Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
als würde sie auf unebenem Meeresboden plötzlich in eine Vertiefung absacken und wild mit Armen und Beinen rudern, um nicht unterzugehen.
Der Fußtritt an die Schläfe, den sie Charlotte verpasste, war keine Absicht.
Die Vampirin zog sie nach unten und drückte sich ganz flach an die Mauer, damit sie nach vorn fiel.
Madison spürte den brennenden Schmerz, als ihre Wangen und die Arme vom Handgelenk bis zum Ellbogen an der rauen Steinwand aufgeschürft wurden. Ihr Fußgelenk gab nach und ihre linke Körperseite prallte auf den harten Stein unter ihr.
»Weißt du was, Schätzchen?«, säuselte Charlotte. »Bald brauchen wir dich nicht mehr. Der Vermummte wird den Bastard des Rats für sich behalten und dich uns überlassen …«
Das Mädchen spürte, wie salzige Tränen auf ihrem verschrammten Gesicht brannten.
»Was zum Teufel wollt ihr eigentlich von Winter?«, schrie sie und erschrak beim Widerhall ihrer eigenen Stimme.
Die Vampirin lachte von Neuem.
»Du bist ihre beste Freundin und sie hat dir nicht einmal erzählt, dass sie nur zur Hälfte menschlich ist?«, zischte sie giftig.
»Hör auf! Ich will nichts hören von dir.«
Charlotte wartete, dass sie aufstand, doch als Madison am Boden liegen blieb, drückte sie ihr einen Schuh auf die Niere, und die bedrohliche Geste bedurfte keiner weiteren Erklärung.
»Beweg deinen Hintern.«
Der ankommenden Verstärkung gelang es, Rhys und Cameron zu überraschen.
Sie hatten sich bis zuletzt etwas weiter entfernt im Hintergrund gehalten, und jetzt trieben fünf Vampire die beiden Jungen in die Enge.
Das UNTIER erwartete sie gelassen. Es hatte weder Angst zu töten noch, getötet zu werden.
Das Adrenalin und die Gewalt waren eine Droge, die Rhys alles vergessen ließ, sogar seine Mission, sogar den Freund, der an seiner Seite kämpfte.
Er bedauerte nur, Winter nicht noch ein letztes Mal sehen zu können.
Rhys ließ zu, dass das UNTIER seine Gewalt entfesselte, und zog sich in eine Ecke am Rande seines Bewusstseins zurück.
L eichter Regen fiel, als das Grüppchen der St Dewi’s das Heideland durchquerte, durch die feuchte Erde stapfte.
Nur das fahle Licht, das weit entfernt aus einem Fenster der Mühle drang, erlaubte ihnen die Richtung zu erahnen.
Beim Näherkommen vernahmen sie neben dem Tropfen des Regens, dem Plätschern des Bachs und dem Quietschen des Mühlrads die Geräusche des Handgemenges.
Winter fühlte sich immer benommener von den wirren Wahrnehmungen, die sie bestürmten.
Rhys und das UNTIER waren ganz nah, sie fühlte ihre Wut, den entfesselten Blutrausch.
Und Madison …
Sie hoffte von ganzem Herzen, dass sie am Leben wäre, dass sie durch ihr Ankommen nicht Madisons Schicksal besiegeln würden.
Sie mussten sie rasch finden.
Unbewusst beschleunigte sie ihre Schritte, und Vaughan packte sie an der Schulter, um zu verhindern, dass sie davonrannte.
»Ich habe keine Absicht, heute deinem Tod beizuwohnen«, knurrte er drohend.
»Aber sie sind in Gefahr!«, erwiderte Winter und schlug ihm auf den Arm, um sich von seinem Griff zu befreien.
Sie war außer sich, in ihrem Blick funkelte der ganze Zorn der Vampire. Nie war sie ihm so wenig menschlich erschienen.
Der Lehrer verstärkte mit einem amüsierten Lächeln seinen Griff.
»Wenn du die Kontrolle verlierst, verschlimmerst du die Lage.«
Der erste Vampir schnellte mit einem Satz nach vorn, und Eleri Chiplin machte einen Sprung rückwärts, um seinen Krallen auszuweichen.
Ihr Schrei lenkte die Aufmerksamkeit aller Gegner auf sie. Der Vampir haschte in der Luft nach ihr und bereitete einen neuen Angriff vor. Gareth stellte sich schützend vor seine Schwester. Die Luft knisterte vor Spannung.
Erst ein energiegeladenes Beben, dann brach eine wilde Wut los.
»Neeiiiin!« Aus Rhys’ Kehle heulte das UNTIER .
Sie hätten ihm nicht folgen dürfen, sie hätten Winter nicht mitbringen dürfen!
Die Nox stürzten sich mit erregten Kampfrufen ins Gewühl, und die gegnerische Front teilte sich.
Lauf weg! Es ist gefährlich!
, schrie Rhys ihr innerlich zu.
Winter krampfte sich zusammen, übermannt von der Wut des UNTIERS .
Ihr Körper begann, unkontrolliert zu zittern.
Sie hielt es nicht mehr aus.
Du musst weglaufen
, drängte Rhys.
Sie hatte Herzrasen. Die Luft erreichte ihre Lungen nicht mehr. Schließlich gaben ihre Beine nach.
Mad …
, dachte sie, als die Dunkelheit sich über sie senkte.
Die Vampire stürzten sich auf die Gruppe, und Nerys Maddox bleckte drohend ihre
Weitere Kostenlose Bücher