Wind (German Edition)
durch die Hand ihres Sohns sterben würde?«
»Ich glaube nicht, dass er sich so ausgedrückt hat, aber … ja.«
»Dann wäre es kein Wunder gewesen, dass sie halb verrückt war, als sie diesen Brief geschrieben hat.«
Er antwortete lange nicht. Als sie schon glaubte, er würde es gar nicht tun, sprach er doch. In seiner Stimme – kaum zu entdecken, aber eindeutig vorhanden – lag ein Zittern, das Susannah bei ihm noch nie gehört hatte. »Sie hat alles in der Niederen Sprache geschrieben – bis auf die letzte Zeile. Die hat sie in der Hohen Sprache geschrieben, jedes Schriftzeichen wunderschön ausgeführt: Ich verzeihe dir alles. Und: Kannst du mir verzeihen? «
Susannah spürte, dass ihr eine einzelne Träne, warm und sehr menschlich, aus einem Augenwinkel über die Wange lief. »Und konntest du es, Roland? Hast du es getan?«
Weiterhin aus dem Fenster blickend, lächelte Roland aus Gilead, Sohn von Steven und Gabrielle, geborene von Arten. Das Lächeln erhellte sein Gesicht wie der erste Sonnenstrahl eine felsige Landschaft. Bevor er zu seiner Gunna zurückging, um ihnen ein Frühstück am Nachmittag zuzubereiten, sprach er ein einziges Wort.
Das Wort war ja .
3
Sie verbrachten eine weitere Nacht in dem Versammlungshaus. Es gab Geselligkeit und Palaver, aber keine Geschichten mehr. Am folgenden Morgen packten sie ihre Gunna und zogen auf dem Pfad des Balkens weiter – zur Calla Bryn Sturgis und ins Grenzland, nach Donnerschlag und zum Dunklen Turm hinter dem Horizont. Das sind die Dinge, die einst vor langer Zeit geschahen.
NACHWORT
In der Hohen Sprache sah Gabrielle Deschains letzte Mitteilung an ihren Sohn so aus:
ICH ER EIHE DIR ALLES
KANNS D MIR ER EIHEN
Die beiden schönsten Wörter jeder Sprache sind ICH ER EIHE : Ich verzeihe .
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