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Wind (German Edition)

Wind (German Edition)

Titel: Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wieder seine Gelenke knacken.
    »Schaffst du’s allein zurück?«, fragte Eddie ihn.
    »Oh, aye«, sagte Bix. »Wäre jetzt Frühling, vielleicht nicht – der Whye ist nicht so friedlich, wenn der Schnee schmilzt und der Regen kommt –, aber jetzt? Pissleicht. Ich kurble ein bisschen gegen die Strömung an, dann sichre ich den Bolzen, damit das Floß nicht zurücktreibt, während ich mich zwischendurch vom Kurbeln ausruhe. Das dauert möglicherweise vier Stunden statt nur einer, aber ich komme rüber. Bisher war das jedenfalls immer so. Ich wollte nur, ich hätte euch mehr Essen mitgeben können.«
    »Wir kommen zurecht«, sagte Roland.
    »Na gut. Schön.« Der Alte schien sich kaum von ihnen trennen zu können. Er sah von einem Gesicht zum anderen – ziemlich ernst – und grinste dann zahnlos. »Es war ein glückliches Zusammentreffen, nicht wahr?«
    »Das können wir bestätigen«, sagte Roland.
    »Und wenn ihr zurückkommt, müsst ihr den alten Bix besuchen. Ihm von euren Abenteuern erzählen.«
    »Machen wir«, sagte Susannah, obwohl sie wusste, dass sie niemals wieder hier vorbeikommen würden. Das war etwas, was sie alle wussten.
    »Und nehmt euch vor dem Stoßwind in Acht! Mit dem ist nicht zu spaßen. Aber euch bleibt noch ein Tag, vielleicht sind’s sogar zwei. Du drehst dich noch nicht im Kreis, nicht wahr, Oy?«
    »Oy!«, antwortete der Bumbler.
    Bix ließ einen schweren Seufzer hören. »Geht jetzt eures Weges«, sagte er. »Und ich gehe meinen. Bald werden wir uns alle verkriechen müssen.«
    Roland und sein Tet machten sich daran, dem Sträßchen zu folgen.
    »Noch was!«, rief Bix ihnen nach, worauf sich alle noch einmal umdrehten. »Wenn ihr den verfluchten Andy seht, sagt ihm, dass ich keine Lieder hören und erst recht kein gottverdammtes Horraskop gestellt kriegen will!«
    »Wer ist Andy?«, rief Jake zurück.
    »Ach, lass gut sein, wahrscheinlich begegnet ihr ihm sowieso nicht.«
    Das waren die letzten Worte des Alten zu diesem Thema, und keiner von ihnen würde sich an sie erinnern, obwohl sie Andy später in der Landgemeinde Calla Bryn Sturgis begegnen würden. Später, nachdem der Sturm vorbei war.

8
    Bis zu dem verlassenen Dorf waren es doch nur fünf Meilen, und sie erreichten es in weniger als einer Stunde, nachdem sie von Bord der Fähre gegangen waren. Noch weniger Zeit brauchte Roland, um ihnen vom Stoßwind zu erzählen.
    »Früher ist er ein-, zweimal im Jahr durch den Großen Wald nördlich von Neu-Kanaan runtergekommen, obwohl wir in Gilead nie welchen hatten; er ist immer in die Höhe abgelenkt worden, bevor er so weit gekommen ist. Aber ich erinnere mich, auf der Landstraße nach Gilead einmal Karren gesehen zu haben, die mit steif gefrorenen Leichen beladen waren. Farmer und ihre Angehörigen, vermute ich. Wo ihre Throcken gewesen sind – ihre Billy-Bumbler –, weiß ich nicht. Vielleicht sind sie krank geworden und eingegangen. Ohne sie waren diese Leute jedenfalls ganz unvorbereitet. Der Stoßwind kommt sehr plötzlich auf, müsst ihr wissen. Eben noch fühlt man sich behaglich warm – weil das Wetter vor jedem dieser Stürme wärmer wird –, dann fällt er über einen her wie ein Wolf über eine Lämmerherde. Die einzige Vorwarnung ist das Geräusch, das die Bäume machen, wenn der Stoßwind über sie hinweggeht. Ein dumpfes Knacken wie das von Handgranaten, die im Schlamm detonieren. Wohl das Geräusch, das lebendes Holz macht, wenn es sich plötzlich zusammenzieht. Aber als das zu hören war, war es für die Menschen auf dem Feld längst zu spät.«
    »Kalt also«, sagte Eddie nachdenklich. »Wie kalt?«
    »Die Temperatur kann in weniger als einer Stunde auf bis zu vierzig Limbit unter null sinken«, sagte Roland tonlos. »Teiche frieren mit einem Knall, als durchschlüge eine Kugel eine Fensterscheibe, augenblicklich zu. Vögel erstarren im Flug zu Eis und fallen vom Himmel. Gras wird zu Glas.«
    »Du übertreibst«, sagte Susannah. »Das muss übertrieben sein.«
    »Kein bisschen. Aber die Kälte ist nicht alles. Der Wind erreicht Orkanstärke und bricht die gefrorenen Bäume wie Strohhalme ab. Solche Stürme können dreihundert Räder weit toben, bevor sie so plötzlich in den Himmel aufsteigen, wie sie hereingebrochen sind.«
    »Wie kommt es, dass die Bumbler sie vorausahnen können?«, fragte Jake.
    Roland schüttelte nur den Kopf. Das Warum der Dinge hatte ihn nie sonderlich interessiert.

9
    Sie kamen an einem auf dem Sträßchen liegenden abgebrochenen

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