung der Gabe herrührte.«
    »Das klingt schon besser. Und du warst dir deiner Sache sicher?«
    »Um vollends sicherzugehen, habe ich alles überprüft, bevor ich den Boten ausgeschickt habe. Es ist keine Schreitende. Vielleicht handelt es sich um eine Autodidaktin, aber das vermag ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Entweder täusche ich mich also – oder sie ist sehr gefährlich.«
    »Oder wir haben es mit einem echten Juwel zu tun. Ist sie noch im Dorf?«
    »Ja. Ich lasse sie bewachen.«
    »Warum hast du sie dann nicht gleich mitgebracht? Also, hol sie! Wir wollen uns deinen Fund einmal etwas genauer ansehen.«
    »Sie wird in einer halben Stunde bei Euch sein.«
    Mit einer Geste bedeutete die Verdammte Typhus dem Nekromanten zu gehen. Dann schloss sie die Augen und streckte sich genüsslich in dem schaumgekrönten Wasser aus.

Kapitel
9
    »Irgendein Dreckschwein hat heute Nacht die Lampe aus dem Hof geklaut«, brummte Bamuth, der erneut an einem Holzmännchen schnitzte. »Außerdem … haben die Hunde gegen Morgen wie verrückt gebellt.«
    »Die werden noch ganz anders brüllen, wenn der Nekromant zurückkommt, das versichere ich dir«, antwortete Shen, der mit vor der Brust verschränkten Armen auf der Holzbank lag, den Kopf auf die eingerollte Jacke gebettet, die Augen geschlossen. »Und wir auch.«
    »Der hat sich doch schon seit einer Woche nicht mehr blicken lassen. Ich sag dir, der hat uns glatt vergessen.«
    »Stell dich nicht dümmer, als du bist«, blaffte Knuth ihn an. »Wenn der uns wirklich vergessen hätte, dann wären auch diese Nasenlosen, die er am Tor zu unserer Bewachung abgestellt hat, längst verschwunden. Nein, der Nekromant will Lahen! Und er wird nicht lockerlassen.«
    »Das heißt, er ist nur hinter ihr her. In dem Fall hätten wir nichts von ihm zu befürchten.«
    »Du Idiot«, murmelte Knuth.
    »Wieso das?«, fragte Bamuth gelassen.
    »Weil du bei einem Nekromanten immer mit dem Schlimmsten rechnen musst. Deshalb. Der schnappt sich Lahen – und uns gleich mit, damit wir ihr Gesellschaft leisten.«
    »Warum hab ich den Grauen nicht bloß schon im Wald umgelegt? Eine derart günstige Gelegenheit bietet sich nie wieder! Dann wären wir inzwischen alle längst wieder in Alsgara.«
    Auf Gnuzz’ Gesicht spiegelte sich Zustimmung wider. Auch er bedauerte, die Chance, ein hübsches Sümmchen zu verdienen, nicht genutzt zu haben.
    »In dem Fall würde Moltz dir höchstpersönlich den Hals umdrehen.«
    »Komm mir nicht immer mit Moltz! Wir sind

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