Winston 2 - Agent auf leisten Pfoten (German Edition)
Regal und schöpft die oberen Pelmeni hinein. Ob ich die fressen darf? Ich strecke den Kopf vor.
»Vorsicht, heiß!«, warnt Kira. »Du kannst gern einen haben, mehr aber auch nicht. Sonst gibt’s richtig Ärger mit Mama. Und mit mir. Also – Rüssel weg von der Schüssel!« Mit einer Gabel fischt sie eine Teigtasche heraus, pustet ein bisschen und legt sie dann in meinen Napf. Flugs springe ich auf den Boden und schlinge sie hinunter. Was soll ich sagen: KÖSTLICH! Genau das Richtige für einen Samstagmittag – mehr davon! Ich maunze laut und vernehmlich.
»Winston, nicht betteln! Wenn etwas übrig bleibt, bekommst du natürlich noch ein paar.« Sie fischt die restlichen Pelmeni aus dem kochenden Wasser und legt sie ebenfalls in die Schüssel, dann deckt sie das Ganze mit einem Stück Alufolie ab.
»So, noch die Butter umfüllen …«
»Huhu! Wir sind wieder da!«, ruft in diesem Moment Annas Stimme durch den Flur. »Kira? Wo bist du?«
Kira nimmt den kleinen Topf mit der Butter vom Herd und wischt sich kurz die Hände an der Hose ab.
»So! Babuschka ist da! Also benimm dich, Winston.« Dann saust sie aus der Küche und lässt mich dort allein. Maunz! Die kommt bestimmt so schnell nicht wieder – das ist meine Chance, den Brief aus dem Mülleimer zu holen und in Sicherheit zu bringen. Ich trabe zur Spüle und drücke mit der Schnauze fest gegen die Schranktür. Wenn ich es nämlich richtig beobachtet habe, lassen sich die Küchenschränke durch Druck öffnen. Tatsächlich! Die Tür schwingt auf und gibt den Blick auf den Mülleimer frei. Ich stecke meinen Kopf in den Schrank und hebe mit dem Kopf den Mülleimerdeckel hoch. Hm. Auf den ersten Blick kann ich den Brief nicht sehen. Leider scheint Kira ihn ziemlich tief hineingesteckt zu haben.
Vorsichtig schiebe ich mit dem Maul ein Salatblatt zur Seite. Immer noch nichts. Okay, dann muss auch die leere Milchtüte weichen. Ich ziehe sie aus dem Eimer, leider fällt mit ihr auch eine Bananenschale zu Boden, dann ein Eierkarton. Sehe ich da einen Zipfel des Briefes? Ich stecke meinen Kopf tiefer in den Eimer, mit einer Pfote fasse ich nach und hole dabei noch zwei alte Joghurtbecher und drei Eierschalen heraus. Da – ich kann den Zettel sehen! Noch schnell ein paar Kartoffelschalen und eine zerknüllte Plastiktüte aus dem Mülleimer herausgepflückt, dann einen Kaffeefilter, leider mit Inhalt, und endlich habe ich das Blatt Papier im Maul.
Vorsichtig lege ich den Zettel vor mir auf den Boden und betrachte ihn – er ist zwar mittlerweile ziemlich aufgeweicht, zum Glück kann man die aufgeklebten Buchstaben aber noch gut lesen. Hipp, hipp, hurra! Jetzt muss ich nur noch ein sicheres Versteck für das Blatt finden, habe da aber schon eine Weltklasseidee. Ich nehme den Zettel ins Maul, springe auf die Arbeitsplatte und laufe Richtung Herd. Dort steht der Kasten, in dem Anna ihr Haushaltsbuch und alte Bons und Rechnungen aufbewahrt. Ein ideales Versteck, Anna rechnet nämlich nur einmal pro Woche ab und hat das gestern erst gemacht. Vorsichtig schiebe ich den Zettel zwischen die anderen Papiere im Kasten. Perfekt! Fällt überhaupt nicht auf, und wenn Kira später mehr Zeit hat, zeige ich ihr, wie wichtig der angebliche Müll ist.
Apropos Müll: Um das Chaos auf dem Küchenfußboden muss ich mich ja auch noch kümmern! Nicht dass Babuschka gleich den schlechtesten Eindruck von mir bekommt. Auf dem Weg vom Zettelkasten zum Ende der Arbeitsplatte komme ich an der Schüssel mit den warmen Pelmeni vorbei. Sie duften einfach verführerisch! Und eigentlich habe ich immer noch wahnsinnigen Hunger. Ob ich nicht einfach …? Nein, Winston , ermahne ich mich selbst. Räum lieber schnell auf und dann husch ins Körbchen. Bestimmt kommt Anna mit Babuschka irgendwann in die Küche!
Gut, das stimmt natürlich. Allerdings knurrt mein Magen gerade ganz schlimm und allein der Gedanke an das leckere Pelmeni, das ich eben schon fressen durfte, macht mich ganz mürbe. Ich meine – wenn ich eins fressen durfte, kann doch eigentlich niemand etwas gegen ein zweites haben, oder? Und wenn ich gaaanz vorsichtig die Alufolie zur Seite ziehe und nur ein winzig kleines herausnehme? Das merkt doch niemand!
Gedacht, getan: Ich mache mich an der Folie zu schaffen und angle mit meiner Pfote sehr geschickt ein Teigtäschchen aus der Schüssel. Schnapp! Schon habe ich es verspeist. Einfach HIMMLISCH! Und es sind ja immer noch genug Pelmeni in der Schüssel. Ich könnte doch glatt noch
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