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Wind (German Edition)

Wind (German Edition)

Titel: Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Verlauf bezeichneten. Am Morgen waren sie sogar an einem aufgegebenen Laden mit einem kaum noch lesbaren Schild vorbeigekommen: TOOK’S GEMISCHTWARENHANDLUNG – AUSSENSTELLE . Sie hatten sich dort nach Vorräten umgesehen – Jake und Oy waren noch bei ihnen gewesen –, aber nichts außer Staub, uralten Spinnweben und einem Skelett gefunden, das vermutlich von einem großen Waschbären, einem kleinen Hund oder einem Billy-Bumbler stammte. Oy hatte es flüchtig beschnüffelt und dann auf die Knochen gepinkelt, bevor er aus dem Laden gelaufen war und sich mit seinem um die Pfoten gekringelten Ringelschwanz auf einen Hügel mitten auf der alten Straße gesetzt hatte. Dort hatte er die Schnauze in die Richtung gestreckt, aus der sie gekommen waren, und geschnüffelt.
    Roland hatte den Bumbler schon mehrmals dabei beobachtet, dass er das tat, und sich darüber Gedanken gemacht, auch wenn er zunächst nichts gesagt hatte. Folgte ihnen jemand? Das glaubte er eigentlich nicht, aber die Haltung des Bumblers – Nase hochgereckt, Ohren gespitzt, Schwanz um die Pfoten gerollt – rief irgendeine alte Erinnerung oder Assoziation wach, die er sich nicht ganz ins Gedächtnis zurückrufen konnte.
    »Warum will Jake allein sein?«, fragte Susannah.
    »Findest du das beunruhigend, Susannah von New York?«, fragte Roland.
    »Ja, Roland von Gilead, ich finde es beunruhigend .« Sie lächelte durchaus freundlich, aber in ihren Augen glitzerte wieder das alte boshafte Licht. Das war der Detta-Walker-Aspekt ihrer Persönlichkeit, vermutete Roland. Er würde nie ganz verschwinden, aber das bedauerte er nicht. Ohne dass die widersprüchliche Frau, die sie einst gewesen war, weiter wie ein Eissplitter in ihrem Herzen steckte, wäre sie nur eine attraktive Schwarze ohne Beine unterhalb der Knie gewesen. Mit ihr war sie jemand, mit dem man rechnen musste. Eine gefährliche Persönlichkeit. Ein Revolvermann.
    »Er hat reichlich Stoff zum Nachdenken«, sagte Eddie ruhig. »Er hat viel durchgemacht. Nicht jedes Kind kehrt von den Toten zurück. Und Roland hat natürlich recht – wenn sich jemand mit ihm anlegt, dürfte dieser Jemand den Kürzeren ziehen.« Eddie hielt den Rollstuhl an, wischte sich mit dem Unterarm Schweiß von der Stirn und sah zu Roland hinüber. »Gibt’s in diesem speziellen Vorort von Nirgendwo überhaupt Jemande, Roland? Oder sind die alle weitergezogen?«
    »Ein paar gibt es bestimmt, nehme ich an.«
    Er nahm es nicht nur an; während sie weiter dem Pfad des Balkens folgten, waren sie mehrmals heimlich beobachtet worden. Einmal von einer Frau, die ihre Arme ängstlich um zwei Kinder gelegt hatte und in einem Wickeltuch einen Säugling trug. Einmal von einem alten Farmer – dem zuckenden Tentakel nach zu urteilen, der ihm von einem Mundwinkel herabhing, ein Halb-Mutie. Eddie und Susannah hatten keinen dieser Leute gesehen oder die anderen gespürt, die nach Rolands Überzeugung, in Hainen oder hohem Gras sicher versteckt, ihr Vorbeiziehen verfolgt hatten. Eddie und Susannah hatten noch viel zu lernen.
    Zumindest schienen sie schon einiges Brauchbares gelernt zu haben, denn Eddie fragte jetzt: »Sind es die, die Oy ständig hinter uns wittert?«
    »Das weiß ich nicht.« Roland überlegte, ob er hinzufügen solle, Oy gehe bestimmt etwas andres durch seinen merkwürdigen kleinen Bumblerkopf, entschied sich dann aber dagegen. Der Revolvermann hatte lange Jahre allein gelebt. Seine Gedanken für sich zu behalten war ihm zur Gewohnheit geworden. Wenn ihr Ka-Tet stark bleiben sollte, würde er sich das abgewöhnen müssen. Aber nicht jetzt, nicht zu dieser Stunde.
    »Kommt, wir wollen weiter«, sagte er. »Bestimmt wartet Jake weiter vorn auf uns.«

2
    Zwei Stunden später, kurz vor Mittag, erreichten sie einen Hügelrücken und machten dort halt. Sie blickten auf einen breiten, langsam dahinfließenden Fluss hinunter, der unter dem bewölkten Himmel zinngrau aussah. Am Nordwestufer – auf ihrer Seite des Flusses – stand ein scheunenartiges Gebäude, dessen grelles Grün in den trüben Tag hinausschrie. Die offene Giebelseite ragte auf Pfählen, die im selben grellen Grün gestrichen waren, übers Wasser hinaus. Dort lag, mit dicken Trossen an zwei Pfählen vertäut, ein mindestens 25 mal 25 Meter großes Floß. Es war gelb und rot gestreift. In der Mitte ragte eine hohe Holzstange auf, die eine Art Mast zu sein schien, aber das dazugehörige Segel war nirgends zu sehen. Dem Ufer zugewandt, standen mehrere Korbsessel

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