Winston 2 - Agent auf leisten Pfoten (German Edition)
verlassen.«
Das scheint Tom erklärungsbedürftig zu finden, jedenfalls holt Kira Luft und schickt dann noch ein paar Sätze hinterher. »Ich habe gerade totalen Stress mit meiner Mutter. Sie sagt, ich darf erst raus, wenn ich mich bei ihr entschuldigt habe. Aber das mache ich auf keinen Fall, und wenn ich hier drei Jahre sitzen bleibe. Denn ich bin gar nicht schuld.«
Wieder Gebrabbel.
»Okay, dann ruf mich an, wenn du Pauli erreicht hast. Tschüss, Tom!« Sie beendet den Anruf, legt ihr Handy auf ihren kleinen Schreibtisch und setzt sich wieder aufs Bett. Ich springe zu ihr hoch, um ein paar Streicheleinheiten abzugreifen. Funktioniert immer!
»Mann, Winston, was machen wir denn nun? Und gerade jetzt sitze ich hier fest – das ist doch wirklich ätzend! Oder soll ich mich doch entschuldigen?« Sie seufzt. »Aber eigentlich will ich das nicht.«
Es klopft an der Tür.
»Ja?«
»Kira, ich bin’s, Werner. Darf ich reinkommen?«
Kira zögert, ruft dann aber: »Von mir aus. Kommen Sie rein.«
Die Tür öffnet sich und Werner steht im Zimmer. Er schaut etwas verlegen, dann zieht er den Schreibtischstuhl Richtung Bett und setzt sich zu uns.
»Was gibt’s?« Kira klingt ziemlich trotzig und Werner seufzt.
»Weißt du, ich fühle mich natürlich ziemlich schlecht, weil mein ungezogener Kater so einen Schlamassel verursacht hat.« Was? Meint der etwa mich? Der ist doch mein Herrchen, der kann mir doch nicht einfach so in den Rücken fallen!
Kira sagt nichts, sondern zieht einen Flunsch.
Davon lässt sich Werner allerdings nicht beirren. »Tja, und weil das so ist, würde ich mich gern als Friedensstifter betätigen«, fährt er fort. »Deine Mutter ist nämlich gerade ungefähr genauso unglücklich wie du. Wenn aber zwei von zwei meiner Mitbewohnerinnen so traurig sind, mit anderen Worten: hundert Prozent –, dann gefällt mir das natürlich gar nicht. Also – was kann ich tun?«
Schweigen. Dann zuckt Kira mit den Schultern. »Weiß nicht. Nichts, glaube ich.«
»Na, ich könnte quasi Parlamentär sein.«
Jetzt macht Kira große Augen und ich gleich mit. Parlawas?
»Was ’n das?«, will Kira wissen.
Werner grinst. »Ein Parlamentär ist ein Unterhändler zwischen Ländern oder Menschen, die gegeneinander Krieg führen. Er vermittelt also zwischen Leuten, die am liebsten aufeinander schießen würden. Und das kommt mir bei euch beiden gerade so vor.«
Menschen, die Krieg führen – klingt ein bisschen übertrieben, aber leider nur ein bisschen. Vielleicht wäre es wirklich nicht schlecht, wenn Werner zwischen Anna und Kira vermitteln würde. Sonst sitzen wir nächste Woche immer noch hier und Kira kann uns Muskeltieren nicht dabei helfen, Emilia zu befreien. Und dass Odette und ich das nur mit Unterstützung von Spike und Karamell schaffen, wage ich zu bezweifeln! Also, Werner, lass hören!
»Ich bin ja verglichen mit dir schon steinalt«, meint Werner, »aber trotzdem kann mich meine Mutter richtig nerven. Etwa, wenn sie stundenlang über die schlechte Zeit nach dem Krieg erzählt und wie gut ich es immer hatte. Oder wenn sie mir heute noch einschärft, mich gut zu benehmen, wenn ihre Bridge-Damen kommen. Da kann man nichts machen – Mütter sind eben so. In deinem Alter habe ich mich darüber noch tierisch aufgeregt und versucht, sie zu ändern. Zwecklos. Du kannst einen Menschen nicht ändern. Schon gar nicht deine Mutter.«
Werner lächelt schief, Kira sieht noch nicht sonderlich überzeugt aus. Er unternimmt einen neuen Anlauf.
»Versuche, dir selbst zu sagen, dass sie es nicht macht, obwohl sie dich liebt – sondern weil sie dich liebt.«
Deutliches Schnauben direkt neben mir. »Nee, das kann ich mir nicht sagen – das stimmt nämlich nicht. Mama braucht einfach jemanden, bei dem es immer rundläuft. Ich soll gute Noten schreiben, mich benehmen, fröhlich sein – dann ist alles gut. Aber sobald es bei mir mal schwierig wird, ist Schluss mit lustig. Sie wollte vor Babuschka gut aussehen, und als das nicht geklappt hat, ist sie ausgeflippt.«
Werner legt nachdenklich den Kopf schief. »Aber ist das denn so schwer zu verstehen? Guck mal, Anna sieht ihre Mutter nur ganz selten. Und vielleicht hat sie immer noch ein schlechtes Gewissen, weil ihr Russland damals ohne sie verlassen habt. Nun will sie ihr beweisen, dass es die richtige Entscheidung war und hier alles bestens ist. Da regt sie dann so ein … äh … Zwischenfall ziemlich auf. Deine Oma scheint ja sehr großen Wert auf gute
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