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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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geschafft, dieses Restaurant zu eröffnen.« Er schluckte. »Es ist alles, was ich habe.« Er hielt kurz inne und trank einen Schluck Kaffee. Die anderen am Tisch schwiegen. Robert riss sich zusammen, und seine Stimme nahm wieder den überheblichen Tonfall an. »Selbst wenn Sie mir einen großzügigen Preis bieten würden – was nicht der Fall ist –, würde ich Ihr Angebot ausschlagen. Würde ich dieses Restaurant verkaufen, wäre es so, als würde ich mein Leben verkaufen. Ich will nicht grob zu Ihnen sein, obwohl Sie alles andere als höflich zu mir waren, aber mein Restaurant steht nicht zum Verkauf, egal zu welchem Preis.« Er stand auf und streckte die Hand aus. »Gute Nacht, Inspektor Macke.«
    Macke schüttelte ihm instinktiv die Hand, schien es aber sofort zu bereuen. Sichtlich wütend stand er auf. Sein rundes Gesicht war knallrot. »Wir sehen uns wieder«, sagte er und stürmte hinaus.
    »Was für ein Ochse«, bemerkte Jörg.
    Walter sagte zu Ethel: »Siehst du jetzt, womit wir es hier zu tun haben? Nur weil er eine Uniform trägt, glaubt er, tun und lassen zu können, was er will.«
    Lloyd war schockiert. Besonders Mackes Selbstbewusstsein ängstigte ihn. Der Mann schien sich vollkommen sicher gewesen zu sein, das Restaurant zu dem genannten Preis bekommen zu können. Und er hatte auf Roberts Weigerung reagiert, als wäre es nur ein vorübergehender Rückschlag. Waren die Nazis wirklich schon so mächtig?
    Lloyd dachte an Oswald Mosley und die britischen Faschisten. Auch sie wollten ein Land, in dem die Gesetze durch Gewalt verdrängt wurden. Wie konnten die Menschen nur so dumm sein?
    Sie zogen ihre Mäntel und Hüte an und verabschiedeten sich von Robert und Jörg. Kaum waren sie auf der Straße, stieg ihnen Brandgeruch in die Nase, doch sie schenkten dem weiter keine Beachtung. Zu viert stiegen sie in Walters Wagen, einen BMW Dixi 3/15, von dem Lloyd wusste, dass dieses Modell nichts anderes war als ein in Deutschland produzierter Austin Seven.
    Als sie durch den Tiergarten fuhren, wurden sie von zwei Leiterwagen überholt. Augenblicke später sahen sie den Feuerschein zwischen den Bäumen.
    »Das scheint in der Nähe des Reichstags zu sein«, sagte Maud.
    »Wir sollten lieber nachsehen«, sagte Walter besorgt und wendete.
    Der Brandgeruch wurde immer stärker. Über die Baumwipfel hinweg konnte Lloyd die Flammen sehen. »Das ist ein verdammt großes Feuer«, bemerkte er.
    Sie fuhren auf den Königsplatz zwischen Reichstagsgebäude und Krolloper. Und dann sahen sie es: Der Reichstag stand in hellen Flammen. Rotes und gelbes Licht tanzte hinter den neoklassizistischen Fenstern; Flammen und Rauch quollen aus der Kuppel.
    »Oh nein!«, rief Walter. Lloyd erschrak, als er den Schmerz in der Stimme des Mannes hörte. »O Gott, nein!«
    Walter hielt an, und sie stiegen aus.
    »Eine Katastrophe …«, sagte Walter, der hörbar mit seinen Emotionen kämpfte.
    »So ein wundervolles altes Gebäude!«, rief Ethel bestürzt.
    »Das Gebäude ist mir egal«, sagte Walter zu Ethels und Lloyds Verwunderung. »Da brennt unsere Demokratie.«
    Eine kleine Menschenmenge schaute aus einer Entfernung von gut fünfzig Metern zu. Vor dem Reichstag reihte sich Feuerwehrwagen an Feuerwehrwagen. Die Männer hatten die Schläuche bereits ausgerollt, und Wasser schoss durch die Fenster und in die Flammen. Eine Handvoll Polizisten stand untätig dabei. Walter sprach einen von ihnen an. »Ich bin Reichstagsabgeordneter«, sagte er. »Wann ist das Feuer ausgebrochen?«
    »Vor ungefähr einer Stunde«, antwortete der Polizist. »Wir haben einen der Brandstifter gefasst. Der Mann hatte nichts außer seiner Hose an. Mit der restlichen Kleidung hat er den Brand entfacht.«
    »Sperren Sie das Gebiet ab«, befahl Walter mit der Autorität seines Amtes, »damit die Leute auf Sicherheitsabstand bleiben.«
    »Jawohl«, sagte der Polizist und marschierte los.
    Lloyd, dessen Neugier geweckt war, schlich sich von den anderen weg und näherte sich dem Reichstag. Die Feuerwehrmänner bekamen den Brand allmählich unter Kontrolle; die Flammen loderten nicht mehr so hell, und der Rauch lichtete sich. Lloyd ging an den Löschfahrzeugen vorbei zu einem der Fenster und spähte ins Innere. Er sah auf den ersten Blick, dass es schwere Verwüstungen gegeben hatte. Wände und Decken waren eingebrochen. Männer in Zivil – vermutlich Reichstagsangestellte – stapften zwischen den Trümmern umher und nahmen die Schäden in Augenschein.
    Lloyd ging zum

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