Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind (German Edition)

Wind (German Edition)

Titel: Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
unterbrochenen Ring.«
    Ich verstand nicht gleich … dann kam es mir. Ich musste daran denken, wie oft Cort mich einen Dummkopf geheißen hatte – einen Langsamdenker von den Augenbrauen aufwärts. Er hatte uns allen solche und schlimmere Namen gegeben – natürlich hatte er das getan, weil es zu seiner Aufgabe gehörte –, aber als ich hier in Debaria im Gefängnis stand, während draußen der heiße Wüstenwind heulte, musste ich ihm recht geben. Ich war ein Langsamdenker. Noch vor wenigen Minuten hätte ich wetten können, wenn es mehr als die Erinnerung an eine Tätowierung gäbe, dann hätte ich von Billy einen Hinweis darauf bekommen, als ich ihn hypnotisiert hatte. Jetzt wurde mir klar, dass ich diesen Hinweis tatsächlich bekommen hatte.
    Gibt es sonst noch was?, hatte ich ihn gefragt, obwohl ich zu wissen glaubte, dass es nichts mehr gab, und ihn nur aus der Trance erwecken wollte, die ihm offenbar zusetzte. Und als Billy geantwortet hatte – die weiße Narbe; aber zweifelnd, als fragte er sich das selbst –, hatte der dumme Roland nicht weiter darauf geachtet.
    Die Salzhauer wurden allmählich unruhig. Ollie Ang, der mit der rostigen Armbanduhr, verkündete laut, er habe seinen Teil getan und wolle jetzt ins Busted Luck zurück, um sich seine verdammten Stiefel und den versprochenen Drink zu holen.
    »Welcher?«, fragte ich Billy.
    Er beugte sich vor und flüsterte es mir ins Ohr.
    Ich nickte und drehte mich dann zu der Gruppe am Ende des Gangs um. Jamie, der sie aufmerksam beobachtete, hatte inzwischen beide Hände auf die Griffe seiner Revolver gelegt. Die Männer schienen etwas in meinem Gesicht zu lesen, jedenfalls waren sie verstummt und starrten mich nun an. Die einzigen Geräusche waren das Heulen des Windes und das Prasseln der Alkalikörner an die Außenwand des Gebäudes.
    Was dann passierte, habe ich mir seither oft durch den Kopf gehen lassen, aber ich glaube nicht, dass wir es hätten verhindern können. Schließlich wussten wir nicht, wie rasend schnell die Veränderung vor sich gehen konnte; auch Vannay hatte das offenbar nicht gewusst, sonst hätte er uns vorgewarnt. Das sagte sogar mein Vater, als ich meinen Bericht beendet hatte und unter den dräuend auf mich herabblickenden Büchern darauf wartete, dass er mein Verhalten in Debaria beurteilte – nicht als mein Vater, sondern als mein Dinh.
    Für eine Entscheidung war und bin ich dem Schicksal dankbar. Ich wollte Peavy schon auffordern, den von Billy genannten Mann zu mir zu bringen,überlegte mir die Sache dann aber doch anders. Nicht weil Peavy meinem Vater einst beigestanden hatte, sondern weil Little Debaria und die Salzhäuser nicht sein Revier waren.
    »Wegg«, sagte ich also. »Ollie Ang zu mir, wenn’s Euch beliebt.«
    »Welcher ist das?«
    »Der mit der Uhr am Handgelenk.«
    »Jetzt aber!«, quakte Ollie Ang, als Konstabler Wegg ihm eine Hand auf den Arm legte. Für einen Kumpel war er leicht, fast zierlich gebaut, aber seine Arme waren mit Muskeln bepackt, und ich konnte weitere Muskelpakete unter den Schultern seines leinenen Arbeitshemds sehen. »Was soll das? Ich hab nichts getan! Es ist nicht gerecht, mich rauszuholen, nur weil der Bengel sich wichtigtun will!«
    »Maul halten«, sagte Wegg und zerrte ihn durch die kleine Gruppe von Bergleuten.
    »Zieh noch mal die Hosenbeine hoch«, forderte ich ihn auf.
    »Fick dich, Rotzlöffel! Und das Pferd, auf dem du hergeritten bist!«
    »Zieh sie hoch, sonst tu ich es für dich.«
    Er nahm die Hände hoch und ballte sie zu Fäusten. »Trau dich nur! Versuch doch …«
    Jamie trat hinter ihn, zog einen seiner Revolver, warf ihn hoch, dass er sich drehte, fing ihn am Lauf auf und zog Ang dann den Griff über den Schädel. Ein ganz exakt berechneter Schlag: Er wurde nicht bewusstlos, aber seine Fäuste sanken herab. Wegg packte den Mann unter den Achseln, als dessen Knie nachgaben. Ich zog das rechte Bein seiner Latzhose hoch und sah die blaue Tätowierung aus dem Militärgefängnis Beelie, die jedoch durch eine breite, weiße Narbe, die bis zum Knie hinaufführte, zerschnitten wurde – beziehungsweise unterbrochen, wie Billy Streeter gesagt hatte.
    »Die hab ich gesehen«, hauchte Billy. »Die hab ich gesehen, als ich unter dem Sattelzeug gelegen hab.«
    »Das erfindet er«, murmelte Ang. Er wirkte benommen, und seine Worte klangen undeutlich. Von der Stelle, an der Jamies Revolvergriff ihm eine kleine Platzwunde zugefügt hatte, lief ihm ein dünner Blutfaden übers

Weitere Kostenlose Bücher